Der nächste Coup: Darmstadt bindet Erfolgscoach Schuster
Darmstadt (dpa) - Was ist den Überfliegern von Darmstadt 98 nicht alles prophezeit worden. Dass sie bei ihrer Entwicklung vom Beinahe-Viertligisten zum ernsthaften Bundesliga-Kandidaten irgendwann einbrechen werden.
Oder dass Trainer Dirk Schuster die 1. Liga bald ohne die Lilien erreicht.
Tatsächlich aber geht die große Darmstädter Erfolgsgeschichte auch sieben Spieltage vor dem Saisonende der 2. Fußball-Bundesliga immer noch weiter. Die Mannschaft spielt als Tabellendritter unverändert um den Aufstieg mit. Und der frühere Nationalspieler Schuster verlängerte seinen Vertrag am Böllenfalltor vorzeitig bis 2018.
„Ich freue mich, dass ich mit meinem Trainerteam noch lange in Darmstadt weiterarbeiten kann - in einem vertrauensvollen, sich gegenseitig befruchtenden Umfeld“, erklärte der 47-Jährige. „Ich denke, das ist das richtige Zeichen nach innen und außen, dass wir in unserer Entwicklung noch nicht am Ende angelangt sind. Den eingeschlagenen Weg wollen wir gemeinsam weitergehen.“
Darmstadt 98 zurück in der Bundesliga - das wäre eine wohl noch größere Sensation als der Aufstieg des SC Paderborn vor einem Jahr. Noch 2013 stand der Traditionsclub als Absteiger in die Regionalliga fest - nur der Lizenzentzug der Offenbacher Kickers hielt die Lilien seinerzeit in der 3. Liga. Seitdem verläuft ihre sportliche Entwicklung nahezu parallel zu der von RB Leipzig.
Und doch sind die Darmstädter die denkbar größte Antithese zum mit Red-Bull-Millionen aufgerüsteten Club. Schusters Mannschaft spielt immer noch in einem alten, baufälligen Stadion, das in seinen Grundzügen 1921 erstand. Und sie besteht im Kern aus preiswerten, häufig verkannten Spielern, die zuvor anderswo gescheitert waren.
Präsident Rüdiger Fritsch ist „stolz darauf“, dass er Schuster so langfristig an seinen Club binden konnte. „Das ist ein klares Signal sowie ein Zeichen gegenseitiger Wertschätzung“, sagte er.
Der Begriff „Signal“ trifft es sehr gut. Offiziell will in Darmstadt nach wie vor niemand vom Aufstieg reden. Dennoch ist Schusters Vertragsverlängerung ein Zeichen dafür, dass alle im Verein an diesem Coup arbeiten. „Ich habe schon immer gesagt, dass ich irgendwann mal in der Bundesliga ankommen will“, sagte der frühere KSC-Profi im Dezember in einem dpa-Interview. Hinter seinem Verbleib in Darmstadt steckt auch die Überzeugung: Wir können das selbst hier schaffen.
Die Fans träumen ohnehin vom Durchmarsch. Die restlichen drei Heimspiele der Saison sind bereits ausverkauft. Dazu räumt der Verein gerade Punkt für Punkt ab, was im Endspurt des Aufstiegsrennens noch für Ablenkung sorgen könnten. Erst verlängerte Kapitän Aytac Sulu seinen Vertrag, jetzt das Trainerteam um Schuster, Sascha Franz und Dimo Wache. Die Unruhe, die zuletzt nach der geplatzten Einigung mit Stammspieler Hanno Behrens aufkam, ist schnell wieder vorbei.
Am Freitagabend spielen die Lilien beim 1. FC Nürnberg. Parallel dazu sind die beiden Konkurrenten FC Ingolstadt (beim 1. FC Heidenheim) und Karlsruher SC (gegen den FC St. Pauli) ebenfalls am Ball. Unterschätzt werden die Darmstädter mittlerweile längst nicht mehr. „Der Verein ist kein Underdog mehr“, sagte KSC-Trainer Markus Kauczinski dem „Kicker“. Er traue auch ihnen „alles zu“.