Finanzdesaster? - DFB wehrt sich gegen Club-Kritik
Leipzig (dpa) - Finanzdesaster, Intensivstation, Ausbeutung - der Deutsche Fußball-Bund (DFB) lässt die Kritik der Vereine der 3. Fußball-Liga an seiner Finanzpolitik nicht gelten und lobt stattdessen sein „Premiumprodukt“ über den grünen Klee.
„Unsere 3. Liga setzt im internationalen Vergleich Maßstäbe, das gilt auch für die Ausschüttung von TV-Geldern“, sagt der neue DFB-Direktor Ulf Schott in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Er kontert damit Vorwürfe des ehemaligen Präsidenten der SpVgg Unterhaching, Engelberg Kupka. Dieser hatte zuvor beklagt, die Liga liege finanziell auf der Intensivstation und sei mittendrin in einem Desaster.
„Das ist eine Einzelmeinung, die sich ganz leicht widerlegen lässt und die einen völlig falschen Eindruck vermittelt. Unser Zulassungsverfahren zeigt eine stabile wirtschaftliche Lage. Die 3. Liga ist seit ihrer Einführung mit rund doppelt so hohem TV-Geld ausgestattet worden wie die alte Regionalliga. Die originären Kosten der Liga, etwa Schiedsrichter- und Reisekosten, machen hierbei nur einen geringen Anteil aus. Der Großteil der Ausgaben wird in Spielergehälter investiert“, widerspricht Schott Kupkas Kritik: „36 Profivereine bekommen aufgrund ihrer eigenen Vermarktung pro Saison 600 Millionen, wir 20 Drittligisten aber nur 14 Millionen durch die Vermarktung des DFB.“ Bundesliga und 2. Bundesliga laufen unter der Obhut der Deutschen Fußball Liga (DFL).
Doch so allein, wie der DFB vermutet, steht Kupka nicht. „Ich kann seinen Unmut sehr gut nachvollziehen, denn wirtschaftlich ist das Überleben in der 3. Liga auf Dauer unmöglich“, sagt Wolfgang Gräf, Geschäftsführer des SV Wehen Wiesbaden. Er fordert: „Es muss schnell etwas passieren, sonst steuern wir in der 3. Liga auf ein finanzielles Horrorszenario zu.“ Sein Amtskollege Klaus Brüggemann vom SV Babelsberg meint: „Vom wirtschaftlichen Aspekt ist die 3. Liga eine Geldverbrennungsliga, weil die Vereine professionelle Strukturen und Bedingungen schaffen sollen und erfüllen müssen, aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht voll ausschöpfen können.“
Rolf Rombach, Präsident des FC Rot-Weiß Erfurt, wird konkret. „Von den 750 000 Euro Fernsehgeldern des DFB gehen allein bis zu 300 000 Euro für Beiträge an die Berufsgenossenschaft drauf. Da bleibt im Endeffekt nicht mehr viel übrig“, betont der Thüringer. Marcus Uhlig, Geschäftsführer von Arminia Bielefeld, weist auf das ökonomische Missverhältnis von Liga zwei und drei hin. „Sportlich ist die dritte Liga sicherlich nicht viel schlechter als die zweite Liga. Und auch die Anforderungen des Umfeldes, des Verbandes, der Sponsoren sind quasi die gleichen. Die Kosten sind zudem in der 3. Liga nicht gravierend anders als in der 2. Liga. Auf der anderen Seite beträgt der Ertrag aus TV-Vermarktung nur etwa 1/6 im Vergleich zur 2. Liga“, erklärt Uhlig.
Beim DFB verweist man in Sachen Fernsehgelder auf Planungssicherheit. „Die derzeit erzielten 12,8 Millionen Euro - die übrigens für die nächsten vier Jahre garantiert sind - sind ein sehr, sehr guter Abschluss, wenn man den Marktwert der 3. Liga realistisch betrachtet. Der DFB hat bei den Verhandlungen die Möglichkeiten im Rahmen des TV-Marktes bestmöglich ausgeschöpft und im Interesse der Vereine diesen erfolgreichen Abschluss realisiert“, sagt Schott.
Das Hin und Her aber bringt keine Lösung. Wiesbadens Geschäftsführer Gräf ist sich deshalb sicher, dass es Lösungen geben werde, wenn die Verantwortlichen in den Verbänden ihren Verpflichtungen nachkommen. „Es gibt dauerhaft Gespräche, gerade eben erst haben wir uns vor dem Saisonstart mit den Entscheidern in Frankfurt zu einem Workshop getroffen. Ich sehe den DFB als Dienstleister für die Vereine, um diese partnerschaftlich zu unterstützen“, beteuert DFB-Direktor Schott, muss aber all jene enttäuschen, die wie Kupka darauf hoffen, die TV-Gelder für den DFB-Pokal zu kürzen und stattdessen die Drittligisten intensiver zu unterstützen: „Das wurde bereits vor einigen Jahren umfangreich juristisch geprüft und als nicht umsetzbar bewertet.“