Luhukay: „Wollen erst einmal in der 1. Liga überleben“
Berlin (dpa) - Nach Mönchengladbach und Augsburg hat Trainer Jos Luhukay nun auch Hertha BSC in die Fußball-Bundesliga gebracht. Der 49-Jährige sieht seine Mission in Berlin aber noch lange nicht erfüllt:
„Wir werden uns nicht kleiner oder größer machen als wir sind.“ Die Nachrichtenagentur dpa sprach mit dem Aufstiegstrainer.
Sie haben den Aufstieg am 30. Spieltag vorausgesagt. Haben Sie wahrsagerische Fähigkeiten?
Luhukay: „Das nicht. Aber man rechnet ein bisschen die Punkte zusammen, die man benötigt und die auch die Konkurrenz sammelt. Es freut mich natürlich, dass es genauso geklappt hat und vor allem, dass wir im eigenen Stadion den Aufstieg perfekt machen konnten.“
Das Ziel war eigentlich nie in Gefahr. Wie ist Ihnen das gelungen?
Luhukay: „Die Mannschaft hatte unglaublich viel Konstanz, Stabilität und eine enorme Sicherheit. Wir haben nur zwei Spiele verloren, die wenigsten Gegentore kassiert, die meisten Tore erzielt. Wenn man von einer Schwächephase sprechen konnte, dann vielleicht ganz am Anfang und nach der Winterpause. Aber selbst da haben wir gepunktet oder Spiele sogar gewonnen. In dieser Form habe ich es auch bei meinen vorangegangenen Aufstiegen noch nicht erlebt.“
Wieviel Prozent Trainer steckt in diesem Aufstieg?
Luhukay: „Das finde ich gar nicht so wichtig. Ich habe mein Trainerteam, die medizinische Abteilung und alle die Mitarbeiter bei Hertha. Es ist ein Gesamtpaket, und wir haben uns alle über die vielen Gesichter gesehen, die vor Glück strahlten.“
Vor zwei Jahren ist Hertha mit dem Slogan auf den T-Shirts „Mission erfüllt“ aufgestiegen. Ist Ihre Mission mit dem Aufstieg erfüllt?
Luhukay: „Was das erste Jahr betrifft natürlich voll und ganz. Die direkte Rückkehr war für den Verein und die Stadt das optimal Erreichbare. Jetzt wollen wir uns neue Ziele setzen. Die werden wir in aller Ruhe angehen. Wir wollen natürlich erfolgreich bleiben. Die Mentalität, die Bereitschaft werden noch wichtiger werden.“
Rund 42 Millionen Euro Schulden beeinflussen auch den Trainer, das wird sich für die neue Saison kaum ändern. Wie sind Sie da gefordert? In der 1. Liga ist es noch komplizierter, solche Spieler wie Brooks oder Schulz auf ein neues Niveau zu heben.
Luhukay: „Ja, aber das ist auch wieder ein Reiz. Ich habe keine Sorgen, dass wir wieder eine gute Mannschaft zusammenstellen. Sonst hätte ich die Aufgabe gar nicht übernommen. Wir müssen eine gewisse Kreativität haben bei den Neuzugängen. Dass die jetzige Mannschaft schon eine gewisse Qualität hat, ist für mich auch eine Beruhigung. Ich bin sicher, dass wir eine gute Rolle spielen können. Wir werden uns nicht verstecken und kleiner machen als wir sind. Vor allem auch nicht größer. “
Für Sie ist es der dritte Aufstieg. Wie fällt Ihr Vergleich aus?
Luhukay: „Hier war die mit Abstand schwierigste Situation. Weil der Verein abgestiegen war, sportlich Riesenprobleme hatte, auch wirtschaftlich mit vielen Einschränkungen. Wir haben das gut hinbekommen, vor allem die Kaderauswahl. Wir mussten im Winter nicht eine Nachverpflichtung tätigen. Die 21 Spiele ohne Niederlage waren schon sensationell.“
Die Geschichte ihrer Vorgänger vor zwei Jahren ist bekannt. Aus Helden können gerade in Berlin schnell Verlierer werden. Sind Sie darauf vorbereitet?
Luhukay: „Ich glaube nicht, dass man sich darauf vorbereiten möchte. Das würde ja bedeuten, dass man dann in einer negativen Situation ist, Misserfolge hat.“
Aber Sie werden in der 1. Liga höchstwahrscheinlich mit Hertha nicht 21 Spiele hintereinander ungeschlagen bleiben?
Luhukay: „Es geht erst einmal darum, dass erste Jahr Bundesliga zu überleben. Dann kann man sich wieder neue Ziele setzen. Man kann sich auch wirtschaftlich nicht in einem Jahr stabilisieren. Erst wenn man die nächsten zwei, drei Jahre in der 1. Liga besteht, kann man sich Stück für Stück wieder verbessern. Das wollen wir mit Hertha umsetzen.“