Die Genugtuung des Kevin Pezzoni

Aber das Kopfballtor des Ex-Kölners reicht für Aue nicht.

Köln. Nur ein Plakat in Köln kündete davon, dass es den Fans leid tut. Dass sie Kevin Pezzoni aus dem Club gemobbt haben. Gepfiffen haben sie trotzdem, als der Abwehrspieler bei seinem ersten Auftritt seit der frustrierenden Trennung vom 1. FC Köln für seinen neuen Arbeitgeber Erzgebirge Aue in Köln aufläuft.

Und in der 79. Minute schaffte Pezzoni endlich, wovon er jahrelang als Kölner Profi geträumt hatte. Per Kopfball glich er nach Flanke von Flamur Kastrati zum 1:1 aus.

Stille im Stadion. Schockzustand. 1:1 gegen einen Abstiegskandidaten. War das schon das Ende aller verbliebenen Aufstiegshoffnungen? Scharenweise verließen die treuesten Fans die Arena, die mit 41 800 Zuschauern unfassbar gut gefüllt war. Und verpassten ein Traumtor von Christian Clemens in der Nachspielzeit. 2:1 (1:0) nach 90 Minuten, die Hoffnung lebt weiter in Köln.

Pezzoni war erleichtert. „Es ist ein schönes Gefühl, wieder im Geschäft zu sein“, sagte der 23-Jährige. „Was war, ist vorbei, und die Pfiffe Einzelner gehen zu einem Ohr hinein und zum anderen heraus. Der Club hat mich gut aufgenommen, da bleibt nichts zurück.“ Im Gegenteil, meint Pezzoni: „Die Angelegenheit hat mich weitergebracht, eigentlich. Ich weiß jetzt, dass es nicht nur Fußball gibt. Fußball ist nicht alles im Leben, wie ich vorher gedacht habe.“

Pezzoni wirkt anders als damals, als die Kölner in Aue verloren und sich der ganze Hass der Fans auf Pezzoni konzentrierte. „Das ist abgehakt für mich, es beschäftigt mich nicht mehr“, sagt Pezzoni. Nach Köln kommt er immer noch gerne. Seine Freundin Justine kommt aus Köln. „Es ist schön, zurückkommen zu können“, sagt der 23 Jahre alte Jungprofi.

Hooligans hatten ihn im Karneval das Nasenbein gebrochen, eine Facebook-Gruppierung „Kevin Pezzoni & Co aufmischen“ trieb ihn in die Isolation. „Die letzten Monate waren schwer“, sagt er. „Aber ich habe die richtige Antwort gegeben und gezeigt, dass ich wieder da bin. Enttäuscht bin ich nur über die Niederlage.“

Die Kölner Führung hatte Dominik Maroh schon in der 4. Minute besorgt, danach verlor die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski aber erneut ihre Linie. „Wenn wir spielen wie im zweiten Durchgang, kriegen wir auswärts die Hucke voll“, befand Christian Clemens.