Sandhausen: Überraschungself statt Punktelieferant
Sandhausen (dpa) - Nach seinen Toren bei den Siegen in Braunschweig und gegen Union Berlin hat Aziz Bouhaddouz gleich mal mit ein paar Liegestütze geglänzt. Das diene, erklärte der Stürmer des SV Sandhausen später, einem guten Zweck.
Pro Liegestütz spenden der 28-jährige Deutsch-Marokkaner und einige Sponsoren einen gewissen Geldbetrag für ein Hilfsprojekt in Südkenia. Wüsste man das nicht, könnte man die Geste aber auch anders interpretieren. „Seht her, wie stark wir sind!“, würde die Botschaft dann lauten.
Sandhausen ist in der 2. Fußball-Bundesliga nach zwei Spieltagen die Mannschaft der Stunde. Trotz des Drucks eines Drei-Punkte-Abzugs wegen Verstößen gegen die Lizenzierungsbestimmungen gewannen die Kurpfälzer in Braunschweig mit 3:1 und besiegten Union nach zweimaligem Rückstand mit 4:3. Doch Präsident Jürgen Machmeier glaubt, dass das Punkteminus die Elf zum Auftakt nicht belastete, sondern sogar Kräfte freisetzte. „Das hat eine Trotzreaktion hervorgerufen, alle im Verein sind näher zusammengerückt“, sagte er.
Dabei war der Dorfverein aus der Nähe von Heidelberg vor zwei Jahren eigentlich schon abgestiegen. In der Zweiten Liga blieb er nur, weil dem MSV Duisburg die Lizenz verweigert wurde. Und nun erwischte es im Frühjahr auch die Nordbadener. Die Folge der Verstöße: drei Punkte weniger am Ende der vergangenen Saison und obendrauf eben noch die drei zum Start der aktuellen Spielzeit.
Doch die Mannschaft von Trainer Alois Schwartz galt auch aus einem anderen Grund als Abstiegskandidat Nummer eins: Weil es am Geld mangelt, konnte sich der SVS fast nur mit Spielern aus der dritten und vierten Liga verstärken. Prominenteste Neuzugänge waren Philipp Klingmann (Karlsruher SC) und der Pole Jakub Kosecki (Legia Warschau). Beide waren bei ihren Ex-Clubs fast aussortiert gewesen.
Doch bei ihrem neuen Arbeitgeber blühten sie geradezu auf. Der Außenverteidiger und der Flügelflitzer waren maßgeblich an den beiden Auftakterfolgen beteiligt - Ergebnisse, die vor einem Jahr undenkbar gewesen wären. Damals musste sich Schwartz den Vorwurf gefallen lassen, zu defensiv und unattraktiv zu spielen. Nun erzielte sein Team in zwei Partien sieben Tore. „Wir haben nur das fortgesetzt, was wir im Winter begonnen haben“, erklärte Schwarz. Damals seien die Spieler mit der Bitte zu ihm gekommen, mutiger auftreten zu dürfen.
Florian Hübner, der auch schon zweimal getroffen hat, macht zudem den Teamgeist für den Traumstart verantwortlich. „Die Moral stimmt, sonst hätten wir die Nackenschläge nicht weggesteckt“, meinte der Verteidiger. Schwartz führt auch die wenigen Wechsel im Kader als Grund für die Erfolge an, zu denen auch der Einzug in die zweite DFB-Pokalrunde zählt. „Wir sind gefestigt“, sagt der 48-Jährige.
Gelingt Sandhausen in dieser Saison also der große Wurf, so wie es Darmstadt 98 mit dem Bundesliga-Aufstieg schaffte? „Damit wollen wir uns gar nicht vergleichen und nach zwei Spieltagen gar nicht beschäftigten“, sagte Schwartz. Nun folgt am Freitag erst einmal der nächste Härtetest beim Bundesliga-Absteiger SC Paderborn.