DFL macht beim Glücksspielvertrag Druck
Frankfurt am Main (dpa) - Zuversicht beim kommenden TV-Deal, heftige Kritik beim Thema neuer Glücksspielvertrag: Die Deutsche Fußball Liga sieht sich in puncto neuer Medien-Abschluss auf einem guten Weg und im Dialog mit dem Bundeskartellamt „keine unüberbrückbaren Differenzen“ mehr.
Der Streit um die Millionen aus den Sportwetten sorgt dagegen weiter für Zündstoff. Der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, Christian Seifert, forderte die Politik auf der Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main auf, die erheblichen Bedenken der EU-Kommission endlich ernst zu nehmen und dem „peinlichen Possenspiel ein Ende“ zu setzen. Der Profifußball fordert wie andere Profiligen in Deutschland eine „kontrollierte Öffnung“ des Wettmarktes unter „staatlicher Aufsicht“. Er erhofft sich dadurch Mehreinnahmen durch Werbeerlöse in Höhe von 100 bis 300 Millionen Euro pro Jahr.
Die Bundesländer setzen dagegen nach wie vor auf ein weitgehendes Lotto-Monopol und wollen den Wettmarkt nur für sieben Wettfirmen öffnen, die zudem noch hohen Auflagen unterliegen sollen. Einzig Schleswig-Holstein ist aus der gemeinsamen Linie ausgeschert und hat das Wettgeschäft im nördlichsten Bundesland bereits liberalisiert.
„Schleswig-Holstein geht hier in die richtige Richtung“, sagte Ligapräsident Reinhard Rauball. „Es ist ein Armutszeugnis, wenn die anderen Länder es bislang nicht geschafft haben, eine vernünftige Lösung auf den Weg zu bringen“, kritisierte Rauball und redete sich bei dem Thema richtig in Rage. „Es kann nicht sein, dass der populistische Ruf nach der Beteiligung des Profifußballs an Polizeieinsätzen inzwischen zum guten Ton gehört, die Politik hier aber ihre Hausaufgaben nicht macht.“
Auch Seifert gab sich bei dem lange schwelenden Konflikt sarkastisch. „Ich hoffe, dass man sich mit dem Euro-Rettungsschirm genauso ausführlich beschäftigt wie mit dem Glücksspielstaatsvertrag“, sagte der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung. Brüssel habe den Plänen der Bundesländer Mitte Juli die „Gelb-Rote Karte“ gezeigt. Die DFL werde deshalb von Januar 2012 an Ernst machen und die kommerzielle Nutzung ihrer Spielpläne untersagen.
Optimistischer sieht Seifert dem neuen TV-Vertrag des Profifußballes entgegen. Die DFL geht davon aus, dass bis Ende der laufenden Saison geklärt ist, wo, in welchem Umfang und vor allem auch für welchen Preis von der Spielzeit 2013/14 an die Bundesligen im Fernsehen zu sehen sein werden.
Er machte dabei noch einmal deutlich, dass es bei der Ausschreibung auch ein Modell geben wird, in dem keine Highlightberichterstattung im Free-TV vor 20.00 Uhr vorgesehen sei. In der Vergangenheit war in diesem Zusammenhang über eine mögliche Sportschau im Internet spekuliert worden. Es gehe der DFL aber nicht um eine Abschaffung der Sportschau, sondern um mehr Wettbewerb.
Ein weiteres Thema war die 50+1-Regel, die nach einem Vorstoß von Hannover 96 Ende August aufgeweicht worden war. Das Lizenzliga- Schiedsgericht hatte entschieden, dass ein Investor künftig die Mehrheit bei einem Bundesligisten übernehmen kann, wenn er den Verein mehr als 20 Jahre ununterbrochen gefördert hat. Die Konsequenzen daraus will die DFL nun in einer internen Kommission beraten. Rauball machte aber deutlich, dass bislang kein Club einen Antrag gestellt hat, um die neue Regelung zu nutzen.