Club-Patriarch Roth wird 80 - und meidet das Stadion
Nürnberg (dpa) - Altersmilde kann man Michael A. Roth wahrlich nicht nennen. Auch mit 80 Jahren mischt sich der einst dienstälteste Präsident der Fußball-Bundesliga in Diskussionen über seinen 1. FC Nürnberg energisch ein, wo es nur geht.
Dabei ist der kleine fränkische Teppich-Unternehmer längst kein Dauergast mehr bei den Spielen des Zweitligaclubs - auch als Zeichen seines ganz persönlichen Protests angesichts der enttäuschenden Entwicklung in den vergangenen Jahren.
„Warum soll ich mir das noch antun? Aber im TV verfolge ich alle Spiele“, sagte Roth kurz vor seinem runden Geburtstag am 13. August der „Bild“-Zeitung. Gefühlsbetont kommentierte er: „Wenn der Club geschlagen wird, werde auch ich geschlagen. Da bin ich am nächsten Tag nicht mehr ansprechbar.“
Bis 2009 führte Roth den fränkischen Traditionsverein - und zwar nicht selten als ziemlich unangenehmer Chef für seine Untergebenen. Roth war ein klassischer Patriarch, ein Uli-Hoeneß-Typ, sein Führungsstil wurde als autoritär, seine Wortwahl als derb empfunden. „Sehr ehrlich, sehr korrekt, sehr geradlinig. Er macht um seine Aussagen eben kein Schleifchen drum“, beschrieb Wolfgang Wolf, einst FCN-Trainer und inzwischen wieder als Sportlicher Leiter im Verein, einmal seinen Vorgesetzten. Wolf war einer von vielen, die von Roth im Laufe von dessen fast 20 Jahren als Vereinsboss rausgeschmissen wurden.
„Ich habe meinen Stil und den kann ich nicht verändern“, kommentierte Roth nach seinem Rücktritt im Sommer 2009. Seine Ära beim Club hatte im Februar 1979 begonnen, als er sich auf einer turbulenten Mitgliederversammlung gegen den bisherigen Präsidenten Waldemar Zeitelhack durchsetzte. Es folgten zwei Amtszeiten mit insgesamt gut zwei Jahrzehnten an der Spitze des Traditionsclubs. Mit großem Einsatz bewahrte Roth seinen Herzensclub wiederholt vor dem finanziellen Absturz. „Der Kampf ist härter geworden, der Wettbewerb schärfer. Man ist überall unter Druck“, sagte Roth einmal.
Seinen größten sportlichen Triumph feierte er im Jahr 2007, als die Nürnberger unter Trainer Hans Meyer den DFB-Pokal gewannen und zugleich mit dem unerwarteten Einzug in den UEFA-Cup die Rückkehr auf die europäische Fußball-Bühne schafften. Doch die Ernüchterung beim „Fahrstuhl-Club“ folgte fix. Nur ein Jahr später ging es wieder runter in die Zweitklassigkeit - dort, wo der FCN nach dem Wiederaufstieg 2009 und dem Wiederabstieg 2014 auch jetzt zu Hause ist.