Emanzipation - „Löwen“ erbingen Liquiditätsnachweis
München (dpa) - Fußball-Zweitligist TSV 1860 München will sich von seinem jordanischen Geldgeber emanzipieren. Ohne dessen finanzielle Hilfe reichten die „Löwen“ die Lizenzunterlagen einen Tag vor Ablauf der Frist bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) ein.
„Ganz klar: Wenn wir nicht selbst aktiv geworden wären, wäre die Lizenz weg“, sagte 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer.
Deshalb habe der Verein einen Beratungsvertrag mit der Sportmarketing-Firma Infront abgeschlossen, der „die Zahlung einer Signing Fee“ beinhaltet. Beim Signing Fee wird mit Vertragsabschluss schon ein Großteil der Gesamtsumme an den Vertragspartner ausbezahlt.
Bei der DFL sollten die „Löwen“ bis Donnerstag, 15.30 Uhr, einen Liquiditätsnachweis über rund zwei Millionen Euro erbringen. Sie warteten vergeblich auf eine nach eigenen Angaben vereinbarte Zahlung des Investors Hasan Ismaik. „Ich hatte ihm deutlich mitgeteilt, was es bedeutet, wenn er nicht zahlen sollte“, sagte Schäfer, „es sagt Einiges aus, wenn man bewusst den Verlust der Lizenz in Kauf nimmt.“ Nun werde der Traditionsverein „die Lizenz ohne zusätzliche Gelder des Investors erhalten. Wir werden daran arbeiten, dass wir kein externes Geld mehr brauchen.“
Eine Ablösung des Geldgebers, der 49 Prozent der stimmberechtigten Anteile an der 1860 KGaA hält und bereits rund 20 Millionen Euro in den Verein investiert hat, streben die „Löwen“ jedoch nicht an. „Nein, es geht darum, dass wir eine schwarze Null schreiben, um nicht auf seine finanzielle Unterstützung angewiesen zu sein“, erklärte Schäfer. Präsident Hep Monatzeder ergänzte: „Wir waren durch die Handlungsweise des Investors erpressbar. Jetzt haben wir gezeigt, dass wir Alternativen haben.“
Gerade das Wort „Erpressung“ löste auf der Investorenseite neuen Unmut aus. Ismaiks Anwalt Michael Scheele äußerte in einer Pressemitteilung scharfe Kritik an Schäfer und Monatzeder. „Wenn der Geschäftsführer den Mehrheitsgesellschafter seiner Firma derart brüskiert, wie heute geschehen, hat er sich endgültig und nachhaltig disqualifiziert. Das gilt bedauerlicherweise auch für Herrn Hep Monatzeder, der in völliger Verkennung der Fakten dem Retter von 1860 München 'Erpressung' vorgeworfen hat.“
Beim Streit zwischen der Vereinsführung und dem Investor geht es vor allem um Ismaiks Mitspracherecht bei Personalentscheidungen. Ismaik hatte öffentlich die Abberufung von Geschäftsführer Schäfer und Sportdirektor Florian Hinterberger gefordert und die Fans zum Widerstand aufgefordert. „Er hat zuletzt durch eine öffentliche Kampagne letztlich nur dem TSV 1860 geschadet“, sagte Schäfer. „Dabei hat er nicht einmal vor öffentlichen Beleidigungen zurückgeschreckt.“
An eine friedliche Lösung scheint bei den „Löwen“ kaum jemand mehr zu glauben, auch wenn Schäfer betonte, „die Arme des Vereins bleiben weit ausgestreckt“. Umgekehrt wies Scheele darauf hin, dass man seit etwa zehn Tagen von der Investorenseite her „ergebnislos“ auf ein „vertrauliches Gespräch“ mit dem Präsidenten Monatzeder gehofft habe. Mit den „Beleidigungen und Pauschalvorwürfen“ aus dem Ismaik-Umfeld könne man in der Clubführung umgehen, versicherte Schäfer: „Aber er muss auf die Grundlage des Kooperationsvertrags zurückkehren“. Die 50+1-Regel habe Ismaik bis heute wohl nicht verstanden.