Erfolgsstory: Paderborn nimmt Aufstieg ins Visier
Paderborn (dpa) - Das ostwestfälische Fußball-Märchen steht kurz vor seiner Vollendung. Nach dem 32. Spieltag der 2. Bundesliga und dem 2:0-Heimsieg über den SV Sandhausen rangiert der SC Paderborn zum ersten Mal in dieser Saison auf einem direkten Aufstiegsplatz.
Die Mannschaft um Trainer André Breitenreiter kann bereits am Sonntag die Überraschung perfekt machen. Wenn der Provinzclub im Gastspiel bei Erzgebirge Aue siegt und der Tabellendritte Spvgg Greuther Fürth bei Energie Cottbus nicht gewinnt, ist der erste Bundesliga-Aufstieg perfekt. „Wenn die anderen patzen, sind wir zur Stelle“, kündigte SCP-Manndecker Christian Strohdiek vollmundig an.
Entgegen sonstiger Gepflogenheiten trainierten die Paderborner am Donnerstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Mit der Aussicht auf den vorzeitigen Aufstieg gehen sie noch vorsichtig um. Eine offizielle Feier ist nicht geplant. Stattdessen befassen sich alle Verantwortlichen nur mit dem letzten Spieltag am 11. Mai. Dann soll nach dem Heimspiel gegen den VfR Aalen auf dem Platz vor dem historischen Rathaus der 145 000-Einwohner-Stadt gefeiert werden.
Dort hatten die Fans auch bereits den Zweitliga-Aufstieg 2009 begossen. In den vergangenen fünf Jahren aber hat der SCP eine erstaunliche Entwicklung genommen. Der Club baute seine Fanbasis kontinuierlich aus, lief dem Nachbarn Arminia Bielefeld in der ostwestfälischen Fußball-Hierarchie rein sportlich den Rang ab und überstand manchen Aderlass.
Die Erfolgstrainer Jos Luhukay und Roger Schmidt gingen und machten Karriere. Leistungsträger wie Sebastian Schachten, Sören Gonther, Florian Mohr (FC St. Pauli), Sören Brandy (Union Berlin) und Enis Alushi (1.FC Kaiserslautern) wechselten zur finanzstärkeren Konkurrenz. 2012 verspielten die Paderborner erst am letzten Spieltag mit einem 0:5 auf St. Pauli den Relegationsrang.
Jetzt wäre dem mit 59 Treffern offensivstärkstem Team der Liga mit zwei weiteren Siegen der Aufstieg sicher. „Wenn wir noch zweimal gewinnen, können die anderen machen, was sie wollen“, kommentierte Alban Meha die Ausgangslage der Paderborner. Der albanische Nationalspieler ist mit elf Treffern hinter dem Liga-Toptorjäger Mahir Saglik (15) zweitbester Schütze eines Teams, das mit einem Lizenzspieleretat von etwa 6,2 Millionen Euro in der Zweitliga-Geldtabelle weit hinten angesiedelt ist.
Die Rahmenbedingungen für den Aufstieg haben die Paderborner längst geschaffen. Einer Lizenzerteilung steht nichts im Wege. Das im Jahr 2008 eröffnete Stadion mit seinen 15 000 Plätzen genügt den Ansprüchen. Lediglich bei den Medienarbeitsplätzen müsste nachgebessert werden.
Den möglichen schnellen Ausbau der Arena werden sich die Verantwortlichen zunächst wohl verkneifen. Diese Millionen-Investition rechnet sich nur, wenn der Club längerfristig in der Bundesliga spielt. Diese Vorstellung ist SCP-Präsident Wilfried Finke allerdings nicht fremd: „Die Krönung meiner Amtszeit wäre der Klassenerhalt in der 1. Liga.“