Alario zeigt Gladbach die "lange Pfeife"
Nein, auf deutsch kann Lucas Alario noch keine Interviews geben. Dennoch weiß der Stürmer von Bayer Leverkusen, dass in der Bundesliga die Arbeit mit den Medien dazu gehört. Und nach einem Spiel wie dem 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach tritt Alario mit seiner spanischen Dolmetscherin natürlich auch gerne vor die wartenden Journalisten.
Das erste Tor selbst erzielt, das zweite vorbereitet - olé! "Das war ein schweres Spiel gegen einen schwierigen Gegner. Schön, dass wir gewonnen haben - die drei Punkte sind wichtig", sagte Alario.
Wichtig für die Qualifikation zur Champions League, denn die gibt zumindest Linksverteidiger Wendell offen als Ziel aus. "In der Europa League zu spielen, reicht uns nicht", sagte der Brasilianer. Jener Brasilianer, der bei der "Werkself" für die Elfmeter eingeteilt ist, am Spieltag zuvor beim 2:1 in Wolfsburg aber dennoch dem Argentinier Alario den Vortritt ließ. "Lucas hatte sechs Spiele lang nicht getroffen. Für einen Stürmer aber sind Tore wichtig für das Selbstvertrauen. Also habe ich ihn diesen Strafstoß ausführen lassen", erklärte Wendell.
Wie richtig der 24-Jährige mit seiner Geste lag, bewies Alario schon ein Spiel später. Mit seinen beiden Torbeteiligungen gegen die "Fohlenelf" konnte er seine Bilanz in Bundesliga und DFB-Pokal auf acht Treffer sowie sechs Tor-Vorlagen ausbauen. "Das tägliche Training tut mir gut. Dadurch gewöhne ich mich immer besser an den Verein und die Liga", meinte Alario. Schließlich musste er bis zum sechsten Spieltag auf seine Einsatz-Berechtigung warten. River Plate Buenos Aires wollte den rechtmäßigen Transfer bei der FIFA verhindern lassen.
In Argentinien ticken die Uhren halt anders. Ein Umstand, der Alario nach seiner Ankunft sogar im Alltag staunen ließ. "Ich war überrascht, was für ein Respekt hier von Mensch zu Mensch herrscht. Dass Fußgänger eine Straße ohne Gefahr überqueren können, ist in meiner Heimat völlig undenkbar", sagte der 25-Jährige. Für ihn vielleicht sogar ganz besonders. Ein Argentinier, der den Uruguayer Luis Suarez als Vorbild hat sowie ein Spieler von River Plate, dessen Lieblingsverein der ärgste Stadt-Rivale Boca Junios ist - da ist sehr starkes Durchsetzungsvermögen gefragt.
Durchsetzungsvermögen, welches für die "Werkself" im Kampf um die Champions-League-Teilnahme zur Trumpfkarte werden kann. Alario ist ein kompletter Angreifer, er erzielt Tore sowohl mit seinem starken rechten Fuß als auch mit dem linken. Trotz der für Stürmer eher geringen 1,84m besitzt Alario ein starkes Kopfballspiel, zudem kann er auf die Flügel ausweichen. "Lucas verfügt über unglaublich gute Laufwege. Er kommt zu Chancen, weil er sich sensationell frei läuft. Es tut uns gut, so einen Vollblut-Stürmer im Team zu haben", sagte Kapitän Lars Bender.
"Genau dieses Paket wollten wir", sagte Leverkusens Manager Jonas Boldt. Natürlich gibt es spektakulärere Spieler, was Lucas Alario gerade als Argentinier trotz aller Qualitäten dann schon ein Problem bereitet. Bei Lionel Messi, Paulo Dybala, Gonzalo Higuain oder Sergio Aguero dürfte eine Berufung in den WM-Kader der "Albiceleste" wohl nur ein Traum bleiben. "Ich konzentriere mich auf Leverkusen", sagte "El Pipa" - die Pfeife. So wird Alario wegen seiner langen, spitzen Nase genannt. Für Borussia Mönchengladbach war es keine Friedenspfeife.
Spielerbewertung Leverkusen Leno (3), Lars Bender (1,5), Tah (1,5), Sven Bender (1), Wendell (2,5), Baumgartlinger (1,5), Aranguiz (2), Havertz (4), Bailey (3), Volland (3,5), Alario (1,5)
Leverkusen: Leno - Lars Bender, Tah, Sven Bender, Wendell (ab 92. Retsos) - Baumgartlinger, Aranguiz - Havertz (ab 85. Kohr), Bailey (ab 69. Brandt) - Volland, Alario
Mönchengladbach: Sommer - Jantschke (ab 71. Cuisance), Ginter, Vestergaard, Elvedi - Kramer, Zakaria (ab 79. Drmic) - Hazard, Grifo - Stindl, Bobadilla (ab 64. Hofmann)
Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen im Allgäu)
Zuschauer: 28.809
Tore: 1:0 Alario (39.); 2:0 Brandt (93.)
Gelbe Karten: Zakaria (MG/61.), Vestergaard (MG/70.), Kramer (MG/74.)