Neustart in Duisburg - Luxus in Leipzig
Leipzig (dpa) - Karsten Baumann leitet in diesen Tagen wohl eines der spannendsten Projekte des deutschen Profi-Fußballs.
In nicht einmal zwei Wochen muss der neue Trainer des MSV Duisburg eine Drittliga-taugliche Mannschaft zusammenstellen und vorbereiten, nachdem der Zweitliga-Zwangsabsteiger erst eine Woche zuvor die Lizenz für die dritthöchste Spielklasse erhielt.
Baumann wurde noch an dem Tag der vorläufigen Rettung vorgestellt und fand da nur eine Hand voll Spieler vor, darunter Kapitän Branimir Bajic. Ins kurzfristig geplante Trainingslager fuhr Baumann mit zahlreichen Testspielern, bei denen sich erst unmittelbar vor Saisonbeginn klärt, ob sie auch einen Vertrag erhalten.
Viele Fragezeichen gibt es aber nicht nur in Duisburg. Auch beim sportlichen Absteiger SSV Jahn Regensburg, beim gescheiterten Relegations-Teilnehmer VfL Osnabrück und bei den ostdeutschen Traditionsclubs FC Hansa Rostock und Hallescher FC gab es im Sommer einen kompletten Umbruch im Kader. Bei vielen Drittligisten ging und kam nahezu eine komplette Elf.
Die Fluktuation auf dem Personalsektor ist in der 3. Liga ein jährlich wiederkehrendes Phänomen. Mit bislang 425 Transfers (198 Zu-, 227 Abgänge) ist der Wert von vor dem Saisonstart 2012/13 fast erreicht, damals waren es 436 Transfers (201 Zu-, 235 Abgänge) - und bis zum Schließen des Transferfensters am 2. September wird sich noch einiges tun.
Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht Aufsteiger Holstein Kiel, dessen Kader nur mit vier Neuzugängen und drei aufrückenden Jugendspielern verstärkt wurde. Der größte Verlust für die „Störche“ war der Rücktritt von Erfolgstrainer Thorsten Gutzeit, der sich auf die Ausbildung zum Fußball-Lehrer konzentrieren möchte. Karsten Neitzel übernahm sein Amt. Neben Gutzeit gingen vier Spieler, darunter Torhüter Morten Jensen, der zum ebenfalls aufgestiegenen SV Elversberg wechselte und von Maximilian Riedmüller vom FC Bayern München ersetzt wird. Überhaupt gab es auf der Torhüterposition auffällig viele Wechsel. Die Hälfte aller Drittligisten wird die Saison mit einer neuen Nummer eins beginnen.
Konstanz gibt es in der 3. Liga nur selten. Die finanziell solide arbeitenden Vereine wie Preußen Münster (im Vorjahr Vierter), 1. FC Heidenheim (Fünfter) oder der Chemnitzer FC (Sechster) sind auch deshalb Aufstiegsfavoriten, weil sie im Sommer nur noch punktuell an ihren Kadern feilten. Chemnitz konnte mit Rückkehrer Ronny Garbuschewski sowie Marc Hensel vom FC Erzgebirge Aue zwei der namhaftesten Neuzugänge der Liga präsentieren. Münster holte das Sturmduo Marcus Piossek und Gaetano Manno aus Osnabrück, Heidenheim die Saarbrücker Stützen Lukas Kohler und Sven Sökler. Torjäger Marco Grüttner wechselte innerhalb Stuttgarts von den Kickers zur zweiten Mannschaft des VfB.
Favorisiert ist derweil auch der etwas andere Aufsteiger RasenBallsport Leipzig. Denn der von Red Bull gesponserte Verein investierte so viel in neue Spieler, wie noch nie ein Verein seit der Gründung der 3. Liga in der Saison 2008/09. Über eine Million Euro gab Sportdirektor Ralf Rangnick für sieben Neuzugänge aus, darunter vier aktuelle Junioren-Nationalspieler. Auch wenn Leipzig keine offiziellen Ablösesummen nennt, dürfte der 19-jährige Däne Yussuf Poulsen mit einem hohen sechsstelligen Betrag der teuerste Einkauf der Drittliga-Geschichte sein.