Borussia Mönchengladbach Analyse: Gladbach verliert unglücklich

Gelsenkirchen. Selten hat eine Gastmannschaft den FC Schalke 04 derart in dessen Stadion so an die Wand gespielt wie nun der VfL Borussia. Und — man muss es mit Verlaub so deutlich sagen — selten hat ein Gegner in der Königsblau-Arena derart dämlich verloren wie nun Mönchengladbach.

Schalkes Max Meyer (r) und Gladbachs Granit Xhaka (l) kämpfen um den Ball.

Foto: Guido Kirchner/dpa

In allen Belangen haushoch überlegen, aber nicht im Toreschießen. So gesehen — Kompliment an S04. Wer aus wenig viel macht — das ist auch ein Qualitätsmerkmal. Kurzum: Schalke feiert am 27. Spieltag einen 2:1 (0:0)-Triumph gegen die Fohlen, zieht somit an Gladbach in der Tabelle vorbei und belegt vorerst Rang vier. Und Borussia? Muss wieder einmal höllisch aufpassen, dass eigene Fehler und Konzentrations-Mängel nicht am Ende sogar die Europapokalteilnahme kosten. Auswärts bekommt die Schubert-Elf kein Bein auf den Boden, ist seit mittlerweile acht Pflichtspielen in Serie in der Fremde sieglos. Zu wenig, um nachhaltig zu den Top Vier der Liga zählen zu können.

Der Moment des Spiels: Das muss Borussia auch erst einmal einer nachmachen: Vor dem Anpfiff laufen alle Fohlen inklusive Trainer-Team in weißen T-Shirts mit dem Aufdruck „JOSIP wir sind bei dir!“ auf. Gänsehaut-Aktion der Gladbacher für den schwer verletzten Stürmer Josip Drmic (Knorpelschaden im Knie), der seit der Winterpause bis zum Sommer an den Hamburger SV ausgeliehen ist. Vergessen ist Josip in der Fohlen-Kabine dennoch nicht, wie alle Gladbacher auf Schalker zeigten. Tolle Geste, Borussen!

Der Spieler des Spiels: Mal boxt er den Ball weg, mal klatscht er ihn einfach nur ab — oder nimmt den Fuß zur Hilfe. Wie auch immer, Schalkes Schlussmann Ralf Fährmann ist in einer denkwürdigen Partie gegen Gladbach der beste Profi auf dem Platz. Ihm und seinen zum Teil unglaublichen Rettungsaktionen haben es die Schalker zu verdanken, dass sie am Ende als Sieger den Platz verlassen dürfen. Besser als Fährmann an diesem Abend kann ein Schlussmann nicht auftreten. Respekt!

Der Aufreger des Spiels: Auch Schiedsrichter Marco Fritz tat das seinige dazu, damit der Schalker Weg zum Heimsieg geebnet werden konnte. Gleich zwei Mal drückte der Unparteiische beide Augen zu, als die Schalker Defensive doch sehr ungestüm, oder besser gesagt plump, zwei Borussen-Angriffe (Hazard/Stindl) im Strafraum „bremste“. Szenen, in denen so manch anderer Schiedsrichter im bisherigen Verlauf der Saison auch schon auf Strafstoß entschieden hat. Nur diesmal nicht. Und es spricht für die Borussen, dass weder Spieler, Trainer noch Manager sich an diesen Szenen hochhangelten. Obwohl selbst ein alter Schalker wie Mike Büskens bei Sky zugeben musste: Puh, das kann der Schiri auch anders entscheiden!

Chronik des Spiels: Borussia spielt zwar auswärts, übernimmt dennoch von Beginn an das Zepter. Gladbach setzt Schalke unter Druck, die Knappen kommen mit dem aggressiven Pressing nicht klar. Und Königsblau kann sich bei Fährmann bedanken, dass nicht schon nach den ersten 45 Minuten in diesem Spitzenspiel eine Vorentscheidung gefallen ist. Fährmann pariert stark gegen Hazard, Raffael, dazu gleich zweimal gegen Stindl. Und Schalke? Hat zwar auch zwei gute Chancen (Schöpf/Meyer), die allerdings Fohlen-Schlussmann Sommer entschärft. Das Duell Fährmann gegen Gladbach geht in Durchgang zwei weiter. So scheitert der enteilte Hazard frei am Torhüter. Borussia fehlt das Killer-Gen. Das rächt sich. Wie so oft. Gladbachs Nordtveit leistet sich ohne Not bei Ballbesitz einen haarsträubenden Blackout, Schalkes Sane schnappt sich den Ball, läuft allen weg, Hereingabe, der zurückgeeilte Nordtveit will klären, schießt Mitspieler Hinteregger an, drin, 1:0. Schalke führt. Kurz darauf trifft dann Meyer zum vermeintlichen 2:0, doch Schiedsrichter Fritz gibt den Treffer wegen Abseits nicht. Gegenzug Gladbach — Dahoud schießt den Ball an die Latte. Unfassbar, welche Chancen Borussia liegen lässt. Bis Stindl plötzlich zu Christensen durchsteckt, der Däne vollstreckt, 1:1. Wer glaubt, in allen Belangen überlegene Gladbacher drehen die Partie nun irrt. Xhaka fälscht unglücklich den ersten Schalker Torschuss (Goretzka) in der 2. Halbzeit ab. Der Ball ist drin, 2:1 für Schalke. Auf der anderen Seite vergibt Gladbach wieder beste Chancen. So boxt Fährmann einen Christensen-Kopfball sensationell raus, den Nachschuss haut Raffael an den Pfosten. Aus. Gladbach verliert — Schalke jubelt. Solche Endergebnisse sind wohl nur im Fußball möglich. Dass ein derart schwacher und überforderter Gegner am Ende triumphiert — in anderen populären Mannschafsportarten wie Handball, Basketball, Rugby, Hockey oder Volleyball sicherlich undenkbar.

Stimmen zum Spiel:

André Schubert (Trainer Borussia Mönchengladbach):
Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, haben Schalke phasenweise schwindelig gespielt und tollen Angriffsfußball gezeigt. Die Tore schenken wir natürlich viel zu leicht her. Das ist extrem ärgerlich, bei dem Chancenverhältnis. Der Ausgang des Spiels ist schon kurios. Das ist manchmal so im Fußball, und diesmal ist das extrem bitter für uns.

André Breitenreiter (Trainer Schalke 04):
Ralf Fährmann hat unfassbare Glanzparaden gezeigt und uns das Spiel gewonnen. Wir sind der glückliche Sieger. Wir haben den Gladbachern in der ersten Halbzeit zu vielen Chancen gelassen. Dann haben wir mehrfach umgestellt, haben die Zwischenräume aber trotzdem kaum verteidigt bekommen, weil Raffael und Stindl das sehr gut gemacht haben. Ein sehr glücklicher Sieg, aber wir müssen uns dafür nicht entschuldigen.