Watschn für 1860-Präsident Monatzeder

München (dpa) - Nach der heftigen Watschn für den in Rekordzeit gescheiterten Präsidenten Hep Monatzeder geht das Führungschaos beim TSV 1860 München in die nächste spannenden Runde - mit offenem Ausgang.

Der 61 Jahre alte Grünen-Politiker und dritte Bürgermeister von München schlich nach dem deutlichen Nein von 130 Delegierten und nur 66 Stimmen für ihn kurz nach Mitternacht wortkarg und gebeugt aus dem Saal: „Das Ergebnis ist so, wie es ist. Das war's, ciao.“ Bis zur Bestellung eines neuen Präsidiums bleiben der vom Aufsichtsrat bestellte Monatzeder und seine zwei Vizepräsidenten im Amt.

Beim Fußball-Zweitligisten stehen nach der Abfuhr für Monatzeder, der erst 25 Tage zuvor die Nachfolge des in internen Machtkämpfen zermürbten Dieter Schneider angetreten hatte, weitere Führungskräfte wie Geschäftsführer Robert Schäfer oder auch Aufsichtsratschef Otto Steiner auf der Kippe. Das immer mehr eskalierte Machtgezerre mit Investor Hasan Ismaik ist in eine neue, heikle Phase getreten.

„Er wird es sicherlich als einen Triumph empfinden, weil er Monatzeder nicht wollte. Ich bin der Meinung, er hat durch die ganze Haltung in den letzten Wochen dem Verein einen Bärendienst erwiesen“, äußerte Aufsichtsratschef Steiner über den Geldgeber aus Jordanien.

Ismaik hatte versucht, mit der außerordentlichen Kündigung dreier Darlehensverträge in Millionenhöhe sowie einem auf der Versammlung verlesenen Brief, in dem er Stimmung gegen Monatzeder und Steiner machte, die Delegierten für seine Interessen einzunehmen. Er sei „wirklich wütend“ auf die Vereinsführung, sich selbst stellte er als „aufrichtigen und verlässlichen Partner“ dar, der für das Ziel Bundesliga-Aufstieg kämpfe.

Geschäftsführer Schäfer sprach genervt von „Medien-Showacts“ des Investors. Schäfer wirkte deutlich gezeichnet nach dem Abend, will seine Arbeit aber „solange“ fortführen, „wie das gewünscht ist“. Ismaik fordert einen Geschäftsführer mit „mehr Erfahrung“ und „mehr Führungsstärke“. Steiner befürchtet durch die offene Präsidentenfrage Auswirkungen auf die Planung der kommenden Saison: „Das macht die Gespräche mit gewissen Partnern, potenziellen Sponsoren und auch Spielern nicht einfacher.“ Der Verein muss auch im Mai finanzielle Auflagen der Deutschen Fußball Liga (DFL) erfüllen.

Steiner kündigte an, dass der Aufsichtsrat ein zeitnahes Treffen vereinbart habe, um die neue Lage zu erörtern: „Wir müssen alles wieder neu sortieren.“ Man habe im Vorfeld „keine Alternative“ zu Monatzeder im Auge gehabt. Auch personelle Konsequenzen im Kontrollgremium schloss er nicht aus.

Nach einer eindeutig angenommenen Satzungsänderung wird das Präsidium künftig wieder durch alle Mitglieder gewählt. Schon im Juni könnte es zu einer Versammlung kommen. Antreten will dann der ehemalige Vizepräsident Erich Meidert: „Ich muss nicht Präsident werden, aber ich will“, sagte der 57-Jährige. Er habe ein Team und fühle zu „hundert Prozent“ die Unterstützung der „Löwen“-Fans. Er glaubt auch, mit Ismaik gut zusammenarbeiten zu können.

Steiner berichtete, dass Meidert den Aufsichtsrat schon bei einer Bewerbung als Vize an der Seite von Monatzeder „nicht überzeugt“ habe. Ismaik wiederum solle die Delegiertenversammlung, bei der die Medien von der Aussprache und Abstimmung über Monatzeder ausgeschlossen wurden, nicht zu positiv für sich einordnen, meinte Steiner: „Es kam klar rüber, dass der Druck, der über Herrn Ismaik und seinen Anwalt ausgeübt wurde, nicht einer ist, der von den Delegierten akzeptiert wird.“