Hertha will keine Fahrstuhl-Mannschaft mehr sein
Berlin (dpa) - Beim Aufstiegsessen mit Spielern, Helfern und Freunden von Hertha BSC dachte Jos Luhukay schon an das Abenteuer Bundesliga. „Ich weiß, dass es jetzt erst richtig anfängt“, sagte der Chefcoach des zurückgekehrten Fußball-Erstligisten.
Ein Jahr nach dem desaströsen und chaotischen Abstieg hat der nur 1,67 Meter große Niederländer der deutschen Hauptstadt die nationale Eliteliga um die Champions-League-Halbfinalisten Bayern München und Borussia Dortmund zurückgebracht. „Ab Dienstag nehmen wir mit Vollgas die 1. Liga in Angriff“, kündigte Michael Preetz an.
Der Manager hofft auf neue Kontinuität, die ihm bei der Besetzung des Trainerstuhls und dem sportlichen Abschneiden bisher nicht gelungen ist: „Wir müssen raus aus dem Fahrstuhl. Da kommt das Schild ran: Außer Betrieb!“, erklärte Preetz nach der sechsten Rückkehr des Berliner Clubs in die Erstklassigkeit. Das Ziel für die kommende Saison heißt Klassenerhalt. „Danach lautet die Strategie, sich mit dem eigenen Nachwuchs und punktuellen Verstärkungen sowie Kontinuität auf der Trainerposition in der Bundesliga zu etablieren, und zwar in der oberen Tabellenhälfte“, sagte Hertha-Präsident Werner Gegenbauer in der „Bild“-Zeitung.
Hertha plant die neue Saison mit rund 63 Millionen Euro, 22 Millionen sollen für den Profikader ausgegeben werden. „Wir gucken nach ablösefreien Spielern. Und unser Lizenzantrag sieht keine Ablöseeinnahmen vor“, verriet Gegenbauer. Würde Hertha im Sommer einen Profi verkaufen, „würde dieses Geld in die Mannschaft investiert werden, wenn es Preetz und Luhukay wollen“, bemerkte der Clubchef. Der Augsburger Sebastian Langkamp und der Düsseldorfer Johannes van den Bergh sollen ganz oben auf der Hertha-Liste stehen.
„Ich weiß, dass wir mit minimalen Mitteln standhalten können“, betonte Luhukay: „Wir wollen mit Hertha ein eigenes Gesicht haben. Wir gehen das mit vollem Ehrgeiz und Kreativität an und versuchen, gewisse Erfolge zu erzwingen.“ Dass viele Fans die Liebe zu Hertha bereits wiedergefunden haben, liegt vor allem am Aufstiegstrainer.
Wie Luhukay war allerdings auch Markus Babbel 2011 bejubelt worden, der damals den „Unfall“ Abstieg als Aufstiegs-Baumeister vergessen gemacht hatte. Doch in der 1. Liga gingen die Ansichten des ehemaligen Münchner Nationalspielers und der Hertha-Verantwortlichen auseinander - mit fatalen Folgen. „Es ist die pure Erleichterung für uns alle, gerade nach dem etwas hässlichem Abstieg“, sagte Änis Ben-Hatira, der damals beim skandalösen K.o.-Spiel in Düsseldorf sein Team durch einen Platzverweis zusätzlich geschwächt hatte.
Luhukay weiß, dass schon morgen der Pflichtaufstieg der „Alten Dame“ Geschichte ist. „Der Verein muss sich in allen Bereichen verbessern“, verkündete deshalb der Coach schon auf der öffentlichen Bühne, nachdem ausgerechnete dem unzufriedenen Ersatzspieler Pierre-Michel Lasogga gegen Sandhausen das Aufstiegstor gelungen war.
Sportlich und wirtschaftlich müsse man nun weiter gehen, um „nicht das zu erleben“, was in den vergangenen Jahren passiert war: „Ich weiß, dass die 1. Liga wieder etwas mehr verlangt“, sagte Luhukay. Clubpräsident Gegenbauer hörte interessiert zu. „Wir mussten zurückkehren, jetzt müssen wir die nächsten Schritte machen, um Hertha zu etablieren. Das ist nicht einfach“, fügte der Trainer noch an und skizzierte den Weg: „Besser aufstellen, mehr stabilisieren.“