Kuriose 2. Liga: Lautern steckt fest
Berlin (dpa) - 2. Liga kurios: Den „Roten Teufeln“ vom Betzenberg droht ein Ende mit Schrecken, der bereits beurlaubte Union-Coach Uwe Neuhaus dagegen darf eine Abschiedstour genießen.
Dabei hatte der selbst ernannte Berliner Kultclub 1. FC Union das heimliche Ziel Aufstieg schon lange vor dem 1:1 gegen den glücklosen 1. FC Kaiserslautern verfehlt. Der dienstälteste Trainer im deutschen Profifußball wird trotz eines noch bis 2016 laufenden Vertrages nach dem letzten Spieltag vor die Tür gesetzt.
So gab es an der „Alten Försterei“ fast unglaubliche Bilder: Neuhaus ging nach dem Schlusspfiff auf eine vorzeitige Ehrenrunde, klatschte, strahlte und animierte immer wieder die Fans zu Jubelwellen. „Wir haben das ein bisschen ausgelebt. So habe ich mir das vorgesellt“, sagte der scheidende Union-Coach. Seinen Ärger über das jähe Ende nach sieben Jahren deutete der 54-Jährige höchstens an: „Ich war total enttäuscht“, so Neuhaus. Und: „Ich hätte gern weitergemacht.“
Muss der Neuhaus-Nachfolger, den der 1. FC Union mit Hochdruck sucht, nun aufsteigen? „Nein, das muss er nicht“, antwortete Clubpräsident Dirk Zingler, der die Sehnsucht nach einem Erstliga-Abenteuer seines Clubs in der laufenden Saison mit Neuhaus nicht verhehlt hatte. „Wir haben wieder einmal gezeigt, dass wir mit den Großen mithalten können“, meinte Neuhaus nach dem umkämpften Remis gegen Lautern, mit dem eine Union-Serie von drei Niederlagen zu Ende ging. Zu spät.
Bei den Pfälzern hielt sich nach der erneut verpassten Chance, nochmals hautnah an Relegationsplatz drei heranzurücken, die Trauer überraschenderweise in Grenzen. „Das gehört zum Fußball, wenn man seine Großchancen nicht nutzt. Da muss man mit diesem Punkt leben“, bemerkte ein gefasster FCK-Coach Kosta Runjaic. Zwar ist sein Team nun schon neun Spiele in Serie ungeschlagen, doch drei Punkte Rückstand auf den Dritten Fürth und fünf Zähler auf den Zweiten Paderborn sind fast schon der Aufstiegs-K.o. für Lautern.
„Ich bin kein Mathematiker, ich werde mich auch nicht mit Wenn und Aber auseinandersetzen“, sagte Runjaic: „Was unter dem Strich steht, werden wir in zwei Wochen sehen.“ In Berlin lieferten seine Profis eine gute Partie, schafften nach der Union-Führung durch Sören Brandy (9.) vor rund 20 000 Fans aber nur den Ausgleich durch Srdjan Lakic (40.) und zwei Aluminium-Treffer. „Da gibt es auch keine richtige Erklärung“, meinte der Lautern-Trainer. Ein neuer Anlauf in Liga zwei rückt näher.
Der steht auch dem 1. FC Union bevor - allerdings freiwillig. „Jetzt sind wir mal gespannt, wer der neue Trainer wird“, erklärte Berlins Kapitän Torsten Mattuschka, der die kompletten sieben Jahre mit Neuhaus aus der Regionalliga über die 3. Liga bis in die 2. Bundesliga erlebt hat. „Der neue Trainer sollte positiv bekloppt sein wie unsere Fans“, riet Mattuschka und fasste die neue Lage kurz zusammen: „Es ist für den neuen Trainer, für uns und für den Verein eine große Chance. Es birgt auch immer Risiken, wenn man etwas Neues versucht.“ Erst einmal aber darf Uwe Neuhaus mit dem Tabellenzehnten seine kuriose Abschiedstour noch zwei Wochen lang fortsetzen.