Fortunas Gegner Gibt es die dritte Pleite in Folge für Union
Einige Fans in Köpenick befürchten bei einem Aufstieg einen Identitätsverlust.
Düseldorf. Aue, das tat weh! Ausgerechnet gegen Abstiegskandidat FC Erzgebirge endete die Heim-Serie des 1. FC Union Berlin. Seit dem 0:1 gegen Fortuna Düsseldorf am 29. Oktober war das Team von Trainer Jens Keller im Stadion an der alten Försterei bei sechs Siegen und zwei Unentschieden in acht Begegnungen ungeschlagen geblieben. Am Mittwoch nun gab es erneut ein 0:1. Und das zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt der Saison. Der Tabellenführer von vor zwei Spieltagen ist aus den Aufstiegsrängen heraus gefallen.
Mehr als diese Tatsache und das enttäuschende Ergebnis erschreckte gegen Aue die gezeigte Leistung. Defensiv präsentierte sich Union ungewohnt anfällig, im Aufbau ohne Ideen sowie im Angriff harmlos wie noch nie in dieser Spielzeit. „Das ist ein herber Rückschlag. Natürlich kann immer mal eine Partie verloren gehen, aber nicht so“, sagte Kapitän Felix Kroos. Der Bruder von Real-Star Toni Kroos war ebenso schockiert wie sein Trainer. „Die Mannschaft hat Fehler gemacht, welche ich von ihr nicht kannte“, meinte Keller.
Offenbar hat die Länderspiel-Pause den Köpenickern nicht gut getan. Die „Eisernen“ scheinen eingerostet zu sein. Wurden in den neun Begegnungen zuvor 23 von 27 möglichen Punkten geholt, folgte nach dem 0:2 bei Hannover 96 nun auch daheim eine Pleite. Oder sollte die Akteure etwa ihre Chance auf den Sprung in die Bundesliga zittrige Knie bekommen lassen? „Ich weiß nicht, ob sie diese Situation verkrampfen lässt. Gegen Aue schien es mir aber schon so, dass jeder Angst vor Fehlern hatte“, sagte Jens Keller.
Dabei haben sie doch eigentlich gar keinen Druck. Der Aufstieg sollte erst in der nächsten Saison zum Ziel erklärt werden, auch die Fans nahmen den tabellarischen Höhenflug eher in witziger Art auf. Statt der üblichen „Spitzenreiter, Spitzenreiter“-Sprechchöre sangen die Anhänger „Scheiße, wir steigen auf“. Freuen würden sie sich natürlich dennoch auf den FC Bayern, Dortmund oder ein Derby gegen Hertha BSC — andererseits fürchten einige aber auch, dass Union als Erstligist ein Stück weit seine Identität als Kult-Club preisgibt.
„Mit seinen Zielen muss sich der Verein dem Kommerz anpassen“, sagte Club-Legende Torsten Mattuschka und ergänzte: „Vielen Ultras reicht die zweite Liga. Sie beklagen sich bereits jetzt über Event-Fans, wollen aber natürlich trotzdem, dass es Union gut geht. Und die Entwicklung ist ja auch Wahnsinn.“ 13 828 Mitglieder, eine Stadion-Auslastung von 96 Prozent, fast zehn Millionen Euro Sponsoring-Einnahmen und rund 34 Millionen Euro Umsatz belegen dies. Der Spagat zwischen Kult und Kommerz wird immer schwieriger.