„Grenzen nach oben ausloten“: Heidenheim vor Aufstieg
Heidenheim (dpa) - An ein Aufstiegsdrama wie im vergangenen Jahr glaubt beim 1. FC Heidenheim niemand mehr. „Wir lassen uns das nicht mehr nehmen“, sagt Geschäftsführer Holger Sanwald.
Mit zwölf Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang sind die Schwaben zehn Spiele vor dem Saisonende souveräner Spitzenreiter der dritten Liga. Zuletzt gelang zwar nur ein 0:0 gegen Halle, doch nach 16 Fußballspielen ohne Niederlage sagt der seit 2007 amtierende Trainer Frank Schmidt: „Wir kriegen kein Nervenflattern. Wir werden auch die restlichen nötigen Zähler holen.“ Und dann erstmals in der Vereinsgeschichte im Unterbau der Bundesliga antreten.
Sanwald und Schmidt, der einst als Spieler des TSV Vestenbergsgreuth den legendären 1:0-Pokalsieg gegen Bayern München miterlebte, sind die Aushängeschilder des FCH. Wie Präsident Klaus Mayer sind beide Heidenheimer, Schmidt kam nur 100 Meter vom Stadion entfernt auf die Welt. Sie alle schätzen die familiäre Atmosphäre, die laut Schmidt einen großen Vorteil hat: „Wir gehen ehrlich miteinander um.“
Das taten sie wohl auch, als der Aufstieg 2013 nur knapp verpasst wurde. Heidenheim gehörte in den vergangenen Jahren stets zu den Mitfavoriten in der 3. Liga, doch das Scheitern am 18. Mai war besonders bitter. Weil gegen Kickers Offenbach im letzten Saisonspiel zu Hause nur ein 0:0 gelang, fehlte den Württembergern auf den Relegationsplatz ein einziger Punkt.
Die Erfahrung war so bitter, dass Sanwald sagt: „Dieses Erlebnis will hier keiner mehr haben.“ Es habe danach nur zwei Möglichkeiten gegeben. „Es geht abwärts oder wir gehen gestärkt daraus hervor“, erklärt der 46-Jährige. Der FCH, der am Samstag bei Preußen Münster antritt, schaffte Letzteres.
Viele Tore hat die Elf um den Star und Kapitän Marc Schnatterer auch früher erzielt. Nun gelang es zudem, die Abwehr zu stabilisieren. „Wir stehen defensiv ganz anders“, sagt der Mittelfeldspieler. Die Leistungsträger wurden gehalten, der Kader mit wenigen, gezielten Neuzugängen verstärkt. Viele Spieler stammen aus der Region, nur der französische Stürmer Smail Morabit hat einen ausländischen Pass.
Der Erfolg ist das Resultat einer Vision, die 2004 formuliert wurde. Damals schaffte der Verein noch unter dem Namen Heidenheimer SB den Aufstieg in die Oberliga. „Da haben wir ein Konzept entwickelt mit der Frage: Welche Voraussetzungen müssen wir schaffen, um in die 2. Liga zu kommen“, erklärt Sanwald.
Hinter der Gegengeraden der Voith-Arena arbeiten zwar noch die Handwerker am Nachwuchsleistungszentrum. Im Mai aber wird wohl alles fertig sein. Im Sommer sollen zudem die Kurven neben der Haupttribüne des schmucken Stadions hochgezogen werden, die Kapazität steigt dann von 13 000 auf 15 000 Plätze. Damit erfüllt Heidenheim auch die infrastrukturellen Voraussetzungen für die 2. Bundesliga.
Wobei das nicht der letzte Schritt sein muss - auch die Bundesliga will Sanwald nicht ausschließen. Sein Ziel lautet, „mit den Menschen unserer Region die Grenzen nach oben auszuloten. Wenn wir in der 2. Liga spüren, dass das unsere Grenze ist, akzeptieren wir das. Wenn nicht, warum sollten wir uns dann limitieren?“ Die Zielstrebigkeit wird auch durch die gesunden Finanzen gestärkt: Basis des Neun-Millionen-Etats ist ein Pool von 300 Sponsoren.
Da Ex-Bundesligist SSV Ulm 1846 ein trauriges Dasein in der Regionalliga fristet und Zweitligist VfR Aalen Finanzprobleme hat, könnte Heidenheim in der Region zwischen Stuttgart und Augsburg der neue Dominator werden. „Aalen ist kurzfristig der zweite schwäbische Club hinter dem VfB Stuttgart geworden“, sagt Sanwald, „aber bald wollen wir wieder vorbeiziehen.“