Hallescher FC im Aufwind: Schädlichs Mut wird belohnt
Halle (dpa) - Am Ende hat Michael Schädlich Recht behalten. Trotz umfassender Kritik aus dem Umfeld hatte der Präsident des Halleschen FC im Herbst an seinem Trainer Sven Köhler festgehalten - selbst angesichts von zwischenzeitlich zehn sieglosen Spielen in der 3. Fußball-Liga hintereinander.
„Wenn einer die Klasse hält, dann er“, hatte stets sein Credo geheißen. Vier Monate später scheint sich sein Mut zur Beständigkeit ausgezahlt zu haben: Die Saalestädter haben sich mit 16 von möglichen 21 Punkten seit dem Jahreswechsel ins gesicherte Mittelfeld hochgearbeitet. Der Klassenverbleib ist praktisch sicher.
„Je mehr wir an Sicherheit gewinnen, desto besser kommt das Team ins Rollen“, lobte Schädlich nach dem jüngsten 3:1-Erfolg im Traditionsduell mit Hansa Rostock am Sonntag. Inzwischen trennen den HFC beruhigende zwölf Zähler von den Abstiegsrängen - in Zeiten der Herbstdepression hatte den Verein zeitweise nur die etwas bessere Tordifferenz davor bewahrt, in der Tabelle ganz herunterzurutschen.
Sinnbild des Halleschen Aufschwungs ist Timo Furuholm. Zusammen mit Eigengewächs Dennis Mast, der sich auf dem Flügel zum echtem Leistungsträger entwickelt hat, hat sich der finnische Winter-Neuzugang als bester Torschütze etabliert. Furuholm traf in sieben Spielen fünfmal, auch dank ihm hat der HFC seit dem Jahreswechsel schon zwölf Tore erzielt - vorher standen gerade 18 insgesamt auf der Habenseite.
Als „clever und effektiv“ bezeichnet Schädlich die Düsseldorfer Bundesliga-Leihgabe, die aber kaum über den Sommer hinaus in Halle bleiben wird. Aus sportlicher wie finanzieller Sicht dürfte Furuholm kaum zu halten sein, räumt Präsident Schädlich ein. „Er steht im Fokus vieler anderer höherklassiger Vereine“, weiß der Vereinschef.
Für insgesamt fünf Neue hatte Halles Präsident im Winter tief in die Tasche greifen müssen. Zum Glück erwiesen sich diese allesamt als Verstärkungen: Björn Ziegenbein überzeugt als Gestalter vor den Spitzen, Kristian Kojola und Daniel Ziebig als Abwehrstützen, von Furuholms Torjägerqualitäten ganz abgesehen. Selbst Toni Leistner, dessen Verpflichtung durch die Verletzung von Pierre Becken kurz vor Transferschluss mehr aus „Versehen“ zustande kam, stand zuletzt viermal 90 Minuten auf dem Platz.
Schädlich ist entsprechend erleichtert. „Wir sind wirtschaftlich mit dem Engagements kein geringes Risiko eingegangen“, erklärt er. „Erhofft“ habe auch der Trainer den Aufschwung. „Da war von Anfang an so etwas wie Aufbruchsstimmung“, beschreibt Köhler. „Aber wissen kann man das nie. Es war auch nicht abzusehen, dass sie sich gleich so gut einfügen.“
Entscheidend für den Schritt nach vorn war vor allem, dass die fünf Akteure „das Gefühl der vielen Niederlagen“ nicht hatten, betont Köhler. Das merkt man auch am Auftreten, auf wie neben dem Platz. „Ich bin hierhergekommen, um alles rauszuholen, was geht“, meint Daniel Ziebig angesichts des fast schon sicheren Klassenverbleibs, „eben nicht, dass man mit 40 Punkten schon ausgeruht ist. Vielleicht holt man am Ende 50“, sagt er und schiebt nach: „Die Qualität dazu haben wir.“