DFL kontra Leipzig - Mateschitz „unsittlicher Antrag“
Leipzig (dpa) - Geld ja, Mitsprache nein: Mit drastischen Worten hat Milliardär Dietrich Mateschitz die Deutsche Fußball Liga (DFL) kritisiert. Fassungslos reagierte der Red-Bull-Chef auf die Bedingungen, die ihm die DFL stellt.
Selbst schlaflose Nächte räumte er ein.
Im Gegensatz zum Deutschen Fußball-Bund (DFB), der dem ambitionierten Verein RasenBallsport Mitte April die Drittliga-Lizenz ohne größere Auflagen erteilt hatte, lehnte die DFL die Beschwerde der Leipziger zu den Zweitliga-Auflagen ab. Nun droht sogar das Aus. „Ich will nicht polemisch werden, aber ich dachte, ich bin im falschen Film“, sagte der 69-jährige Österreicher, der diese Ungleichbehandlung nicht verstehen kann.
Fünf Tage nach dem Zweitliga-Aufstieg sieht der Unternehmer das ambitionierte Projekt in der Stadt des ersten deutschen Fußball-Meister VfB Leipzig (1903) gefährdet. Die Aufstiegseuphorie ist dahin. „Vielleicht will man ganz einfach nicht, dass wir mit Leipzig an der Bundesliga teilnehmen. Jetzt, wo alles sportlich funktioniert, droht das Aus“, meinte er in der „Leipziger Volkszeitung“.
Trainer Alexander Zorniger und Kapitän Daniel Frahn äußerten sich am Donnerstag geschockt. „Ich frage mich, warum kriegen wir vom DFB die Lizenz, die wir von der DFL nicht bekommen“, sagte Zorniger. Auch Torjäger Frahn war ernüchtert: „Das ist für uns schon komisch, so etwas jetzt lesen zu müssen, wo wir sportlich aufgestiegen sind.“
Laut Mateschitz verlangt die DFL schriftlich, „dass wir auf jedwedes Mitspracherecht im Verein verzichten“. Dies lehnt der Unternehmer ab. Es käme „einem unsittlichen Antrag nahe. Ich glaube nicht, dass wir auf diese Art und Weise mit Sebastian Vettel viermal F1-Weltmeister geworden wären“, betonte Mateschitz.
Die DFL erklärte über einen Sprecher: „Von uns aus wird erst wieder etwas am 28. Mai kommuniziert, wenn der Lizenzierungsausschuss abschließend tagt.“ Die DFL verlangt von RB Leipzig unter anderem ein neues Vereinslogo, eine vom Geldgeber unabhängigere Besetzung der Führungsgremien sowie geringere Hürden für neue Mitglieder. „Wir treffen keine Entscheidung für oder gegen Leipzig, wir treffen eine Entscheidung über die Teilnahme an diesem Wettbewerb. Und das nach den Regeln, die sich die Clubs selbst gegeben haben“, sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“.
Auch wenn RB Leipzig als Verein formal nicht gegen die oft zitierte 50+1-Regel verstößt, wird sie vom Grundgedanken her umgangen. Nach wie vor soll es im Verein nur neun Stimmberechtigte geben, die zudem alle Angestellte oder Beauftragte von Geldgeber Red Bull sind. Auch wenn Sportrechtsexperten glauben, dass die DFL keine wirkliche Handhabe gegen die Satzung im Graubereich des Vereinsrechts hat, soll sich bei RB Leipzig etwas verändern.
Deshalb soll es Ende Januar auch eine Jahreshauptversammlung gegeben haben, auf der Leipzig seine Satzung angepasst hat. Nach wie vor ist diese aber nicht wirksam. Bereits beim Drittliga-Aufstieg hatte der DFB darauf verwiesen, dass sich Leipzig bei der Lizenzierung für die 3. Liga „zur Umsetzung von aus Sicht des DFB erforderlichen Satzungsänderungen verpflichtet hatte“.
Obwohl am Leipziger Cottaweg gerade eine Fußballakademie für 35 Millionen Euro gebaut wird, Sportdirektor Ralf Rangnick und Trainer Zorniger mitten in den Zweitligaplanungen sind, droht das von vielen ungeliebte Projekt plötzlich zu scheitern. „Gestatten Sie mir ein offenes Wort: Wir wollen niemanden zwangsbeglücken, das haben wir ehrlich gesagt auch nicht notwendig“, betonte der Österreicher, der geschätzt mehr als 100 Millionen Euro in die Infrastruktur investierte. Eine weitere Saison in der 3. Liga schloss Mateschitz kategorisch aus.
Selbst Franz Beckenbauer gab Anschubhilfe: „Ich bin ja mit Dietrich Mateschitz befreundet und habe ihm das Engagement empfohlen, weil ich hier die besten Entwicklungsmöglichkeiten sehe“, sagte der Kaiser.