Auch zweite DFB-Garde erstklassig: 4:2 gegen Ecuador
Boca Raton (dpa) - Wer hätte das gedacht? Auch ohne ihre Topstars aus München und Dortmund kann die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihre Fans begeistern.
Nach einem Blitzstart besiegte die zusammengewürfelte DFB-Auswahl mit den Doppel-Torschützen Lukas Podolski (1./17. Minute) und Lars Bender (4./24.) in Boca Raton zum Auftakt der USA-Reise das Team aus Ecuador mit 4:2 (4:1).
Vor etwa 5500 Zuschauern eröffnete Podolski den Torreigen gegen den Zehnten der Weltrangliste und designierten WM-Teilnehmer bereits nach neun Sekunden - schneller hat seit Beginn der Zeitmessung noch kein deutscher Nationalspieler getroffen. Für die erst nach der Pause stärker aufkommenden Südamerikaner trafen Antonio Valencia (44.) und Walter Ayovi (84.). Am Sonntag steht in Washington gegen das von Jürgen Klinsmann betreute US-Team das letzte Länderspiel der Saison auf dem Programm.
„Wir haben eine richtig starke erste Halbzeit gezeigt, aber mussten dann dem hohen Anfangstempo Tribut zollen“, sagte Torhüter René Adler, der erst im zweiten Durchgang ordentlich zu tun bekam, in der ARD. Ähnlich äußerte sich Podolski: „Es war eine sehr, sehr gute erste Halbzeit von uns. Am Ende haben wir nicht mehr so das Tempo mitgehen können.“ Joachim Löw sprach von einer „guten Erfahrung“ für die jungen Spieler. „Wir wollten von Beginn an ein Zeichen setzen, dass wir kompakt sind. Das hat die Mannschaft gut umgesetzt.“
Löws bunter Mix aus Routiniers und Grünschnäbeln schaffte es in kürzester Zeit und nach nur wenigen Trainingseinheiten beinahe perfekt, die Spielphilosophie des Bundestrainers auf dem Rasen umzusetzen. Spätestens nach 24 Minuten waren angesichts der Überlegenheit der deutschen Verlegenheitself und eines 4:0-Vorsprungs alle Kritiker an der USA-Reise widerlegt. Dem Direktspiel des gut organisierten DFB-Teams hatte Ecuador wenig entgegenzusetzen und kam in der ersten Halbzeit nicht über die Rolle eines harmlosen Trainingspartners heraus. Erst im zweiten Durchgang wurde die deutsche Defensive mehr beschäftigt. Dabei hatte auch Manuel Neuers Vertreter Adler im Tor mehrfach Gelegenheit sich auszuzeichnen.
Einen besonderen Nachmittag erlebte Podolski, der mit seinem 109. Einsatz den alleinigen dritten Platz in der Liste der deutschen Nationalspieler eroberte. Mit seinem Treffer nach nur neun Sekunden gelang dem Wahl-Londoner zudem das schnellste Tor in der DFB-Historie. Mit insgesamt 46 Treffern überholte er zudem in der internen Torjägerliste Karl-Heinz Rummenigge. Einen starken Eindruck hinterließen aber auch Sidney Sam und Max Kruse, die Löw als Neulinge Nummer 54 und 55 in seiner Amtszeit in die Startelf beordert hatte. Beide Debütanten glänzten als Torvorbereiter. In der Schlussphase kamen in Nicolai Müller und Philipp Wollscheid noch zwei weitere Neulinge zum Zug.
Bei schwülwarmen 28 Grad erwischte das DFB-Team einen Blitzstart wie noch nie in seiner 105-jährigen Länderspiel-Geschichte. Nach gerade einmal acht Sekunden luchste Podolski an der Strafraumgrenze dem unaufmerksamen Gabriel Achilier den Ball und traf im Anschluss zum 1:0. Nur dreieinhalb Minuten später profitierte Bender von einem präzisen Zuspiel des Debütanten Sam und vollendete gegen eine völlig unsortierte Abwehr der Ecuadorianer. Damit war der zweite Vergleich gegen die Südamerikaner nach dem WM-Duell vor sieben Jahren bereits frühzeitig vorentschieden. Das letzte DFB-Tor in der ersten Spielminute war Oliver Bierhoff im Juni 2000 beim 8:2 gegen Liechtenstein gelungen.
Gegen die völlig überforderte Hintermannschaft der Ecuadorianer durfte die Löw-Elf auch weiter nach Herzenslust kombinieren und schießen. In der 17. Minute legte Kruse auf für Podolski, der den Rückpass des Freiburgers volley zum 3:0 in die Maschen jagte. Aber auch der achte Doppelpack des Ex-Kölners im DFB-Trikot hatte den Torhunger noch nicht gestellt. Als Bender aus gut 20 Metern Maß nahm und Ecuadors Torhüter Maximo Banguera mit einer unglücklichen Reaktion mithalf, hieß es bereits Mitte der ersten Halbzeit 4:0.
Adler blieb eine halbe Stunde lang praktisch unbeschäftigt, dann wurde er durch einen Lattenschuss von Jefferson Montero erstmals aufgeschreckt. Beim Gegentreffer durch Antonio Valencia kurz vor der Pause war der Schlussmann des Hamburger SV machtlos. Vorausgegangen war ein Rempler gegen Marcell Jansen an der Seitenlinie, der von US-Schiedsrichter Ricardo Salazar nicht geahndet wurde.
Nach dem Seitenwechsel gelang es der DFB-Auswahl nicht mehr ganz so, die Konzentration hochzuhalten. Allerdings mussten die Spieler nun auch den ungewohnten klimatischen Bedingungen Tribut zollen. In der 59. Minute verhinderte Adler mit einer prächtigen Parade gegen Montero einen zweiten Gegentreffer. Am Ende brachte Löws Elf den verdienten Sieg vor allem mit kämpferischen Mitteln über die Zeit. Ein kleiner Schönheitsfehler am Ende war das 4:2 durch Ayovi, der Adler mit einem Freistoß in die kurze Ecke überraschte.