Borussia Mönchengladbach Analyse: Hahn ist Joker mit Vollstrecker-Qualitäten
Ingolstadt. Borussia Mönchengladbach ist unter dem neuen Trainer Dieter Hecking die aktuell erfolgreichste Mannschaft in der Rückrunde der Fußball-Bundesliga. Die Fohlen siegen am Sonntag beim FC Ingolstadt mit 2:0 (0:0) und liegen dank des dritten Auswärtserfolges in Folge auf Rang eins in der Rückserien-Tabelle.
Im Gesamtklassement befindet sich der VfL als Zehnter im Mittelfeld der Liga. Die Tore für Gladbach erzielen in Ingolstadt Stindl und Hahn. Bereits am Mittwoch hat die Borussia die nächste knifflige Aufgabe vor der Brust — dann geht es für die Hecking-Elf in den Volkspark, zum DFB-Pokal-Duell beim Hamburger SV.
André Hahn breitet in der Nachspielzeit die Arme aus — demonstriert mit breiter Brust: Wir haben es geschafft. Soeben hat Gladbachs Angreifer nach Vorlage von Dahoud, beide sind nach ihren Einwechslungen erst wenige Minuten auf dem Platz gewesen, den entscheidenden Treffer zum 2:0-Erfolg für die Borussia erzielt. Gladbach erlebt nach dem Triumph in der Europa League unter der Woche beim AC Florenz ein weiteres Erfolgserlebnis. Und Hahn ist als Joker mit Vollstrecker-Qualitäten dieses Mal wieder mittendrin statt nur dabei.
Yann Sommer hat nicht nur zum achten Mal in dieser Saison eine weiße Weste behalten, sprich kein Tor kassiert. Der Schlussmann von Borussia Mönchengladbach hat auch einen großen Anteil am Sieg in Ingolstadt. Mit zwei starken Paraden verhindert er eine mögliche Niederlage.
Für den ist Borussias Europapokal-Held Lars Stindl verantwortlich. Nicht wegen eines Dreierpacks wie noch in Florenz, sondern wegen eines angeblich irregulären Treffers, den der 28-Jährige zum zwischenzeitlichen 1:0 erzielt hatte. Doch was ist da in dieser 61. Minute genau geschehen? Eckstoß Mönchengladbach. Wendt gibt den Ball herein, Ingolstadts Abwehrspieler Matip köpft Stindl an, die Kugel springt Borussias Kapitän an die Brust, anschließend an den Arm und von dort aus ins Tor. Zählt — sagt Schiedsrichter Dingert. Sehen die Schanzer jedoch vollkommen anders. Es folgen wilde Proteste. Im TV sagt Sky-Schiedsrichter-Experte Peter Gagelmann: „Es sieht spektakulär aus, aber es ist keine Absicht zu erkennen. Korrekt, das Tor zu geben.“
Die Zuschauer im Sportpark bekommen zunächst eine zähe Partie geboten. Die Ingolstädter tun alles, um keinen Spielfluss aufkommen zu lassen, rennen und kämpfen, bauen zudem in nahezu kompletter Team-Stärke eine Art Defensiv-Mauer rund um den eigenen Strafraum auf. Folge: Borussia kommt nicht ins Rollen, finden keinen Raum für ihr Umschaltspiel. Erst nach 20 Minuten eine Art Torchance — Stindls Distanzschuss hat FCI-Keeper Hansen sicher.
Andere Seite: Tisserand kommt nach einer Hereingabe ungehindert zum Kopfball — trifft jedoch das Tor nicht. Glück für Gladbach. Nun ist Ingolstadt am Zug: Lezcano zieht aus der Drehung ab, aber Vestergaard wirft seinen massigen Körper dazwischen und blockt ab. Halbzeit. Nach der Pause ähnliches Bild - bis plötzlich Ingolstadts Matip köpft, aber Keeper Yann Sommer mit einem tollen Reflex den Fohlen-Rückstand verhindert.
Gegenschlag: Ecke Gladbach, Wendt gibt den Ball herein, Matip köpft Stindl an, Tor. 1:0. Ingolstadt rennt wütend an, hat mit Cohen noch eine Großchance — doch wieder pariert Sommer sehr gut. Borussia wartet auf den Todesstoß - der gelingt dann auch in der Nachspielzeit. Dahoud legt ab auf Hahn, der vollstreckt sicher, 2:0. Die Partie ist entschieden.
Dieter Hecking (Trainer Borussia Mönchengladbach): „Man hat gemerkt, dass meiner Mannschaft etwas Frische und Konzentration nach unserem Europapokal-Spiel unter der Woche in Florenz gefehlt haben. Wir haben viele Angriffe nicht sauber zu Ende gespielt, sind nicht so zielstrebig gewesen. Trotzdem bin ich begeistert, wie die Mannschaft in der zweiten Halbzeit sich präsentiert hat und auf ihre Chancen gelauert hat. Ich bin froh, dass wir das zweite Tor noch gemacht haben. Wir hätten uns nicht beschweren können, wenn der Schiedsrichter das 1:0 nicht gegeben hätte. Die Regel bietet aber ein Schlupfloch, denn es war keine Absicht von Lars Stindl. Das sieht man deutlich. Daher hat er regelkonform das Tor erzielt. Die Laufleistung ist erneut phänomenal gewesen. Nun haben wir das Spiel im DFB-Pokal beim HSV vor der Brust - und das wird sicherlich sehr interessant.“
Maik Walpurgis (Trainer FC Ingolstadt): „Ich will Lars Stindl beim 1:0 keine Absicht unterstellen, aber für mich geht die Hand zum Ball. Stindl kann sich sicher in der Bewegung nicht gegen das Handspiel wehren, aber es ist unzweifelhaft, dass es ein Handspiel ist, insofern: Freistoß für uns. Wir haben an der Reaktion der Gladbacher gesehen, dass sie sich selbst nicht wohl fühlten nach dem Tor. Deshalb habe ich dem vierten Offiziellen gesagt, dass man da noch einmal hätte nachfragen können, dass es aus meiner Sicht eine Fehlentscheidung gewesen ist. Das Spiel war sehr intensiv und absolut auf Augenhöhe. Wir hatten die etwas höhere Anzahl an Chancen. Ohne diesen Treffer zum 0:1 wäre es sicher auf ein 0:0 hinausgelaufen.“