„Eisern“ wird 50: Vom Underdog zum Leuchtturm des Ostens

Berlin (dpa) - Fahrstuhlmannschaft und Underdog zu DDR-Zeiten, Pleitenteam nach der Wende und nun seit Jahren Leuchtturm im Fußball-Osten: Die Geschichte des Zweitligisten 1. FC Union Berlin ist geprägt von mehr Tiefs als Hochs.

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Was aber den Verein vom Tag seiner Gründung am 20. Januar 1966 am meisten prägte, war die außergewöhnliche Rolle seiner Fans. Sie spendeten Blut, als die „Eisernen“ Mitte der 90er Jahre vor der Insolvenz standen. Sie bauten das Stadion an der Alten Försterei in ihrer Freizeit um und luden Gäste zum WM-Erlebnis 2014 in ihr „Wohnzimmer“ ein. Und es waren auch die Fans, die vor über 13 Jahren das Weihnachtssingen begründeten, das inzwischen zahlreiche Nachahmer in ganz Deutschland gefunden hat und weltweite Resonanz findet.

Auch bei der Show zum 50. Jahrestag im Berliner Velodrom werden am Mittwoch die Fans im Mittelpunkt stehen. Über 4000 der über 12 000 Mitglieder im zweitgrößten Ost-Verein haben sich zur größten Mitgliederversammlung der Vereinsgeschichte angemeldet, zu der sie alle kommen: Die Stars der Vergangenheit wie die Profis von heute.

Für den meisten Jubel dürfte im Velodrom Kult-Keeper Wolfgang Matthies sorgen, der schon vor zehn Jahren von den Anhängern zum „wertvollsten Union-Spieler aller Zeiten“ gekürt worden war. „Diese Auszeichnung vergisst man nie“, bekannte der heute 62-Jährige, der mit Unterbrechungen 17 Jahre für Union spielte. Heldenstatus genießt Matthies, seit er in der Aufstiegssaison 1976/77 mit Riesenparaden gegen den Erzrivalen BFC Dynamo zweimal seinen Kasten sauber hielt und als Matchwinner der 1:0-Erfolge gilt.

Ähnlichen Status genießt der stets unangepasste und später lebenslang „wegen Disziplinlosigkeit“ gesperrte Auswahlstürmer Günter „Jimmy“ Hoge. Er war beim bis heute größten Erfolg der Vereinsgeschichte dabei. Am 9. Juni 1968 hatte der Underdog im DDR-Pokalfinale den frisch gebackenen Meister und haushohen Favoriten FC Carl Zeiss Jena mit 2:1 besiegt. „Der liebe Gott hat uns dabei geholfen“, bekannte Hoge später. Auch die Torschützen Meinhard Uentz und Ralf Quest werden sich zum Jubiläum an die Sternstunde der Unioner erinnern.

Wohl niemand hätte vor 50 Jahren bei der Gründung des Vereins im düster wirkenden Clubhaus des Transformatorenwerkes TRO „Karl Liebknecht“ in Oberschöneweide daran gedacht, dass ihr 1. FC Union einmal als letztes Ex-DDR-Team im deutschen Profi-Fußball mitkicken würde. Der Verein ging hervor aus der Fußballsektion des TSC Berlin und wurde als dritter Berliner Club als ziviles Pendant zum BFC Dynamo (Staatssicherheit) und FC Vorwärts (Armee) gegründet.

Ein breites Echo fand der Aufruf der „Berliner Zeitung“ zur Suche eines Club-Namens. Mehr als 450 verschiedene Vorschläge gingen ein, die Mehrzahl der Fans plädierte für Union in Anlehnung an die Tradition des 1906 gegründeten Vorgänger-Vereins, der in den 20er Jahren dreimal Berliner Meister war und 1923 die deutsche Vizemeisterschaft erkämpft hatte. Für den Entwurf des noch heute gültigen Kultlogos erhielt Grafiker Peter Gribat den Zuschlag, was ihm lediglich 800 DDR-Mark ohne jegliche Nutzungs-Rechte einbrachte.

Im Velodrom erwartet werden auch Kultspieler Torsten „Tusche“ Mattuschka und der Brasilianer Daniel Teixeira, der die Berliner 2001 mit 18 Toren in einer Halbserie erstmals in die 2. Bundesliga schoss und am Einzug in das DFB-Pokalfinale (0:2 gegen Schalke 04) großen Anteil hatte. Auch Trainer Sascha Lewandowski freut sich auf die Show: „50 Jahre sind generell eine schöne Sache. Man spielt in einem geilen Club. Und in einem geilen Club wird ein Jubiläum gefeiert.“