Nichts zu sehen von Eriksson: Rätsel über Details
Belek (dpa) - Sven-Göran Eriksson soll beim TSV 1860 München anfangen - das steht fest. Ansonsten ist aber fast alles offen. Gerätselt wird über den Zeitpunkt des Amtsantritts wie über seine eigentliche Funktion.
Und der Verein kann oder will keinen Aufschluss darüber geben.
An der türkischen Riviera ist vom großen Namen Eriksson noch nichts zu sehen. Auch einen Tag nach dem Beschluss des Fußball-Zweitligisten 1860 München, den ehemaligen englischen Nationalcoach als Leuchtturm für sein Aufstiegsprojekt zu holen, konnte niemand Einzelheiten der Zusammenarbeit benennen. Nicht einmal Präsident Dieter Schneider, der im Trainingslager in Belek lange redete, ohne konkret zu werden. „Eriksson soll eine wichtige Rolle im sportlichen Bereich des Vereins übernehmen“, sagte der Vereinschef nur und ließ allerhand Interpretationsspielraum.
Dabei ist so vieles unklar - erst Recht nach der überraschenden Einigung zwischen 1860-Führung und dem jordanischen Investor Hasan Ismaik, der den Eriksson-Deal schon seit Monaten einfädeln wollte. Der Jordanier drohte offen damit, den „Löwen“ kein weiteres Geld zuzuschießen. Eine siebenstündige Marathonverhandlung in der Nacht zum Dienstag brachte schließlich doch noch einen Kompromiss.
„Wenn sich ein traditionsreicher Club ohne Geld mit einem nicht so traditionsbehafteten Investor, der aber Geld hat, zusammentut, wird es in so einer Partnerschaft immer ein Geben und Nehmen sein“, meinte Schneider am Mittwoch. Im „Donaukurier“ beschrieb er seine Hoffnungen auf ein künftig besseres Verhältnis zum Araber: „Der Kontakt zwischen Herrn Ismaik und uns soll jetzt direkter und intensiver werden. Er hat auch eine Delegation des Vereins nach Abu Dhabi eingeladen. Das zeigt, dass unsere Beziehung keine Einbahnstraße ist.“
Ziel sei es, nun schnell ein Treffen mit Eriksson zu organisieren, um zügig die Detailverhandlungen abzuschließen. Damit beauftragt wurde Geschäftsführer Robert Schäfer. Wo der gerade unterwegs ist? Wisse er nicht, sagte Schneider. Wann und wo ein Treffen angedacht sei, wie viel Zeit dafür eingeplant sei? Ebenfalls alles offen. Zustande gekommen war der Kontakt bislang nur über Ismaik, der seinen Wunschkandidaten in der Hinrunde schon mehrmals als prominenten Tribünengast bei Sechziger Zweitligaspielen in Szene gesetzt hatte.
An Tag eins nach dem Eriksson-Deal scheint nun aber sogar unklarer denn je, welchen Posten der Schwede genau übernehmen wird. Zweiter hauptverantwortlicher Trainer neben Alexander Schmidt, den die „Löwen“-Chefs im Herbst nach der Trennung von Reiner Maurer zum Chef befördert hatten? Oder doch eine Art Sportchef? In jedem Fall dürfte mit Erikssons Kommen eine Zukunft für den jetzigen Sportlichen Leiter Florian Hinterberger versperrt sein. Nach Angaben mehrere Medien soll dessen im Sommer auslaufender Vertrag nicht verlängert werden.
Geht es nach Schneider, hat Coach Schmidt jedenfalls eine Zukunft beim TSV 1860 - trotz Eriksson. Weil vom 64-Jährigen in Belek nach wie vor nichts zu sehen ist, bereitet Schmidt die Truppe zurzeit alleine auf die restlichen 15 Zweitligaspiele vor. Ob Eriksson noch ins bis zum Montag andauernde Trainingslager nachgeflogen kommt? Ist natürlich ebenfalls unklar. Wie so vieles.