Zehn Drittligisten hoffen auf Aufstiegs-Jackpot
Leipzig (dpa) - Was der Fußball-Bundesliga an Spannung an der Tabellenspitze abgeht, hat die 3. Liga im Überfluss. Zwar hat Arminia Bielefeld vier Zähler und einige Tore Vorsprung auf die Verfolger, doch ist das in dieser engen Liga nur ein schmales Polster.
Dahinter tummeln sich neun Mannschaften innerhalb von sechs Punkten. Jedes Team will unbedingt nach oben - auch weil die Liga nach Meinung der Club-Macher finanziell zu unattraktiv ist.
„Natürlich ist es mit unseren Transfers nicht die Zielsetzung, Zwölfter zu werden“, sagt Bielefelds Sportdirektor Sami Arabi, auch wenn er zugleich versucht, Zurückhaltung zu wahren. Die vier Punkte Vorsprung und die mit Abstand beste Tordifferenz seien trügerisch. Der Manager spricht aus der Erfahrung der Hinrunde: Die ersten beiden Heimspiele der Arminia gingen verloren. Im Dezember dann gewann man die letzten fünf Spiele ohne Gegentor. „Diese Gier“ will Arabi auch in der kurzen Rückrunde sehen.
Ähnlich klingt das bei den beiden ersten Verfolgern SC Preußen Münster und den Stuttgarter Kickers. Münsters Sportvorstand Carsten Gockel fände den eigenen Aufstieg „logisch“. Kickers-Sportdirektor Michael Zeyer sieht den Trend aus der vergangenen Rückrunde bestätigt: „Alle haben den Wunsch, oben zu landen, das ist für uns nicht anders.“
Den direkten Wiederaufstieg peilen die SG Dynamo Dresden und Energie Cottbus, die sich mit dem erstligaerfahrenen Ronny Garbuschewski vom Ligarivalen Chemnitzer FC verstärkten, an. „Wenn man sich die Tabelle anschaut, wäre es schwer zu vermitteln, das wir nur die Klasse halten wollen“, erklärt Dynamo-Sportdirektor Ralf Minge.
Dass sich die Vereine derart um den Aufstieg balgen, hat aber nicht nur sportliche Gründe. „Jeder Verein wünscht sich das, auch für die wirtschaftliche Konsolidierung. Die ist nur eine Etage höher möglich“, meint Zeyer. Ähnlich sieht das sein Bielefelder Kollege Arabi. „Allein der Sturz beim TV-Geld von 4,5 Millionen auf 760 000 Euro ist zu krass“, sagt er und fordert mehr Engagement seitens des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). „Wer, wenn nicht der DFB, ist in der Lage, mehr Erlöse zu finden. Der Aufwand von der zweiten zur dritten Liga ist kaum zu unterscheiden. Ob ich zum Auswärtsspiel nach Unterhaching oder zu 1860 München fahre, macht keinen Unterschied.“
Arabi wünscht sich einen Sicherungsfonds für die Absteiger aus der 2. Liga und könnte sich einen Hauptsponsor wie in der Frauenfußball-Bundesliga vorstellen. „Das Produkt ist gut, die Liga attraktiv, man muss sich nur unsere Sendezeit beim MDR ansehen“, meint Dynamos Minge. „Man muss nur mehr Ressourcen erschließen. Ein Jahr kann man Begeisterung entfachen, indem man etwas Junges, Erfrischendes an den Start bringt. Aber das kann man nicht fünf Jahre lang machen.“
Wie schnell die hohen Aufwendungen für einen möglichen Aufstieg ins Gegenteil umschlagen können, zeigt in dieser Saison das Beispiel FC Hansa Rostock. Die einst bundesligaverwöhnten Norddeutschen liegen mit vier Punkten Rückstand auf das rettende Ufer auf dem vorletzten Platz. Steigt der hoch verschuldete Club ab, ist die Lizenz für die Regionalliga und damit das Fortbestehen des Vereins gefährdet.