Nach Weggang und Tumor: Zimmermanns Rückkehr
Darmstadt (dpa) - Es gibt sicher kaum einen Menschen, der für einen Tritt gegen den Kopf so dankbar ist wie Jan Zimmermann.
Denn nur weil der Keeper vom 1. FC Heidenheim im vergangenen Herbst auf diese Art eine Gehirnerschütterung erlitt und sich auf Drängen seines Mannschaftsarztes einer MRT-Untersuchung unterzog, wurde bei ihm der Gehirntumor entdeckt. Die Operation verlief gut, nach dreimonatiger Verletzungspause feierte er im März sein Comeback. Am Sonntag (13.30 Uhr) kommt Zimmermann zum ersten Mal als Spieler mit Heidenheim nach Darmstadt zurück, wo er dreieinhalb Jahre das Tor hütete.
Als sich „Zimbo“, wie er von Fans und Mitspielern genannt wird, im vergangenen Sommer vom Darmstädter Anhang verabschiedete, flossen die Tränen. Bereits vor dem „Wunder von Bielefeld“, mit dem die „Lilien“ den Aufstieg in die Zweite Liga schafften, hatte er sich für einen Wechsel nach Heidenheim entschieden. Jetzt rechnet er mit einem freundlichen Empfang. „Man freut sich einfach, sich wiederzusehen, weil wir doch eine sehr intensive Zeit zusammen durchgemacht haben“, sagte er dem Hessischen Rundfunk.
Der Kontakt nach Darmstadt sei nie abgerissen, gerade nach der Diagnose habe er von dort viel Zuspruch bekommen. „Die Jungs freuen sich genauso wie ich, dass ich am Sonntag gegen sie spielen kann, weil das heißt, dass ich gesund bin und das überwunden habe“, sagte er. In einem siebenstündigen Eingriff war ihm Ende November der Tumor entfernt worden. Zwei Tage später die Entwarnung: Es handelte sich um eine gutartige Geschwulst. Rund drei Wochen nach der OP war er bereits wieder in Darmstadt und sah sich als Gast das Spitzenspiel gegen den FC Ingolstadt 04 an.
Die vergangene Saison hatte Heidenheim als Meister der 3. Liga mit sieben Punkten Vorsprung auf die „Lilien“ abgeschlossen. Jetzt haben sich die Vorzeichen geändert. In Darmstadt träumt man vom Bundesliga-Aufstieg, während Heidenheim den Klassenerhalt noch nicht sicher hat. Mit einem so starken Abschneiden seiner Ex-Kollegen hatte auch Zimmermann zunächst nicht gerechnet. Doch spätestens nach der Hinrunde war für ihn klar: „Wer so konsequent und zielstrebig arbeitet und seiner Linie treubleibt: Wieso sollte der einbrechen?“
Die Partie am Sonntag ist für Zimmermann auch noch unter einem anderen Aspekt ein besonderer Termin. Es ist nämlich sein 30. Geburtstag. Dabei spekuliert der Keeper nach eigener Aussage vielleicht auf einen Kuchen - oder danach auf ein kaltes Bier. „Aber auf dem Platz wird es keine Geschenke geben. Das wäre auch von keiner Seite gewünscht, weder von mir, noch von den Darmstädtern“, sagt er.
Auch Darmstadts Trainer Dirk Schuster freut sich auf das Wiedersehen mit Zimmermann: „Wenn ein früherer Spieler durch eine so schwierige Situation gegangen ist und daraus gestärkt hervorgeht, ist das natürlich besonders schön“, sagte er und fügte hinzu: „Ich werde sicher ein paar Worte mit ihm wechseln - aber erst nach dem Spiel. Und ein Geschenk wird er von mir nicht bekommen.“