Trainer Janßen soll Dynamo Dresden retten
Dresden (dpa) - Aus dem Nationalmannschaft-Bus, dann in den Flieger und nach einem Gespräch mit Berti Vogts ab nach Dresden. Dort wurde Olaf Janßen am Donnerstag beim Fußball-Zweitligisten SG Dynamo offiziell als Nachfolger von Peter Pacult vorgestellt.
„Ich hatte schon nicht mehr damit gerechnet. Als wir mit der Nationalmannschaft von Aserbaidschan am Flughafen mit dem Bus vorfuhren, kam der Anruf von Dynamo. Ich hatte dann ein intensives Gespräch mit Berti Vogts, habe mich 20 Minuten kurz an die Seite gesetzt und dann meine Entscheidung für Dynamo getroffen“, beschrieb er die vergangenen 24 Stunden. Der 46 Jahre alte Janßen war seit 2008 Co-Trainer in Aserbaidschan. Dresden ist seine erste Station als Chef-Trainer.
Janßen nahm dann seine Sachen und stieg kurz nach Mitternacht in den Flieger von Baku via Frankfurt/Main nach Dresden. „Die sportlichen Möglichkeiten, die Mannschaft weiter zu entwickeln, haben die anderen Dinge der vergangenen Tage in den Hintergrund treten lassen“, erklärte Janßen. Immerhin war der Verpflichtung von Janßen eine peinliche Posse um den ehemaligen Stürmer Ralf Minge vorangegangen. Am Montagabend hatte sich der Aufsichtsrat auf den 52-Jährigen geeinigt, am Dienstag schien der Deal fix. Am Mittwochmorgen sagte der Trainer der U23 von Bayer 04 Leverkusen dann plötzlich ab. Auch der bis dahin als zweiter Top-Kandidat gehandelte Ralph Hasenhüttl - in der Vorsaison beim VfR Aalen tätig - winkte als „Notnagel“ dankend ab.
Janßen zeigte dafür sogar Verständnis. „Wenn sich auf einmal eine regionale Lösung auftut, dann ist es völlig normal, dass der Verein darüber nachdenkt und die Fans jubeln“, sagte er. Auch das emotionale und zum Teil turbulente Umfeld stört ihn nicht. „Man braucht keinen Totentanz. Ich war oft im Stadion, und hier sind Menschen, die nicht nur wegen der Lachsschnittchen kommen, sondern um das Spiel zu sehen. Mit solchen Menschen kann ich sehr viel anfangen“, betonte Janßen.
Er will nun die im Argen liegenden Dinge in der Mannschaft anpacken. „Ich habe den schweren Eindruck, dass die Mannschaft keine Einheit ist und jeder mit sich selbst zu tun hat. Wir werden das Wir-Gefühl entwickeln müssen, sonst kann man im Fußball nichts erreichen“, erklärte der Fußballlehrer. Auch sportlich sieht er viel Verbesserungspotenzial. „Die Mannschaft arbeitet nicht gut gegen den Ball, ist passiv und scheint keine Optionen und Lösungen zu haben“, hat er bereits analysiert.
Auch die Schwäche der Dresdner bei Standardsituationen wird er sicher bekämpfen und kann dabei mit Fachwissen glänzen. In der Donnerstag-Ausgabe des „Kicker“ erläuterte Janßen als Experte auf zwei Seiten die verschiedenen Verteidigungsvarianten bei einem Eckball. Das Wissen dürfte bei Dynamo nicht schaden, denn die Dresdner weisen seit vielen Monaten eklatante Abwehrschwächen bei gegnerischen Freistößen und Eckbällen auf.