Paderborn träumt trotz Mini-Etat von Sensation
Paderborn (dpa) - Wird das Wunder von der Pader doch noch wahr? Der Fußball-Zweitligist SC Paderborn kann im letzten Saisonspiel beim „großen“ FC St. Pauli tatsächlich noch den Relegationsplatz erreichen.
Für den Provinzclub aus Ostwestfalen wäre es der größte Erfolg der Clubgeschichte.
Als im Sommer 2008 das neue Paderborner Stadion mit einem Spiel gegen Borussia Dortmund vor 15 000 Fans eröffnet wurde, wusste niemand, ob die Arena jemals wieder ganz gefüllt sein würde. Gerade war der SC Paderborn aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Vier Jahre später ist alles anders. Am vorigen Sonntag blieben im Heimspiel gegen den FSV Frankfurt nur deshalb 300 Plätze frei, weil die Gäste ihr Kontingent nicht ausschöpften. 14 500 Paderborner bejubelten den 1:0-Sieg, der den Provinzclub aus Ostwestfalen nun womöglich ans Tor zur Eliteliga klopfen lässt.
Unmöglich ist es nicht, das Wunder von der Pader (der Fluss gab der Stadt den Namen) perfekt zu machen. Sollte der punktgleiche Tabellen-Dritte Fortuna Düsseldorf (61 Zähler) am Sonntag daheim gegen den MSV Duisburg weniger Punkte holen als Paderborn beim FC St. Pauli (59 Punkte), wäre die Sensation geschafft. „Dieses Saisonfinale hat sich meine Mannschaft mit den guten Leistungen in den ersten 33 Partien verdient“, betont SCP-Trainer Roger Schmidt vor dem Duell am Millerntor gegen die Elf von Ex-Coach André Schubert.
„Nichts ist unmöglich. Wir haben Energie und Motivation und können völlig befreit aufspielen“, erklärt der 45 Jahre alte Schmidt, der erst im letzten Sommer das Traineramt beim SC übernahm und der Vater des unglaublichen Erfolgs ist. Damals war an einen möglichen Bundesliga-Aufstieg überhaupt nicht zu denken. Mit dem kleinsten Etat (5,1 Millionen Euro) und vielen Neuzugängen aus unteren Ligen ging das Team ans Werk. Auch Schmidt, der lange Jahre für die Paderborner gespielt hatte, betrat in der 2. Liga Neuland. Doch schon im Verlauf der Hinserie wurde klar, dass das erklärte Saisonziel Klassenerhalt zu bescheiden war.
Als die Domstädter zwischenzeitlich 16 Spiele ohne Niederlage blieben, war der Appetit geweckt. Und vor dem Showdown am Sonntag hat der SC einige Trümpfe in der Hand. Hinter Eintracht Frankfurt hat Paderborn die zweitbeste Auswärtsbilanz der Liga. Und in der Rückserie sammelte man mit 28 Zählern mehr Punkte als die Konkurrenz vom Kiez (23) und von der Königsallee (20). „Wir werden nochmal alles raushauen“, verspricht Schmidt, der wie Sportmanager Michael Born seinen Vertrag unlängst bis 2014 verlängerte.
Andere werden den Club im Sommer verlassen. Die Abwehrspieler Sören Gonther und Florian Mohr wechseln nach St. Pauli. Rechtsaußen Sören Brandy geht nach Duisburg. Auch Enis Alushi trägt sich mit Abwanderungsgedanken. Doch in Tobias Kempe (Aue), Patrick Ziegler (Unterhaching) und Mario Vrancic (Dortmund) hat der SCP schon drei junge Talente neu verpflichtet. Die dürfen sich auf ein gut gefülltes Paderborner Stadion freuen - so oder so. Erstmals in der Geschichte registrierte der Club einen Schnitt von mehr als 10 000 Zuschauern. Und in der Bundesliga wären es sicher noch ein paar mehr.