Hertha ganz solide - Preetz: „Keine Extravaganzen“
Berlin (dpa) - Größenwahn-Verbot und die solide Trainerarbeit von Jos Luhukay sollen in der kommenden Saison die Bundesliga-Garantien für Hertha BSC sein.
„Keine Sorge: Der Erfolg steigt uns nicht zu Kopf. Wir wissen, wie es ist, am Boden zu liegen und halten den Ball flach“, versprach Manager Michael Preetz vor knapp 1300 Herthanern bei der Mitgliederversammlung in Saal eins des Berliner ICC. „Extravaganzen werden wir uns nicht leisten“.
„Einen dritten Aufstieg wird es mit mir nicht geben - wir müssen drinbleiben“, sagte Hertha-Präsident Werner Gegenbauer, der Preetz im schwierigen Abstiegsjahr 2011 auf seinem neuen Posten massiv gestützt hatte.
Vor der Rede des ehemaligen Hertha-Torjägers, die mit viel Pathos begann und nüchtern endete, gab es stehende Ovationen für Luhukay. Der 49-jährige Niederländer hatte dem Verein kurz vorher sein Ja-Wort bis 2016 gegeben. Ihm wurde wie einem Messias gehuldigt. Nachdem alle Hertha-Profis - bis auf Pierre-Michel Lasogga, der im U21-Aufgebot des DFB stand - die Bühne erklommen hatten, kam Luhukay. Der Uneitle stellte sich bescheiden an die äußerste Ecke.
„Jos, du hast die Disziplin zurückgebracht. Du stehst mit Leib und Seele, Haut und Haaren zu unserer Mannschaft und zu unserer Stadt. Wir sind stolz, dass du bis mindestens 2016 weitermachst“, sagte Preetz unter dem Jubel der Blau-Weißen, die sich die Stimmung nicht durch Rote Zahlen vermiesen lassen wollten.
Den neuen Stand der Verbindlichkeiten (zuletzt 42 Millionen Euro) gibt es im Herbst. Immerhin deutete Hertha-Finanzexperte Ingo Schiller an, dass die Last wohl unter die 40-Millionen-Grenze gedrückt werden könnte. Vorher hatte er einräumen müssen, dass die Stadt dem Verein bisher Stadionmiete in Höhe von 2,6 Millionen Euro gestundet hat.
Ganz anders als so mancher Vorgänger bei der sich nicht immer zurückhaltenden „alten Dame“ Hertha wählte Luhukay im Stimmungshoch leise Worte: „Ich habe eine Ausnahmemannschaft trainieren dürfen, ein menschlich und charakterlich eindrucksvolles Team“. Zu den 23 Profis auf dem Podium sagte er: „Mit euch will ich an die Erfolge anknüpfen - wir wollen uns in der Bundesliga etablieren“.
Auch der Aufsichtsrats-Vorsitzende Bernd Schiphorst hatte sich zuvor in die Reihe der Gratulanten für den sofortigen Wiederaufstieg mit einem Rekord-Punktergebnis (76) und der Zweitliga-Meisterschaft eingereiht. Er bezeichnete Hertha als „Musterschüler mit lauter Einsen im Zeugnis“, mahnte aber auch zu Zurückhaltung.
Größere Zahlen stehen im Hertha-Etat. Den größten Teil von 69 Millionen Euro machen die Gehälter der Profis aus. Dieser Posten beläuft sich auf 23 Millionen. Der Aufsteiger, der am Dienstag mit dem japanischen Nationalspieler Hajime Hosogai von Bayer Leverkusen die zweite Neuverpflichtung nach Sebastian Langkamp bekanntgab, kalkuliert zurückhaltend mit einem Zuschauerdurchschnitt von 47 500 Besuchern.
Bei so viel Vernunft gehörten wie immer aber auch skurrile Wortmeldungen zur Hertha-Mitgliederversammlung: Zur Einstimmung wurde der Song „Das Leben ist hart - wir sind Hertha“ gespielt. Ein Anhänger wollte ausgerechnet von Geschäftsführer Schiller wissen, warum Erfolge denn immer mit Bierduschen gefeiert werden müssten, und eine Dame stellte Preetz streng zur Rede. Sie forderte eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes seines gesponserten Dienstfahrzeugs.