Hoch oder pleite? Dresden zittert mehr als der VfL
Osnabrück (dpa) - Aufstieg oder drohende Pleite - Dynamo Dresden steht am Dienstag am Scheideweg. Scheitert der ostdeutsche Fußball-Traditionsclub in der Relegation beim VfL Osnabrück und verpasst den Sprung in die 2. Bundesliga, droht das finanzielle Aus.
Nicht ganz so dramatisch sieht es für den niedersächsischen Fahrstuhl-Club aus, dem nach dem 1:1 im Hinspiel eine torlose Partie zum Klassenerhalt reicht.
„Wir sollten uns davor hüten, auf 0:0 zu spielen“, warnte VfL-Torhüter Tino Berbig. Der ehemalige Dresdener Profi, im Hinspiel der beste Osnabrücker, erklärte: „Das ist viel zu gefährlich.“ Berbig hat nicht vergessen, dass Dynamo im Hinspiel die insgesamt bessere Mannschaft war und die größeren Chancen besaß.
Auch VfL-Teamchef Joe Enochs mahnte eindringlich, dass es fahrlässig sei, „sich hinten reinzustellen und auf Konter zu warten“. Enochs kündigte an: „Wir werden nach vorne spielen.“ Klappt das Konzept, wären die Niedersachsen der erste Zweitligist, der bei der dritten Auflage der Relegation den Klasserhalt schafft.
Vor zwei Jahren scheiterten die Osnabrücker in den beiden Entscheidungsspielen mit zwei 0:1-Niederlagen an Paderborn. Den finanziellen Kollaps verhinderte der VfL anschließend nur mit großer Mühe, sanierte sich vor allem dank einiger Pokal-Überraschungen. Der vierte Abstieg seit 2001 würde bei den Niedersachsen aber erneut harte Einschnitte erfordern.
Dramatischer sieht es bei Dynamo aus. Bürgschaften für mehr als zwei Millionen Euro benötigen die Dresdener, wenn sie scheitern sollten. „Wenn wir keine Unterstützung von der Stadt oder den städtischen Unternehmen erhalten, dann ist die Situation aussichtslos“, sagte Geschäftsführer Volker Oppitz.
Im Falle des Aufstiegs bekäme der achtmalige DDR-Meister, der bis 1995 in der Bundesliga spielte, mehr TV-Geld, benötigte wegen der steigenden Kosten aber trotzdem eine Bürgschaft von rund 800 000 Euro. Entsprechend groß ist der Druck. „Wenn man sein Heimspiel nicht gewinnt, sind die Chancen für den Gegner besser“, gab Trainer Ralf Loose zu.
„Wir brauchen nicht mehr ein Wunder, sondern nur noch einen Sieg“, lautete Looses Parole vor der Abfahrt des Dynamo-Busses nach Osnabrück am Montagmorgen. Der Coach hofft, dass „bei den wenigen Chancen, die sich uns bieten werden, die Spieler kaltschnäuzig im Abschluss sind“.
Loose war glücklich, dass Stürmer Dani Schahin mit im Bus saß, denn der Angreifer plagt sich schon seit einiger Zeit mit Knieproblemen. Bei den Osnabrückern wollen die nicht ganz fitten Defensivspieler Konstantin Engel (Oberschenkelprobleme) und Tobias Nickenig (Zehenprobleme) auflaufen. Für den gesperrten Benjamin Siegert dürfte Kristoffer Andersen spielen.