Eintracht Frankfurt mit Verhaltenskodex für Fans
Frankfurt/Main (dpa) - Mit einem Verhaltenskodex für seine Anhänger will Fußball-Zweitligist Eintracht Frankfurt verhindern, dass Teile der Fans auch in dieser Saison mit Ausschreitungen für negative Schlagzeilen sorgen.
Die Bilder vom vorletzten Spieltag der vergangenen Bundesliga-Saison treiben Heribert Bruchhagen noch immer Zornesfalten auf die Stirn. Am 7. Mai, als der Abstieg aus der Fußball-Bundesliga für Eintracht Frankfurt nach einem 0:2 gegen den 1. FC Köln so gut wie fest stand, stürmten rund hundert Chaoten den Rasen der Commerzbank Arena, verbreiteten Angst und Schrecken. „Wir haben es mit einer Jugendbewegung zu tun, wo bei Teilen eine gewisse Lust am Untergang zu spüren ist“, erklärte Frankfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen besorgt.
Für die Ausschreitungen nach dem Köln-Spiel, die nur der Höhepunkt einer Reihe von Entgleisungen waren, wurde die Eintracht vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) hart bestraft. Zum ersten Heimspiel in der Zweiten Liga gegen den FC St. Pauli sind am Montag lediglich 14 000 eigene Fans zugelassen. „Neben dem Image- entsteht uns dadurch auch ein gewaltiger finanzieller Schaden“, sagte Bruchhagen.
Um weitere Negativschlagzeilen zu verhindern, ziehen die Eintracht-Verantwortlichen nun die Zügel an. Mit einem Verhaltenskodex für die Fans erhöhen die Frankfurter den Druck auf die eigene Fanszene, die sich mit dem reißerischen Plakat „Deutscher Randalemeister 2011“ aus der Ersten Liga verabschiedet hatte. „Dieser Slogan schadet uns in fünf Jahren noch“, schimpfte Bruchhagen, der sich auch ein wenig um seine Sponsoren sorgt.
Randale ist für viele Geldgeber ein schlechter Grund, sich bei der finanziell nicht auf Rosen gebetteten Eintracht zu engagieren. Weitere Negativschlagzeilen könnten die eine oder andere Firma schon dazu bewegen, ihr Engagement zu überdenken.
Vor allem der Gewalt und der Pyrotechnik im Stadion haben die Hessen nun den Kampf angesagt. Der Verein reagiert mit dem Acht-Punkte-Plan auch auf die Kritik des DFB-Sicherheitsbeauftragten Helmut Spahn, der bei der Eintracht die letzte Konsequenz im Vorgehen gegen Problemfans vermisst hatte. Aussagen, die Bruchhagen nicht so stehen lassen will. „Ich lasse mir von Herrn Spahn nicht vorwerfen, dass wir zu lasch auftreten. Das habe ich ihm in einem persönlichen Gespräch auch ganz deutlich gesagt.“
Gleichwohl weiß der Frankfurter Vorstandsboss, dass die Eintracht Probleme mit Teilen seiner Anhängerschaft hat. Inzwischen kann der Club in der näheren Umgebung kaum noch Testspiele absolvieren, aus Angst vor Randale. Selbst beim Freundschaftsspiel in Bern vor einigen Wochen fielen die Eintracht-Anhänger aus der Reihe. „Ich kann doch nicht jede Partie in einem Hochsicherheitstrakt austragen“, sagte Bruchhagen ein wenig resigniert.
Dass Teilen der Fans die zunehmende Kommerzialisierung ein Dorn im Auge ist, hat Bruchhagen verstanden. Er hält es trotzdem für ein Unding. „Wir wollen den Profifußball und dazu gehört der Kommerz, sonst sind wir nicht konkurrenzfähig“, stellte Bruchhagen klar. „Wer das nicht mittragen kann, der muss nicht mehr unser Gast sein.“ Er setzt auf den Großteil der Fans, der friedlich ins Stadion kommt. „Ich glaube, dass es gelingt, dass das Verantwortungsbewusstsein größer ist als die Lust am Untergang.“
Bruchhagens Vorstandskollege Klaus Lötzbeier will weiter den Kontakt zu den Anhängern suchen. „Zum Dialog mit den Fans gibt es keine Alternative. Ich bin für eine härtere Bestrafung von Tätern, aber nicht für generelle Strafen für alle“, brachte Lötzbeier die Haltung der Eintracht auf den Punkt.