„Brutal bitter“ FC St. Pauli in Erfolglos-Dauerschleife
Würzburg (dpa) - Nach dem späten Schock in Würzburg herrschte beim FC St. Pauli Fassungslosigkeit. Sechs Minuten vor dem Abpfiff hatte der abstiegsbedrohte Kiezclub beim 0:1 (0:0) in der zweiten Fußball-Bundesliga wieder einmal einen K.o. erlitten.
„Mir fehlen gerade etwas die Worte, ehrlich gesagt. Das ist Wahnsinn“, räumte Torwart Robin Himmelmann nach der nächsten deprimierenden Dienstreise ein. „Wenn wir weiter so auftreten, wird es grundsätzlich schwer. Jeder muss sich hinterfragen, ob er alles gegeben hat.“
Der Tiefschlag zum Abschluss des zwölften Spieltags bei den Kickers war bereits die achte Niederlage für den Kultverein in der laufenden Saison. Seit acht Partien hat die verunsicherte Mannschaft von Coach Ewald Lienen, der in Franken auf sechs Stammkräfte verzichten musste, zudem in der zweiten Bundesliga nicht mehr gewonnen. Mit mickrigen sechs Punkten bleiben die Hamburger trostloses Schlusslicht. Schon fünf Zähler beträgt der Rückstand auf den rettenden 15. Tabellenrang.
So „ein Nackenschlag“ kurz vor dem Abpfiff sei „einfach brutal bitter, aber das passt zur momentanen Situation“, meinte Christopher Buchtmann. Der Mittelfeldspieler versuchte aber, schnell wieder Zuversicht zu gewinnen. „Über dieses Spiel ärgern wir uns jetzt noch ein bis zwei Tage und dann heißt es: Kopf hoch, kämpfen und Gas geben. Eine andere Möglichkeit bleibt nicht“, versicherte er.
Lienens Mannschaft bot eine mutige Anfangsphase. Von der Verunsicherung eines Kellerclubs war zunächst nichts zu merken. Mit einem Lattentreffer von Rico Benatelli (10. Minute) schlich sich aber sofort wieder Nervosität ein. „Dann hat man gemerkt, dass wieder eine Unsicherheit eingekehrt ist bei einigen Spielern“, erkannte Lienen. Erst nach dem Seitenwechsel fing sich seine Mannschaft wieder.
Dem Druck der Hausherren hielt St. Pauli aber nicht bis zum Schluss stand. Einen Befreiungsschlag von Brian Koglin lenkte Vegar Eggen Hedenstad (84. Minute) ins eigene Tor ab. „Man muss sich nur anschauen, wie das Gegentor zustande gekommen ist. Das ist ein Spiegelbild der bisherigen Saison: Eigentlich passiert nix und dann liegt der Ball doch im Tor“, erklärte Sören Gonther. Lienen fasste die Unglücksszene so zusammen: „Dass wir durch ein Eigentor verlieren, ist einfach nur bitter, passt aber ins Bild.“
Trotz der sportlichen Misere muss sich der bei den Fans beliebte Lienen aber vorerst noch keine Sorgen um seinen Job machen. „Ewald ist und bleibt der Chef“, hatte Geschäftsführer Andreas Rettig bei Sport1 vor dem Anpfiff beteuert. Nach der Länderspielpause müssen beim FC St. Pauli aber die Ergebnisse stimmen. Sonst wird es endgültig auch für Lienen eng.