Vertrag bis 2021 Neuer HSV-Sportvorstand Becker vor schwerer Aufgabe
Hamburg (dpa) - Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als neuer Sportvorstand des künftigen Fußball-Zweitligisten Hamburger SV blickte Ralf Becker noch einmal kurz zurück. Der 47-Jährige bedankte sich mit warmen Worten bei seinem bisherigen Club Holstein Kiel.
„Das war eine tolle Zeit“, sagte er über die zwei Jahre als Geschäftsführer Sport beim Zweitliga-Dritten. Danach zählte für ihn nur noch die Zukunft. Und die heißt für ihn HSV. Sein Auftrag: der sofortige Wiederaufstieg
Der Schwere seiner Aufgabe ist sich der ehemalige Profi bewusst. „Einfach kann ja jeder“, sagte er. „Von dem her ist mir schon klar, was auf uns hier zukommt.“ Ihn würden aber solche Aufgaben reizen. „Der HSV reizt mich“, betonte Becker, der einen Dreijahresvertrag erhielt.
Der HSV sei einer der größten Vereine in Deutschland, meinte Becker weiter. „Aktuell haben wir eine Situation, die sieht ein bisschen anders auf“, sagte er. „Wir spielen nächste Saison in der 2. Liga. Das muss allen bewusst sein.“ Er rief dazu auf, demütig, bescheiden und fleißig zu sein, „wir sollten aber dennoch unsere Ziele optimistisch stecken“.
Der HSV-Aufsichtsrat hatte sich am Samstag für Becker und gegen Markus Krösche vom Zweitliga-Aufsteiger SC Paderborn ausgesprochen. Die Verpflichtung von Krösche war an angeblich zu hohen Ablöseforderungen der Paderborner Clubführung gescheitert.
Der neue Vorstandschef Bernd Hoffmann bezeichnete Becker als „absoluten Wunschkandidaten“. „Ralf kennt die 2. Liga in- und auswendig. Er kennt jeden Grashalm“, sagte Hoffmann, der auch Präsident des Gesamtvereins ist. „Er ist exakt der richtige Kandidat in unserer Situation.“
Becker hat vor allem in Kiel bewiesen, aus geringen Mitteln viel zu schaffen. In seinen zwei Jahren führte er den Club gemeinsam mit dem künftigen Kölner Trainer Markus Anfang von der 3. beinahe in die 1. Liga. Die Kieler waren erst in der Relegation am VfL Wolfsburg gescheitert.
Mit Becker ist der HSV-Vorstand wieder komplett. Gemeinsam mit Hoffmann und dem für Finanzen zuständigen Frank Wettstein ist er verantwortlich für das operative Geschäft. Seit der Trennung von Vorstandschef Heribert Bruchhagen und Sportvorstand Jens Todt Anfang März war Wettstein das einzige Vorstandsmitglied.
Der Aufsichtsrat hatte ebenfalls am Samstag seinen Vorsitzenden Hoffmann in das Gremium „interimsweise“ gesandt. Am Montag wollte der 55-Jährige nicht ausschließen, dass er von der Interims- zur Dauerlösung werden könnte. „Das sind Abläufe, die muss der Aufsichtsrat entscheiden“, meinte er.
Sein neuer Vorstandskollege Becker hatte an seinem ersten Arbeitstag anderes zu tun, als über Hoffmanns Pläne nachzudenken. Sein erster Anruf nach seiner Ernennung galt am Sonntag Trainer Christian Titz. Mit ihm muss er eine Mannschaft bilden, mit der die Rückkehr des HSV in die Bundesliga nach dem ersten Abstieg nach 55 Jahren gelingen soll. „Ich habe den Christian angerufen, um sofort mit der Kaderplanung zu begonnen“, sagte Becker.
Ein weiteres Gespräch steht in nächster Zeit auch mit Sportdirektor Bernhard Peters. Becker soll bei seiner Bewerbungs-Präsentation eine Zusammenarbeit mit dem für die Nachwuchsarbeit verantwortlichen 58-Jährigen zumindest für schwierig gehalten haben.
Der Hintergrund: Der ehemalige Hockey-Bundestrainer hatte sich in einem Interview selbst als neuer Sportvorstand ins Gespräch gebracht. Das war für den HSV allerdings kein Thema. Da er aber große Verdienste um die Nachwuchsarbeit erworben hat, will man Peters unbedingt im Verein behalten.