Stanislawski räumt am Geißbockheim zermürbt das Feld

Ingolstadt (dpa) - Holger Stanislawski schien den Tränen nahe, als er sein überraschendes und selbst gewähltes Aus begründete. Nach nur einer Spielzeit mit dem 1. FC Köln räumt der Fußballlehrer das Feld und will beim Zweitligisten den Weg für einen „unbelasteten“ Nachfolger freimachen.

Dass er schnell einen neuen Job annimmt, schloss der gebürtige Hamburger aus: „Ich werde ab dem Sommer nichts machen, sondern mich zurückziehen und Köln wahnsinnig die Daumen drücken.“

Zum Ende seiner Amtszeit gab es ein 3:0 in Ingolstadt und viel Applaus der 4000 Fans, die ihre Mannschaft nach Bayern begleitet hatten. Der Abschied fällt Stanislawski schwer, denn er fühlt sich noch immer als Teil des Projekts Wiederaufstieg, das er und sein fast komplett verändertes Team mit Rang fünf verpassten. Stanislawski: „Das Ziel Platz drei war möglich, aber das haben wir nicht geschafft. Dafür mache ich keinen anderen verantwortlich, sondern nur mich.“

FC-Präsident Werner Spinner bedauert es: „Aber wir als Vorstand haben das zu respektieren.“ Spinner wirkte bedrückt, als er erklärte, dass dem ohne Abfindung scheidenden Coach nach Stanislawskis eigener Wahrnehmung im Kölner Umfeld „die Integrität, menschlich und beruflich, abgesprochen wurde“.

Stanislawski hatte seinen Abschied bereits am Samstagabend verkündet. Spekulationen, nach denen der Entschluss mit der Trainersuche beim Bundesligisten Werder Bremen zusammenhängen könnte, dementierte Thomas Eichin. „Dass Stani zurückgetreten ist, hat mich selber überrascht. Das hat aber nichts mit Werder zu tun“, sagte der Werder-Geschäftsführer der Nachrichtenagentur dpa. Stanislawski war zuletzt als möglicher Nachfolger von Thomas Schaaf gehandelt worden, von dem sich Werder am Mittwoch getrennt hatte.

Der FC entsprach „nach intensiven Gesprächen“ dem Wunsch des Trainers um Vertragsauflösung zum 30. Juni. Stanislawski hatte das Amt im Sommer 2012 von Interimstrainer Frank Schaefer übernommen, war aber an der Mission direkter Wiederaufstieg gescheitert. „In den entscheidenden Spielen zum Ende der Saison konnte ich nicht das Maximum aus der Mannschaft herausholen“, sagte Stanislawski selbstkritisch. Sein Zweijahreskontrakt lief noch bis 2014.

Die FC-Spitze bedauerte „die persönliche Entscheidung“ Stanislawskis und lobte dessen Arbeit. „Holger Stanislawski und sein Trainerteam haben in diesem turbulenten Umbruch-Jahr vieles bewegt“, meinte Spinner. „Wir werden unseren eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen.“ Gemeinsam mit Geschäftsführung und Sportlicher Leitung werde man nun einen neuen Coach suchen. Seit der Saison 2010/2011 wird damit zu Beginn der kommenden Spielzeit bereits der sechste Übungsleiter auf der Bank des Traditionsclubs sitzen.

Von seinem Team sei er nie enttäuscht worden, betonte Stanislawski. „Ich bin vom Weg, den der 1. FC Köln geht, zu 100 Prozent überzeugt, und bin mir sicher, dass der FC in der kommenden Saison eine schlagkräftige Truppe auf die Beine stellen wird.“ Der Verein, so Spinner, werde „umgehend“ eine Liste von Nachfolge-Kandidaten abarbeiten.