Alle Kölner jubeln — außer Hennes

Köln besiegt Frankfurt in einem unverhofften Spektakel. Diesen Tag wird sogar das FC-Maskottchen nicht vergessen.

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Köln. Es gibt einen hübschen Vorteil, die so ein Spiel am Sonntag mit sich bringen kann. Beim 1. FC Köln wusste Sonntagnachmittag schon vor dem Anpfiff jeder, dass keiner der Konkurrenten im Tabellenkeller dreifach gepunktet hatte. Und so hatte der FC die große Gelegenheit, sich selbst zum Gewinner des Spieltags zu krönen. Dass sich die Kölner den 4:2-Heimsieg über Eintracht Frankfurt jedoch mit einem Offensivfeuerwerk sicherten, damit hatten wohl die Wenigsten gerechnet.

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„So einen Sieg haben wir gebraucht“, sagte Torwart Timo Horn und setzte sein breitestes Grinsen auf. Kölns Heimschwäche war bisher chronisch. Nur neun Punkte hatte der FC zuvor in elf Heimspielen geholt, nur fünf Tore geschossen. „Wir haben zu Hause gewonnen, wir haben vier Tore geschossen — da gibt es nicht viel zu kritisieren“, sagte Trainer Peter Stöger zufrieden.

Stöger hatte seine Elf nach der schwachen Vorstellung beim Pokal-Aus in Freiburg ein bisschen offensiver ausgerichtet. Der wuselige Peszko rückte für Daniel Halfar ins Team, und weil Rechtsverteidiger Miso Brecko zurück auf die Bank musste und Pawel Olkowski für ihn nach hinten rückte, war erstmals auch für Stürmer Deyverson ein Platz in der Startelf frei geworden. Und Stögers Umstellungen fruchteten. Deyverson attackierte früh, Peszko belebte das Spiel, die Abwehrreihe des FC stand gewohnt sicher.

Was lange fehlte, waren Torchancen. Und wie das häufig so ist, braucht eine verunsicherte Mannschaft auch mal ein bisschen Dusel. Kölns Führung war nicht herausgespielt, sie war erkämpft — veredelt durch Deyversons feinen Lupfer (28.). „Schön, dass er getroffen hat, das tut ihm gut“, sagte Stöger. Den ganz großen Kübel Lob wollte er nicht über seinen Stürmer ausschütten — auch weil der Auftritt des Brasilianers ein bisschen wild war. Deyverson lief kreuz und quer über den Platz und verdiente sich nach mehreren Fouls seine Gelbe Karte in Minute 38 redlich. Nach einer Stunde holte Stöger den Angreifer runter — vollkommen ausgepowert und vollkommen Gelb-Rot-gefährdet.

Da hatte Köln gerade in Form von Alex Meiers Ausgleichstreffer (58.) die Quittung für die schwache Anfangsphase in Hälfte zwei bekommen. Meiers Tor gab Auftrieb, Frankfurt war dem Führungstreffer plötzlich näher als die Hausherren. „Da hätte das Spiel kippen können“, sagte Stöger. Es kippte aber nicht — weil der FC lange vermisste Offensivqualitäten entdeckte: Risse (72.), der eingewechselte Yuya Osako (78.) und Ujah (82.) brannten ein lange nicht gesehenes Torfeuerwerk ab.

Wie groß die Last war, die den Kölnern da von den Schultern fiel, zeigte Ujahs Jubel: Er packte Geißbock Hennes bei den Hörnern. „Er ist mein bester Freund“, sagte er später und lachte. Dass Stöger nach dem Sieg trotzdem nicht genauso breit grinste, war der Nachspielzeit geschuldet. Erst verletzte sich Olkowski, dann sah Kevin Wimmer nach einer Notbremse die Rote Karte und ermöglichte Meier per Elfmeter noch seinen zweiten Treffer zum 4:2 (90.+3).