Wiederentdeckte Ruhe: „Club“ sehnt sich nach Aufstieg
Nürnberg (dpa) - Auf die Winterpause hätte der 1. FC Nürnberg fast schon verzichten können. Der Kräfteverschleiß machte sich beim „Club“ zum Ende des Fußball-Jahres 2015 natürlich bemerkbar.
Doch alleine die Erfolgsserie mit fünf Siegen nacheinander in der 2. Bundesliga hat beim fränkischen Traditionsverein große Lust auf mehr gemacht. Der neunmalige Meister peilt als Dritter die Rückkehr in die deutsche Eliteklasse an. Und auch wenn beim FCN mittlerweile endlich Ruhe eingekehrt ist - die finanzielle Lage bleibt angespannt.
Für die Nürnberger begann die Saison im Grunde Ende September neu. Nach Monaten voller Querelen um den scheidenenden Sportvorstand Martin Bader baute der Pokalsieger von 2007 seine Führungsetage um. Der langjährige Freiburger Andreas Bornemann löste Bader ab, zudem musste der Leiter der Fußball-Abteilung, Wolfgang Wolf, gehen. Nur wenige Wochen zuvor hatte der besonnene Michael Meeske seine Arbeit als Finanzvorstand aufgenommen.
„Sicher entscheidend ist der Führungswechsel gewesen, der hat sich ausgesprochen positiv ausgewirkt. Seitdem stehen persönliche Belange wieder hinten an und die Sache im Vordergrund“, hatte Trainer René Weiler jüngst in einem Interview der „Nürnberger Nachrichten“ eingeräumt. „Gerade in unserem Geschäft hat Qualität auch viel mit Leidenschaft und Akribie zu tun.“
Detailarbeit waren auch die Verpflichtungen von Alessandro Schöpf im Sommer 2014 und von Guido Burgstaller im Januar 2015. Die beiden österreichischen Offensivspieler sind längst Stützen im aufgeblähten Kader und für das Projekt Bundesliga-Rückkehr unverzichtbar. „Ich habe mit dem 'Club' noch viel vor, will auch nochmal in der 1. Bundesliga spielen - das ist ein ganz klares Ziel für mich“, sagte Burgstaller vor kurzem der „Kronen Zeitung“. Die deprimierenden Monate bei Cardiff City hat der 26-Jährige nicht vergessen.
Der beim FC Bayern ausgebildete 21-jährige Schöpf könnte den Verlockungen eines potenteren Vereins vermutlich eher erliegen. Der klamme „Club“ ist schließlich auf Transfererlöse angewiesen und könnte sich bei üppigen Millionen-Angeboten nur schwer wehren.
„Wir werden beitragen, dass beide über den Winter hinaus für den 'Club' die Fußball-Schuhe schnüren“, sagte Bornemann kürzlich in einem Interview im hauseigenen TV-Kanal. Er betonte aber auch: „Wir können es uns nicht erlauben, jegliche Spieler für die nächsten Jahre für unverkäuflich zu erklären.“
Eineinhalb Jahre nach dem letzten Abstieg aus der Bundesliga ächzt der FCN noch immer unter der finanziellen Last. Das Budget ist seitdem merklich kleiner geworden, doch die Ausgaben sind immer noch beträchtlich. Mit der sportlichen Entwicklung von Weilers Team in dieser Hinrunde konnte die Finanzabteilung noch nicht mithalten.
Auch wenn das Umfeld längst vom Aufstieg träumt, gibt sich Bornemann sehr besonnen. „Es ist klar, dass ein Verein wie der FCN immer ambitionierte Ziele verfolgt. Wir tun aber gut daran, die Realitäten zu sehen und diese zu benennen“, betonte er. „Wenn wir im Schlussdrittel noch in der Verlosung sind, können wir uns freuen und hoffen, dass wir im Endspurt die nötigen Körner haben, um bis zum Schluss konkurrenzfähig zu sein.“