Pauli-Coach Schubert ähnelt Vorgänger „Stani“

Hamburg (dpa) - André Schubert hat beim FC St. Pauli das schwere Erbe von Holger Stanislawski angetreten. Schnell wurde deutlich, dass beide Fußball-Lehrer sich in vielen Dingen ähneln. Bei St. Pauli hofft man nun, dass Schubert an die Erfolge des Vorgängers anknüpfen kann.

Doch obwohl der aktuelle Chefcoach und sein Vorgänger sich rein äußerlich fast wie ein Ei dem anderen gleichen und zudem noch eine ähnliche Fußball-Philosophie vertreten, will der 39 Jahre alte Kahlkopf Schubert am liebsten gar nicht mit Club-Idol Holger Stanislawski verglichen werden. „Jeder hat seinen Stil, jeder geht seinen eigenen Weg“, betonte er. Dennoch sind einige Parallelen frappierend: Beide bauten ihren Fußball-Lehrer als Jahrgangsbeste, beide sind umgängliche Typen, beide gelten als akribische Arbeiter, und beide bevorzugen den gleichen Führungsstil: hart, aber herzlich.

„Ich bin konsequent. Es gibt klare Regeln, an die sich jeder zu halten hat, damit das Kollektiv funktioniert. Aber im Rahmen dieser Regeln kann sich jeder Spieler frei bewegen“, umschrieb der neue Chefcoach bei einer Pressekonferenz vor dem Trainingsauftakt zu Wochenbeginn seine Art der Personalführung. Das gab er den Profis in einer sechsminütigen Antrittsrede auf dem Trainingsplatz ebenso mit auf den Weg wie dieses Credo: „Die Spieler sollen sich wohlfühlen“, so Schubert, „denn nur dann kann man seine beste Leistung abrufen.“

Wie dem nach Hoffenheim gewechselten Stanislawski, der 18 Jahre in verschiedenen Funktionen für die Braun-Weißen tätig war, wird auch Schubert beim Kiez-Club großes Vertrauen geschenkt. „Er ist genau der richtige Mann, um den Neuaufbau anzugehen“, befand Sportchef Helmut Schulte, der von einer langen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem aus Kassel stammenden Coach ausgeht. Dass der Neue auch unter schwierigen Rahmenbedingungen erfolgreich zu arbeiten versteht, bewies er beim SC Paderborn, den er erst in die 2. Liga führte und dann zweimal sicher vor dem Abstieg bewahrte.

Mit St. Pauli will der einst als Nachwuchscoach beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) beschäftigte Schubert „offensiven und richtig guten Fußball spielen lassen“, kündigte er an. Seinen „verlängerten Arm“ auf dem Spielfeld will er sich in aller Ruhe selbst ausgucken: „Den Kapitän bestimme ich.“ Das im Stadtteil übliche „Du“ ist auch unter seiner Führung nicht tabu: „Die Spieler können sich aussuchen, ob sie Du oder Sie sagen. Das Du hat in meiner Trainerzeit noch nie zu Problemen geführt“, berichtete der Coach, der seinen Assistenten Jan-Moritz Lichte aus Paderborn mitgebracht hat.

Der war einst zwar auch Primus in der Trainerausbildung, ansonsten ist er aber ein völlig anderer Typ als Stanislawski und Schubert: Scheu wie ein Reh und fast mit einer lockigen Haarpracht ausgestattet wie einst Paul Breitner in dessen besten Profizeiten.