Relegation als Existenzkampf - Sicherheitsvorkehrungen

Osnabrück (dpa) - Nie war das oft gebrauchte Wort „Existenzkampf“ berechtigter als vor der Zweitliga-Relegation zwischen dem VfL Osnabrück und Dynamo Dresden. Wenn sich beide Clubs am Freitag zum Hinspiel in Osnabrück gegenüberstehen, geht es nicht nur um ihre sportliche Zukunft.

„Jeder weiß, wie wichtig dies wirtschaftlich für uns wäre“, sagte VfL-Präsident Christian Kröger noch einmal. „Dies“, damit meint Kröger den Aufstieg des finanziell schwer angeschlagenen Drittligisten, dem für eine weitere Drittliga-Saison nach eigenen Angaben noch eine Liquiditätsreserve von 1,7 Millionen Euro fehlt. Selbst wenn die aufgebracht würde, müsste der Club noch bestehende Darlehen bedienen. Die dafür notwendige knapp eine Million Euro pro Jahr wäre in der 2. Liga wesentlich einfacher aufzubringen.

Der Drittletzte der abgelaufenen Zweitliga-Saison aus Dresden kennt das Dilemma. Vor zwei Jahren standen sich beide Clubs schon einmal unter umgekehrten sportlichen Vorzeichen gegenüber. Damals war Dynamo zum Aufstieg verdammt, sonst hätte die Pleite gedroht. Dynamo hielt 2011 dem Druck stand. Auch diesmal hätte Dresden wohl wieder ein Problem. Etliche Verträge, unter anderem die von Trainer Peter Pacult und Sportdirektor Steffen Menze, gelten nur für die 2. Bundesliga. Eine Insolvenz - wie oft gemutmaßt - droht wohl nicht, aber Dynamo müsste komplett neu anfangen.

„Ich liebe solche Spiele, da fließt jede Menge Adrenalin durch den Körper“, sagte Dynamos Stürmer Pavel Fort. Damit nur auf dem Spielfeld und nicht wieder auch auf den Rängen wie vor zwei Jahren die Emotionen hochkochen, vergrößern Polizei und Sicherheitskräfte ihr Personal. Das Spiel findet unter erhöhten Sicherheitsbedingungen statt. Die Polizei rückt mit Hundertschaften aus ganz Niedersachsen an. Für die Gäste gab es lediglich 1000 Karten. 2011 hatten Dynamo-Anhänger Zäune, Tribünensitze, Stufen und Tore demoliert. Gewaltbereite VfL-Anhänger hatten nach dem Abstieg versucht, den VIP-Raum der Geschäftsstelle zu stürmen.

Möglicherweise deeskalierend dürfte der Fakt sein, dass eine Entscheidung erst am kommenden Dienstag in Dresden fällt. Osnabrück setzt dabei auf das Gesetz der Serie. Bislang setzte sich in der Relegation stets der Drittliga-Dritte durch. „Die Mannschaft aus der 3. Liga hatte weniger Negativerlebnisse und ist rein vom Kopf her in der besseren Position. Wir können nur aufsteigen. Der Druck für Dynamo ist größer“, sagte Osnabrücks Interimscoach Alexander Ukrow in einem Interview auf der DFB-Homepage.

Noch ist unklar, wie es auf der Trainerposition beim VfL weitergeht. Der bisherige Assistent Ukrow, der den VfL nach turbulenten Tagen und der Trennung von Claus-Dieter Wollitz übernommen hatte, hat keine notwendige Trainerlizenz. Osnabrück will über eine Trainer-Nachfolge und einen neuen Sportdirektor frühestens nach dem Relegations-Rückspiel am Dienstag entscheiden.