Jagd- und Prügelszenen bei Dresdens Aufstieg
Osnabrück (dpa) - Die meisten Fans feierten friedlich, aber einige randalierten. Jagd- und Prügelszenen überschatteten die Rückkehr von Dynamo Dresden in die 2. Fußball-Bundesliga.
Das Relegationsrückspiel beim VfL Osnabrück stand zwischenzeitlich vor dem Abbruch, aus Sicherheitsgründen pfiff Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer die Partie sogar knapp 15 Sekunden vor dem Ende der Verlängerung ab: Die Polizei stand zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Rasen, um Dresdner Anhänger aufzuhalten.
„Ich bin froh, dass es glimpflich über die Bühne gegangen ist“, sagte Dynamo-Trainer Ralf Loose über die Randale. Die furiose Aufholjagd zum verdienten 3:1-Sieg nach Verlängerung und die ersehnte Zweitliga-Rückkehr nach fünf Jahren bekam durch gewalttätige Szenen einen schlechten Beigeschmack. „Glimpflich“ - wie Loose die Tritte und Schläge gegen Polizisten, Ordner und Fotografen nannte - verlief die Situation wohl vor allem dank des geglückten Aufstiegs. Im Falle einer Niederlage wäre die Situation womöglich weiter eskaliert.
Auch wenn die Mehrheit der Dynamo-Fans friedlich feierte: Die Gewaltbereitschaft der Minderheit erschreckte. Sie offenbarte die hässliche Seite des Fußballs und zeigte wieder einmal das ganz spezielle Fan-Problem der Dresdner. „Ich kann nur versprechen, dass der Verein daran arbeiten wird“, sagte der Trainer.
„Ich kann nicht viel dazu sagen“, kommentierte Loose, „ich konzentriere mich auf den Sport.“ Bereits nach einer Stunde hatte der Referee die Partie für anderthalb Minuten unterbrochen, weil Dynamo-Anhänger auf der Tribüne Feuerwerk abbrannten und Fahnen anzündeten. Dresdner Spieler mussten die Randalierer unter den Fans einige Male beruhigen.
Der Schiedsrichter hätte die Partie kurz vor Ablauf der 120 Minuten auch abbrechen können, weil Fans den Platz stürmten und die Polizei auf dem Rasen aufmarschierte. Kinhöfer tat es nicht. Er entschied sich angesichts des eindeutigen Spielstandes für die sichere Variante - und brachte sich selber nach seinem vorzeitigen Abpfiff mit einem Spurt in Sicherheit.
„Das ist eine Tatsachenentscheidung. Nur die Uhr des Schiedsrichters ist maßgeblich“, sagte Herbert Fandel, der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichter-Kommission. Ein vorzeitiger Abpfiff aus Sicherheitsgründen ist eigentlich nicht vorgesehen, war aber angesichts des Spielstandes eine vernünftige Lösung. Ein „skandalöses Ende“, kommentierte die „Neue Osnabrücker Zeitung“.
14 Festnahmen und 16 Strafanzeigen meldete die Polizei, die nach eigenen Angaben „größere Ausschreitungen verhinderte“. Polizisten, Ordner und Fotografen waren attackiert worden. Dass Sitzschalen herausgerissen wurden, gehörte zu den kleineren Randerscheinungen.
„Das mit den Dresdner Zuschauern ist zu viel, da muss etwas passieren“, sagte Osnabrücks Spielmacher Sebastian Tyrala: „Mir tut es leid für die Dresdner Mannschaft.“ Tatsächlich lieferten die Dynamo-Profis einen beeindruckenden Endspurt, holten auch im Rückspiel ein 0:1 auf und bewiesen anschließend, dass mit einem Teil der Fans auch friedlich zu feiern ist.
Rund 2000 Dresdner sangen und tanzten noch nach Mitternacht im Osnabrücker Stadion. In Sachsens Hauptstadt hatten rund 10 000 Fans beim Public Viewing gejubelt. Viele fuhren anschließend zum Flughafen, wo das Team gegen 2.45 Uhr landete. Die große Aufstiegsparty stand am Mittwochnachmittag auf dem Altmarkt an.