Borussia stürzt ins Mittelmaß - die Nerven liegen blank
Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach ist in der Fußball-Bundesliga jäh ins Mittelmaß abgestürzt. Die Fohlen unterlagen am Samstag im Heimspiel gegen den FC Augsburg mit 1:2 (1:1) und sind seit nunmehr neun Partien in Folge ohne Sieg.
Dazu schaffte es die Mannschaft von Trainer Lucien Favre erneut nicht, eine eigene Führung über die Zeit zu bringen. Der Traum vom Europapokal ist für Gladbach, dem Sensations-Dritten der Hinrunde, vorerst vorbei. Mit 36 Punkten belegt der VfL nur noch Rang acht in der Tabelle.
Der Moment des Spiels: Es gibt sie noch, die unbekümmerte Freude im knallharten Geschäft Fußball-Bundesliga. Was die Augsburger Profis nach dem 2:1-Triumph in Gladbach auf dem Rasen und in der Kabine veranstalteten, darf ruhigen Gewissens als Party pur bezeichnet werden. Trainer Weinzierl und Manager Reuter tanzten und jubelten ausgelassen, die FCA-Profis schrien ihre Freude heraus, klatschten sich ab — und immer wieder „Ja,Ja-Rufe“. So freut sich ein Klub, der derzeit furios die Liga aufmischt und als starkes Kollektiv auf einen Europapokal-Platz gestürmt ist.
Der Spieler des Spiels: Er ist 36 Jahre alt, stand schon bei Klubs wie Juventus Turin, Arsenal London oder Espanyol Barcelona unter Vertrag. Keine Frage, Alexander Manninger hat in seiner Karriere schon einiges erlebt. Und dass der Torhüter des FC Augsburg immer noch zu den besseren Vertretern seiner Zunft zählt, stellte er nun beim Triumph im Borussia-Park unter Beweis. Manninger hielt den FCA in Durchgang eins wiederholt mit starken Paraden im Spiel, verhinderte so, dass Borussia den frühen 1:0-Vorsprung komfortabel ausbauen konnte. Seine Mitspieler wussten das zu nutzen — und drehten später mit einer beeindruckenden Moral die Partie komplett.
Der Aufreger des Spiels: Dass die Nerven aktuell bei so manchem Borussen-Profi angesichts der sportlichen Talfahrt sprichwörtlich blank liegen, zeigte sich bereits in Halbzeit eins. Als die Fohlen immer einfallsloser agierten und immer häufiger Schlussmann Marc-André ter Stegen mit Rückpässen ins Spiel brachten, setzte ein Raunen auf den Tribünen ein. Wohl so mancher Fan hatte dabei wohl ter Stegens schlimmen Lapsus aus dem Braunschweig-Spiel noch vor Augen. Der junge Keeper hatte sich bekanntlich per peinliche Slapstick-Einlage den Ball nach einem harmlosen Rückpass selbst ins Tor gelenkt. Und das hatten einige Fans wohl nicht völlig verdrängt. Was bei Rückpässen auf ter Stegen für leichte Unruhe sorgte. Das gefiel dem 21-Jährigen allerdings gar nicht — er machte darauf demonstrativ die Scheibenwischer-Geste Richtung Nordkurve. Das gefiel dann den Zuschauern erst Recht nicht.
Chronik des Spiels:
Nach einem Warnschuss von Augsburgs Baier gleich zu Beginn der Partie drehte die Borussia mächtig auf. Raffael gelang schon nach fünf Minuten mit einem sehenswerten Schuss aus 20 Metern die 1:0-Führung. Im Anschluss sah es so aus, als würden die Fohlen den FCA förmlich überrennen, Borussia erspielte sich mehrere Großchancen. Doch Kruse (zweimal), Raffael und Jantschke scheiterten am starken Torhüter Manninger. Das sollte sich rächen: Statt 2:0 oder gar 3:0 hieß es plötzlich 1:1 im Borussia-Park. Altintop (35.) nutzte einen Stellungsfehler in der VfL-Defensive aus und schoss artistisch an den verdutzten Dominguez und ter Stegen vorbei ins Tor. In der Folge war Borussia völlig von der Rolle. Daran konnte auch die Halbzeitpause nichts ändern. In Durchgang zwei gelang den Hausherren so gut wie nichts mehr, die entscheidenden Nadelstiche setzten die Gäste aus Bayern. Zunächst ließ der FCA zwar einige gute Chancen noch aus, schlug dann aber in der 81. Minute eiskalt zu. Werner vollendete einen schönen Konter mit dem letztendlich verdienten 2:1-Siegtreffer. Borussia steckt nun in der schlimmsten Krise in der Ära Favre.
Stimmen zum Spiel:
Lucien Favre (Trainer Borussia Mönchengladbach):
Wir sind tief enttäuscht. Wir sind früh in Führung gegangen, haben am Anfang auch gut gespielt und hätten das 2:0 nachlegen können. Trotzdem haben die Augsburger mit viel Power gespielt, sie waren nach Balleroberung und bei Kontern immer gefährlich. Das 1:1 bedauere ich sehr, weil diesem Gegentor ein unnötiger Ballverlust vorausgegangen ist. Nach dem Ausgleich haben wir zu überhastet gespielt. Wir waren zu sehr auf das Gewinnen fixiert und haben vergessen, realistisch zu spielen. Dadurch haben wir Bälle verloren und sind in Konter gelaufen. Beim 1:2 waren wir hinten in Unterzahl, das war sehr unnötig. Aber wir müssen das akzeptieren.
Markus Weinzierl (Trainer FC Augsburg):
Wir haben eine gute Partie abgeliefert. Kompliment an die Mannschaft. Dabei hatten wir zunächst Probleme, sind schon in der fünften Minute in Rückstand geraten. Das hat uns wehgetan und man hat der Mannschaft angemerkt, dass sie eine Zeit lang gebraucht hat, um wieder in den Rhythmus zu kommen. In der ersten Hälfte hatten wir in der einen oder anderen Situation ein bisschen Glück und einen guten Torwart. Aber es zeichnet unsere Mannschaft aus, dass sie zurückgekommen ist und den Ausgleich gemacht hat. Was die Mannschat in der zweiten Hälfte gezeigt hat, war sehr gut. Der zweite Treffer war wie aus dem Lehrbuch. Wir haben nun 38 Punkte - die haben in den vergangenen Jahren immer zum Klassenerhalt gereicht. Wir werden aber nicht nachlassen.
Statistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach:
ter Stegen — Korb, Stranzl, Dominguez, Daems — Jantschke, Nordtveit (84. Younes) — Herrmann (70. Hrgota), Arango — Raffael, Kruse (74. Mlapa)
FC Augsburg: Manninger - Vogt, Callsen-Bracker (65. Hong), Klavan, Ostrzolek - Baier - Hahn, Moravek, Halil Altintop (86. Kohr), Werner — Bobadilla (74. Ji)
Tore: 1:0 Raffael (5), 1:1 Altintop (35.), 1:2 Werner (81.), Gelbe Karten: -/- Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg) Zuschauer: 49 622
Gelbe Karten: -/-
Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)
Zuschauer: 49 622