Würzburgs Traum wird greifbar - „leiden“ für den Aufstieg
Würzburg (dpa) - Auf dem Weg zum zweiten Aufstieg in Serie erwartet Würzburgs Trainer Bernd Hollerbach den letzten Schritt als eine der schwierigsten Herausforderungen für sich und seine Mannschaft.
„Wir müssen noch einmal richtig leiden. Es ist noch nicht vorbei“, sagte Hollerbach nach dem 2:0-Heimerfolg seines Teams gegen den MSV Duisburg am Freitagabend.
Für das Rückspiel am Dienstag (19.15 Uhr) fordert er die Tugenden, die den Erfolg vor eigenem Publikum möglich gemacht haben: „Mut, Einsatz und Moral.“ Sich in der Zweitliga-Relegation von einem sehr guten Hinspielergebnis einlullen zu lassen, kommt für Hollerbach beim angestrebten Durchmarsch in Liga zwei nicht infrage: „Das Momentum ist ein bisschen für uns, aber ich weiß, dass wir wieder hochkonzentriert und leidensfähig sein müssen.“
Der Trend spricht dabei für die Unterfranken, die im Jahr 2016 erst ein Spiel verloren und ihre Aufholjagd in der 3. Liga in Duisburg mit dem Aufstieg krönen wollen. „Wir dürfen nicht den Fehler machen und denken, dass wir mit einem Bein bereits aufgestiegen sind“, sagte Würzburgs Torschütze Richard Weil.
Mit seinem verwandelten Strafstoß (10. Minute) brachte er die Gastgeber vor 9806 Zuschauern im ausverkauften Würzburger Stadion in Führung, das 2:0 des eingewechselten Daniel Nagy (80.) sorgte für eine sehr gute Ausgangsposition. „Wir gehen am Dienstag in das Spiel, als ob es 0:0 stehen würde. 30 000 Duisburger werden gegen uns sein“, warnte Weil. Trainer Hollerbach verwies noch einmal auf die jüngere Geschichte: „Wir wissen, wo wir herkommen. Die Mannschaft genießt es.“ Als der 46-Jährige im Sommer 2014 übernahm, war Würzburg Viertligist - nun stehen im Erfolgsfall Duelle mit dem VfB Stuttgart oder Hannover 96 an.
In Duisburg geht derweil die Angst um, dass das furiose Saisonfinale mit 13 Punkten aus den vorigen sechs Spielen nicht mit dem Klassenverbleib belohnt wird. „Wir haben in diesem Jahr schon öfter Wunder geschafft. Wir werden es wieder probieren“, sagte Trainer Ilja Gruew nach einer schwachen Darbietung seines MSV. Direkt im Anschluss mussten sich die Spieler vor den wütenden Fans am Zaun rechtfertigen.
Im Rückspiel braucht der MSV nicht nur drei Tore, sondern auch einen anderen Auftritt. „Mit der Einstellung haben wir keine Chance“, erklärte Stürmer Kingsley Onuegbu und sendete einen klaren Appell an seine Mitspieler: „Wir müssen aufstehen und zeigen, dass wir Eier haben und Männer sind.“ Nicht dabei sein wird dann Kapitän Branimir Bajic, der in Würzburg seine zehnte Gelbe Karte gesehen hatte.
Helfen soll beim MSV nach einer Saison mit vielen Höhen und Tiefen das Vertrauen in die eigenen Stärken. „Hoffnung macht uns, dass wir die letzten Heimspiele alle gewonnen haben“, sagte Kevin Wolze und fügte im Bezug auf Gegner Würzburg hinzu: „Jeder weiß jetzt, dass es kein Selbstläufer ist.“ Trainer Gruew gestand ein, dass die Aufholjagd in Liga zwei „physische und mentale Kräfte gekostet“ habe. Er erklärte: „Unsere Situation ist sehr schwer. Aber wir haben noch eine Chance.“