„Löwen“-Runderneuerung: Trainer, Sportchef und Präsident
München (dpa) - Bei der schier endlosen Suche nach Ruhe küren die Münchner „Löwen“ wieder einmal einen neuen Präsidenten.
Peter Cassalette will als neues Vereinsoberhaupt am Sonntag bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung gewählt werden und in seiner erst einmal bis Sommer 2016 datierten Amtszeit die Dauer-Themen des kriselnden Fußball-Zweitligisten TSV 1860 beackern: Finanzen, Stadion, Investor. „Ich habe eine intensive und schwere Aufgabe anzugehen“, erklärte der 62-Jährige und will dafür sein „Löwenherz“ geben. Er wäre der vierte Präsident seit 2013.
Trainer-Routinier Benno Möhlmann soll beim Tabellenvorletzten für Erfolge auf dem Rasen sorgen, der neue Sportchef Oliver Kreuzer den Rahmen dazu schaffen. Mit der Wahl von Cassalette wäre dann die dritte Baustelle geschlossen. „Dann wäre es wünschenswert, wenn der Fokus wieder auf Fußball liegt und nicht auf anderen Nebenkriegsschauplätzen“, betonte Kreuzer. „In der bundesweiten Wahrnehmung stand 1860 in den letzten Jahren für Chaos. Man hat den Verein die letzten Wochen und Monate so wahrgenommen, dass viele Dinge durcheinanderliefen.“ Man müsse Ruhe in den Verein bekommen.
Ob das unter der Regie von Cassalette gelingt? Seine Vorgänger zermürbte auch das Miteinander - oder mitunter auch Gegeneinander - mit Hasan Ismaik. Im Juni dieses Jahres trat das Präsidium um Gerhard Mayrhofer nach gescheiterten Gesprächen mit dem Investor geschlossen zurück. Der Jordanier hatte mit seinen Millionen vor vier Jahren den Kollaps des Clubs verhindert, aber richtig glücklich wurden beide Seiten danach nicht. „Ich bin Ismaik heute noch dankbar, dass er 1860 gerettet hat. Und ich kann auch nachvollziehen, dass er nicht erfreut darüber ist, dass es mit den 40 bis 50 Millionen Euro, die er hier reingesteckt hat, nicht besser, sondern immer schlechter geworden ist“, erklärte Cassallette wohlwollend in der „tz“.
Er hofft nach reichlich Reibereien in der Vergangenheit auf eine neue Vertrauensbasis. „Irgendwie muss wieder ein Anfang gemacht werden. Ich werde respektvoll, aber nicht unterwürfig auftreten. Ich muss nach dem Treffen wissen, was Ismaik von uns erwartet und was wir von ihm erwarten dürfen“, sagte Cassalette im „Münchner Merkur“. Nach den vergangenen Jahren ist es allerdings schwer vorstellbar, dass eine harmonische Zusammenarbeit zwischen „Löwen“ und Geldgeber dauerhaft glückt.
„Wir brauchen einen Partner, der investiert und verlässlich ist. Wenn ich sehe, dass wir keinen Weg finden, der in eine positive Zukunft führt, dann müssen wir Plan B angehen und eine Alternative, sprich einen anderen Partner, finden“, sagte Cassalette, langjähriger Manager aus der Reisebranche, mit Blick auf mögliche Alternativen. Der Dialog mit Ismaik „gehört zu den absoluten Prioritäten“. Auch die sportliche Heimat der „Löwen“, die notgedrungen in der Allianz Arena des FC Bayern spielen, bleibt eine ewige Herausforderung.
Trotz seiner bei diesen Missionen gescheiterten Vorgänger hat Cassalette nicht das Gefühl, ein Himmelfahrtskommando anzutreten. „Klar sagt man sich: Bin ich jetzt der nächste Präsident, der scheitert? Bin ich in einem halben Jahr schon wieder weg? Aber in meinem ganzen Berufsleben ist es so gewesen, dass mich die Herausforderung gereizt hat“, betonte der „Hardcore-Fan“.