Darmstadts Coach Schuster: „Mentalität schlägt Qualität“

Darmstadt (dpa) - Dirk Schuster sah in dieser Saison nur einmal ganz schlecht aus, da schien er sich aber auch in der Sportart geirrt zu haben. Beim Frankfurt-Marathon fingen ihn die Fernsehkameras ein, als er sich über den Asphalt quälte und von Krämpfen geplagt fast zusammenbrach.

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„Aufgeben gibt's für mich nicht“, sagte der Coach des SV Darmstadt im Ziel. Ein paar Stunden später stand der 47-Jährige schon wieder auf dem Trainingsplatz am Böllenfalltor. Seine Profis staunten. Im Aufstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga zeigen die „Lilien“ derzeit genauso große Ausdauer und Leidenschaft wie ihr Chef.

Bereits am Sonntag kann der Tabellenzweite, wenn der 1. FC Kaiserslautern in Aue strauchelt, beim Spiel in Fürth den Durchmarsch perfekt machen - vor allem dank Schuster. Den Pep Guardiolas, Jürgen Klopps, Lucien Favres oder Markus Weinzierls zum Trotz - für viele Experten im Profifußball ist der 1,77-Meter-Mann der größte Trainer des Jahres. Aus dem Aufsteiger, der mit einem Last-Minute-Tor vergangenen Sommer in der Relegation gegen Arminia Bielefeld bundesweit für Furore sorgte, formte Schuster mit einem Fünf-Millionen-Euro-Etat ein bemerkenswert schlagkräftiges Team.

„Ich glaube“, sagte der gebürtige Chemnitzer diese Woche in einem „Kicker“-Interview, „dass wir in der Bundesliga eigentlich nichts zu suchen haben.“ Selbst in der zweiten Liga sei sein Club immer noch „ein ganz kleines Licht, nicht nur was die Infrastruktur, das Stadion, sondern gerade was auch den Marktwert der Mannschaft betrifft“. Und im Oberhaus wären die Hessen „eine kleinere Maus als alle anderen Vereine, die dort in den vergangenen Jahren gespielt haben“.

Der Star des Darmstädter Teams ist eigentlich Schuster, der an der Seitenlinie im weißen Polohemd und in dunkelblauer Trainingshose ausdauernd hin- und her rennt. Da ist der Fußballlehrer, der den DFB-Lehrgang 2007 als Bester abschloss und für die DDR-Nationalmannschaft vier sowie für das wiedervereinte Deutschland drei Länderspiele machte, in seinem Element.

Ein Arbeitstier war Schuster schon immer: Mit der ihm eigenen Robustheit räumte er einst in der Bundesliga beim Karlsruher SC und 1. FC Köln hinten auf. Sein Motto für seine jetzige Mannschaft: „Mentalität schlägt Qualität“.

Von jedem seiner Trainer habe er etwas mitgenommen: „Fachlich und taktisch“ einiges von Uwe Rapolder, von Winfried Schäfer die Motivationskünste, von Peter Neururer die Lockerheit, von Hans Krankl den Humor und von Joachim Streich die Härte. Ansonsten habe seine Arbeit „eine Menge mit Idealismus“ zu tun. Ähnlich wie sein Hobby, das Laufen. Am 1. November, einem Sonntag, will er zum vierten Mal den 42,195-Kilometer-Klassiker angehen - erstmals in New York. Vielleicht sollte die Deutsche Fußball Liga beim neuen Bundesliga-Spielplan für Darmstadt dann ein Freitagspiel ansetzen.