Kritik Bobic attackiert Özil: Art des Rücktritts „bisschen feige“

Frankfurt/Main (dpa) - Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic hat den zurückgetretenen Nationalspieler Mesut Özil scharf kritisiert und sieht diesen auch als Spielball einer gesellschaftlichen Debatte.

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„Klar, er kann sich jetzt in der Türkei abfeiern lassen. Aber das ist ein Trugschluss. Weil er im Endeffekt nur benutzt wurde, um zu spalten — vor allem hier in Deutschland“, sagte Bobic der „Bild am Sonntag“ eine Woche nach dem bemerkenswerten Rücktritt des Weltmeisters von 2014.

Dass Özil auch Rassismus und Respektlosigkeit anprangerte, kritisierte Bobic: „Das finde ich ehrlich gesagt unerträglich. Dieser Pauschalvorwurf des Rassismus entspricht einfach nicht der Realität.“ Mit den schweren öffentlichen Vorwürfen gegen die DFB-Spitze um Präsident Reinhard Grindel habe sich der 29-Jährige „wahrlich nicht als Teamplayer erwiesen“. Bundestrainer Joachim Löw, der lange Jahre auf Özil baute, soll vorher nicht informiert worden sein. „Ich finde die Art seines Rücktritts ehrlich gesagt ein bisschen feige“, sagte der frühere Stürmer.

Bobic vermutet, aus Özil spreche nach der durchwachsenen WM „gebrochener Stolz“. In einem Rundumschlag hatte der Arsenal-Profi erst Land, Leute, Sponsoren und DFB-Boss Grindel attackiert und anschließend seinen Rücktritt aus dem Nationalteam bekanntgegeben. Für den 46 Jahre alten Bobic ist es nun an Coach Löw, ein Statement abzugeben. „Sein Wort hat Gewicht. Er ist gefordert, Stellung zu beziehen“, sagte der Fußball-Funktionär.

Indes sieht Bobic die Vergabe der EM 2024 als maßgeblich für die Zukunft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) an. Auf die Frage, was eine Niederlage gegen Mitbewerber Türkei am 27. September bedeute, sagte er“: „Das wäre eine ganz große Niederlage. Das würde den DFB zerreißen und Köpfe kosten ohne Ende.“ Die Turbulenzen um Özil rund zwei Monate vor der Vergabe könnten auch die Vergabe des Turniers beeinflussen.

Auch Bobic glaubt, dass sich die durch den Özil-Rücktritt angefachte Rassismus-Debatte negativ auf die Bewerbung auswirken könnte. „Ja, sie schadet uns. Vor allem wie wir im Ausland wahrgenommen werden. Wir müssen dieses Thema deswegen auch bald abschließen und das Positive aufzeigen“, sagte der Fußball-Funktionär. Die Debatte sei aber auch „eine große Chance, wieder vermehrt über Integration zu sprechen“, erklärte Bobic.