Nach Rasiejewski-Aus VfL Bochum vor Neuanfang - Slomka neuer Chefcoach?

Bochum (dpa) - Nach dem Chaos in der Führungsetage, drei Trainerentlassungen und dem drohenden Sturz in die Drittklassigkeit soll zunächst Heiko Butscher als Interimscoach die Talfahrt des VfL Bochum in der 2. Fußball-Bundesliga stoppen.

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Da der bisherige Co-Trainer nicht über die nötige Lizenz verfügt, muss schnell ein neuer Chefcoach gesucht werden. „Wir müssen uns erstmal einen Überblick verschaffen, welche Trainer zur Verfügung stehen“, sagte Sebastian Schindzielorz, der offiziell zum Nachfolger von Sportvorstand Christian Hochstätter ernannt worden ist. Ein im Umfeld häufig genannter Kandidat für den Cheftrainerposten ist Mirko Slomka.

Ausgerechnet vor dem wichtigen Abstiegs-Duell mit dem SV Darmstadt 98 am Freitag (18.30 Uhr) steht der Club mit der Trennung von seiner sportlichen Führung vor einem Scherbenhaufen. „Für dieses Spiel müssen wir alle Kräfte bündeln. Diese Partie hat für uns höchste Priorität“, erklärte der der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Peter Villis. Nach vier Niederlagen in Serie hat der VfL nur noch einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsrang.

Am Mittwochabend hatte der Aufsichtsrat Hochstätter und Trainer Jens Rasiejewski von ihren Aufgaben entbunden. „Aufgrund der Entwicklungen in den vergangenen Wochen sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass das gesamte Team einen neuen Impuls braucht“, begründete Villis diesen Schritt, der vom Zeitpunkt überraschend kam, aber grundsätzlich im Umfeld erwartet wurde. „Mit Blick auf die Entwicklung in den vergangenen Wochen war das ein logischer Schritt“, erklärte Villis.

Butscher, seit 2015 als Junioren- und Assistenzcoach im Club, wird die Mannschaft wohl nur für ein oder zwei Spiele betreuen. Der neue Chefcoach wäre dann der fünfte Trainer beim Revierclub in der laufenden Saison. Vor Rasiejewski mussten bereits Gertjan Verbeek und Ismail Atalan gehen. Butscher ist zuversichtlich, dass eine positive Grundstimmung geschaffen werden kann. Entschieden hat der Interimstrainer bereits, dass Manuel Riemann erster Torhüter bleibt und Stefano Celozzi die Mannschaft weiterhin als Kapitän anführt.

Hochstätter, seit Sommer 2013 in Bochum und mit einem Vertrag bis 2020 ausgestattet, stand seit langem in der Kritik. Verfehlte Einkaufspolitik, unglückliche Entscheidungen bei der Trainerauswahl und die kurzfristige Suspendierung des mittlerweile nach China transferierten Fan-Lieblings Felix Bastians - dem Manager wurden viele Dinge angelastet. Wegen interner Differenzen hatten bereits im Dezember zwei Aufsichtsratsmitglieder ihren Rücktritt erklärt, auch Finanzvorstand Wilken Engelbracht verlässt den Club. Zudem hatte sich eine Opposition gebildet, welche die Club-Führung auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung stürzen wollte.

Schließlich übertrugen sich die Probleme auch auf die Mannschaft. „Ich kann versichern, dass das Ganze, was hier seit Wochen und Monaten passiert, nicht einfach ausgeblendet werden kann. Sowas habe ich noch nie erlebt. Letzten Endes wird das Ganze auf dem Rücken der Mannschaft ausgetragen“, schimpfte VfL-Profi Patrick Fabian vergangene Woche.

Hochstätter hatte sich in der Öffentlichkeit zuletzt kaum geäußert, sorgte aber mit seinem Auftritt bei einem Fantalk zu Wochenbeginn für Verwunderung. Dort plauderte der 54-Jährige vor mehr als 100 Anhängern munter drauflos und provozierte wohl mit einer Aussage die später gegen ihn getroffene Entscheidung. „Wenn ich morgen sage, ich bleibe zu Hause, dann ist dieser Verein handlungsunfähig“, sagte Hochstätter. Zwei Tage danach war diese Personalie Geschichte beim Revierclub.