KSC vor Neuaufbau in der dritten Liga - Randale

Karlsruhe (dpa) - Oliver Kreuzer stand in vorderster Reihe. Der Manager des Karlsruher SC nahm sich und seine Spieler nach dem Sturz in die dritte Liga nicht aus der Schusslinie. Ganz im Gegenteil.

Als vermummte Anhänger des KSC die Geschäftsstelle im Wildparkstadion stürmen wollten, beorderte Kreuzer kurzerhand die Mannschaft vor die Tür. Bis weit nach Mitternacht diskutierten Spieler und Fans die Gründe für das enttäuschende 2:2 im Relegations-Rückspiel gegen den Drittligisten Jahn Regensburg, das den Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga besiegelte.

Dass dabei Stühle, Knallkörper und Bierkrüge flogen, nahm Kreuzer nur äußerlich gelassen hin. „Ich bin noch nie abgestiegen, als Manager nicht, als Spieler nicht. Das ist der bitterste Moment“, meinte Kreuzer. Nach dem 1:1 im Hinspiel am vergangenen Freitag reichten die Treffer von Klemen Lavric (32. Minute) und Elias Charalambous (56.) dem KSC nicht zum Klassenverbleib. Die Regensburger Oliver Hein (28.) und André Laurito (66.) machten mit ihren Gegentoren den Absturz der Badener in die dritte Liga perfekt. Bei den Ausschreitungen nach dem Spiel wurden insgesamt 75 Personen verletzt, unter ihnen 18 Polizeibeamte, teilte die Karlsruher Polizei am Dienstag mit. Acht Randalierer wurden festgenommen.

Der baden-württembergische Innnenminister Reinhold Gall (SPD) forderte ein hartes Durchgreifen. „Wir haben es hier nicht mehr mit enttäuschten Fans zu tun, sondern eindeutig mit Straftätern“, sagte Gall der Nachrichtenagentur dpa. „Als erste Konsequenz müssen Stadionverbote erlassen werden. Für die kommende Saison wird sich das Innenministerium mit den Verantwortlichen des KSC zusammensetzen, um das Problem in den Griff zu bekommen.“

Der KSC distanzierte sichin einer Mitteilung von den Ausschreitungen. „Dieses Verhalten ist bei aller Enttäuschung über den Abstieg nicht akzeptabel“, erklärte KSC-Präsident Ingo Wellenreuther. „Wir sind seitens des Vereins dabei, hier alles unsererseits dafür zu tun, dass die entsprechenden Personen ermittelt werden.“ Der Verein habe bereits Kontakt mit dem Innenministerium und der Polizei aufgenommen.

„Die Jungs weinen alle“, sagte KSC-Coach Markus Kauczinski. Sieben Spieltage vor Saisonende hatte er den Traditionsclub als Nachfolger des glück- und erfolglosen Jörn Andersen übernommen und noch in die beiden Relegationsduelle geführt. Für den Klassenverbleib kam Kauczinski zu spät. „Wir konnten einiges zum Guten wenden, aber leider nicht mehr alles verändern“, sagte der Coach. Vor allem nicht die eklatante Abwehrschwäche. Auch am Montag fielen beide Regensburger Treffer nach Eckbällen. „Unsere Schwächen waren die Stärken von Regensburg“, analysierte Kauczinski.

Der Trainer ist einer der wenigen beim KSC, der auch einen Vertrag für die dritte Liga unterschrieben hat. Die Badener stehen vor einem Neuanfang. In Dirk Orlishausen, Hakan Calhanoglu, Sebastian Schiek und Timo Kern haben bislang lediglich vier Spieler einen Kontrakt für die dritte Liga. „Wir haben ein paar Namen im Kopf und schon ein paar Spieler angesprochen“, sagte Kauczinski kurz nach Schlusspfiff. „Aber wir haben gerade an Attraktivität verloren.“

Oliver Kreuzer nannte vier Spieler, die den Verein verlassen werden. Ionut Rada, Elias Charalambous, Bakary Soumare und Makhtar Thioune werden nach Angaben Kreuzers in der kommenden Saison nicht mehr für den KSC auflaufen. „Rada geht zurück nach Cluj, die Option können wir nicht zahlen. Er will auch nicht Liga drei spielen. Charalambous ist kein Thema für die 3. Liga, Soumare auch nicht. Thioune muss zurück, er hat ja noch Vertrag“, sagte Kreuzer. Der Senegalese Thioune war auf Leihbasis vom norwegischen Club FK Molde zum KSC gekommen.

„Wir wollen aber keinen kompletten Neuaufbau. Wenn man wieder 22 neue Spieler holt, bis da wieder Automatismen greifen, das dauert zu lange. Wir wollen mit sieben, acht, neun Spielern weiterarbeiten“, meinte Kreuzer. Auch der Manager selbst will den Absteiger nicht verlassen. „Für mich persönlich ist es so, dass ich so nicht abtreten kann und will und dass ich auch bereit bin, wenn der Wunsch besteht, mit daran zu arbeiten dass wir den Wiederaufstieg schaffen. Es sei denn das Präsidium oder der Verwaltungsrat sagen, das muss ein anderer machen“, sagte Kreuzer.

„Der Plan ist natürlich, so schnell in die zweite Liga zurück wie möglich. Wir werden den Verein in schweren Zeiten nicht im Stich lassen“, versprach Präsident Ingo Wellenreuther. „Wie die Mannschaft aussieht nächstes Jahr, steht in den Sternen“, erklärte Kreuzer. „Diese Mannschaft gibt es auf jeden Fall nicht mehr.“ Der Manager immerhin will weitermachen.

Überraschungs-Aufsteiger Jahn Regensburg steht vor ähnlichen Problemen - immerhin eine Klasse höher. „Ich befürchte, dass einige Spieler schon bei anderen Vereinen unterschrieben haben“, sagte Manager Franz Gerber in der Stunde des Triumphes. „Ich befürchte, dass diese Mannschaft auseinanderfällt. Es ist schade. Wir fangen bei unter null an.“

So wird Kapitän Tobias Schweinsteiger trotz Aufstiegs sogar zum Absteiger. Er wechselt zur kommenden Saison zur zweiten Mannschaft des FC Bayern München in die Regionalliga. „Ich habe mir das gut überlegt“, sagte Schweinsteiger, „meine Mission ist erfüllt. Jetzt kommt das nächste.“