Spannung oben und unten Die 2. Bundesliga rückt zusammen
Düsseldorf (dpa) - Mehr Spannung statt mehr Klarheit: Zehn Spieltage vor dem Saisonende der 2. Fußball-Bundesliga werden die Punkte-Abstände in den wichtigen Tabellenregionen immer geringer.
An der Tabellenspitze spürt der VfB Stuttgart nach dem 1:1 gegen den VfL Bochum die siegreichen Verfolger Union Berlin (2:1 in St. Pauli) und Hannover 96 (1:0 gegen 1860 München) im Nacken. Im Keller schrumpfte der Abstand des Tabellen-14. 1860 München auf das neue Schlusslicht Arminia Bielefeld von sechs auf fünf Zähler.
Wobei bei den Spitzenteams die Stimmung gegensätzlich zu den Ergebnissen war. In Stuttgart fühlte sich der lange verletzte Stürmer Daniel Ginczek nach seinem ersten Saisontor „brutal emotional“ und berichtete, ihm seien „viele, viele Steine abgefallen vom Herzen.“
Bei den bis auf zwei Punkten herangerückten Berlinern warnte Trainer Jens Keller nach dem fünften Sieg nacheinander derweil vor Überheblichkeit. „Wir sollten nicht quatschen, sondern arbeiten“, betonte der frühere Schalke-Coach.
In Hannover bleibt Kellers Kollege Daniel Stendel trotz des Sieges sogar nur ein Trainer auf Abruf. Der neue Manager Horst Heldt vermied es nach der schwachen Leistung jedenfalls, sich klar zu Stendel zu bekennen. „Ich habe gelernt, dass man keine Versprechen abgeben kann, die man nachher nicht halten kann“, antwortete Heldt auf die Frage, ob Stendel seinen Job durch den Erfolg nun gesichert habe. „Es geht darum, ein Ziel zu definieren, und das ist der Aufstieg“, sagte Heldt. Und fügte hinzu: „Fußball ist auch Tagesgeschäft.“
Stendel sorgt sich nach eigenen Angaben aber noch nicht um seinen Job. „Ich spüre Vertrauen“, versichert er. Und er gehe davon aus, auch beim nächsten Spiel am kommenden Samstag beim FC St. Pauli auf der Bank zu sitzen: „Ich habe nichts anderweitiges gehört.“ Aktuell liegen die Niedersachsen zwei Zähler hinter Union auf dem Relegationsplatz, Erzrivale Eintracht Braunschweig könnte am Montag durch einen Sieg bei Fortuna Düsseldorf (20.15 Uhr/Sky) wieder bis auf einen Punkt heranrücken.
In der Abstiegszone feierte unterdessen Erzgebirge Aue den gelungenen Einstand von Domenico Tedesco. Durch das 1:0 gegen den Karlsruher SC zogen die Sachsen gleich im ersten Spiel unter dem mit 31 Jahren jüngsten Trainer der 2. Liga an den Badenern und auch Arminia Bielefeld vorbei. Tedesco wollte sich mit dem Erfolg aber nicht lange aufhalten. „Ich habe mich schon am Abend nach dem KSC-Spiel gedanklich mit dem Duell gegen Bochum beschäftigt“, erklärte er.
Die Ostwestfalen verloren 0:1 beim 1. FC Nürnberg, der sich nach dem erfolgreichen Debüt von Trainer Michael Köllner von der Abstiegszone absetzte. „Ich bin froh, dass wir die Wende herbeigeführt haben. Aber wir hätten das Spiel schon zur Halbzeit entscheiden müssen“, erklärte Köllner bei Sky.
Bielefelds Julian Börner war dagegen richtig gefrustet. „Wir haben wieder auf die Fresse bekommen, jetzt müssen wir wieder aufstehen“, erklärte er: “Wenn Du so eine erste Halbzeit spielst, hast Du im Profi-Fußball nichts zu suchen. Unser Trainer ist die ärmste Sau.“
Wieder richtig in Not ist auch 1860, das nach der dritten Niederlage in Serie nur noch drei Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz hat. „Wir müssen insgesamt erwachsener werden“, mahnte Trainer Vitor Pereira.