Torwartfrage bei Fortuna geklärt  Jobsharing zwischen den Pfosten

Uwe Rösler hat zwei Keeper zur Auswahl: Florian Kastenmeier und Raphael Wolf. Gut möglich, dass jeder noch ein Spiel in 2020 bekommt.

Mit Strobo-Brille, die die Reflexe durch Lichtreize schärfen soll, im Training: Fortuna-Torhüter Florian Kastenmeier.

Foto: Frederic Scheidemann

Es ist noch gar nicht so lange her, da konstatierte man bei Fortuna einen akuten Personalmangel. An allen Ecken und Enden fehlte es. An manchen mehr, an manchen weniger. Manche Spieler fehlten verletzt, manchen fehlte die Fitness, anderen die Spielpraxis. Das ist nun vorbei. „Jetzt haben wir erstmals die Situation, wie wir sie haben wollten“, sagt Trainer Uwe Rösler vor dem letzten Spiel in der Zweiten Liga 2020 beim FC St. Pauli am Sonntag (13.30 Uhr). Was er meint: Konkurrenzkampf auf allen Positionen. Rösler kann endlich aus dem Vollen schöpfen und berichtet dann auch davon, dass man das an der Intensität im Training merkt. Und: Es geht dabei nicht nur um die Feldspieler – auch auf der Torhüterposition gibt es plötzlich einen Zweikampf.

Vor Beginn der aktuellen Spielzeit hatte Uwe Rösler ein Duell zwischen Florian Kastenmeier und Raphael Wolf um den Platz zwischen den Pfosten ausgerufen. Am Ende entschied sich der Coach für den jüngeren Kandidaten. Der 23 Jahre alte Kastenmeier rechtfertigte das Vertrauen in fast allen Spielen.

Rösler: Kastenmeier
war der Matchwinner

„Er war dann jetzt auch Matchwinner“, analysiert Rösler. Dieses Kriterium, als Torhüter Spiele gewinnen zu können, hatten ihm sowohl Experten als auch Teile der Anhängerschaft nach seinen Einsätzen in der Abstiegssaison abgesprochen. Doch Kastenmeier widerlegte seine Kritiker, hielt unter anderem einen wichtigen Elfmeter beim 1:0 gegen Würzburg und hatte entscheidenden Anteil mit Paraden beim 3:2 gegen Darmstadt.

Dann kam die Partie in Karlsruhe, in der er wieder mehrere gefährliche Bälle entschärfte, ehe er einen Elfmeter verursachte. Das allein wäre sicher kein Grund zur Rüge gewesen. Doch er ließ seiner Wut nach dem verwandelten Strafstoß freien Lauf und drosch den Ball weg: Gelb-Rote Karte, Sperre für ein Spiel.

Weil es schon der fünfte Platzverweis gegen einen Düsseldorfer war – und ein völlig unnötiger obendrein –, wurde Kastenmeier vom Klub mit einer Geldstrafe belegt. Die rund 5000 Euro spendete er der Kinderkrebshilfe Düsseldorf.

Als Vertreter in den Spielen trat Wolf auf den Plan. Und der 32-Jährige, mit dem Fortuna 2018 in die Bundesliga aufgestiegen war, erledigte seine Job mehr als zufriedenstellend, kassierte in insgesamt 106 Spielminuten in Karlsruhe und gegen Osnabrück kein Gegentor.

Die berechtigte Frage also: Wer wird am Sonntag im Tor stehen? „Flo hat einen Fehler gemacht, den hat er reumütig eingestanden. Er hat sich stetig weiterentwickelt. Rapha hat es sehr gut gemacht. Ich habe mich mit ihm sehr sicher gefühlt“, antwortet Rösler. „Wir können uns glücklich schätzen, solch eine starke Torhüterriege zu haben. Ich habe keine Bauchschmerzen. Ich habe eine Idee im Kopf, will aber erst am Samstag mit den Torhütern reden. Es geht nicht nur um St. Pauli, sondern auch um Essen.“

Die Vermutung liegt also nahe, dass Rösler auf Jobsharing im Tor setzen wird. Heißt: Kastenmeier wird aller Voraussicht nach in Hamburg ins Tor zurückkehren. Wolf darf dafür in der zweiten Pokalrunde am Mittwoch beim Viertligisten Rot-Weiss Essen spielen.

Generell will Rösler in dieser Zeit, mit vier Spielen in elf Tagen, weiter auf Rotation setzen. „Ich werde aber keine sechs, sieben Spieler wechseln. Das ist nicht meine Art“, sagt der Coach. Sein Team hat ihm mit neun Punkten aus den vergangenen drei Spielen auch keinen Anlass gegeben, viel Personal zu wechseln. „Ich sehe das 4-4-2
immer als System mit vielen Pärchen. Und viele Pärchen haben es zusammen gut gemacht“, sagt er. Gut möglich, dass aber Leonardo Koutris sein Debüt geben wird. „Er ist definitiv eine Option für mich, sagt Rösler.