Bundesliga-Saison Borussias Elch-Prüfung erfolgt erst in der Rückrunde
Mönchengladbach · Trainer Marco Rose hat in der Bundesliga eine starke erste Halbserie absolviert. Die Kunst ist nun, diese zu bestätigen. Das Aus in der Europa League war das Makel der Hinrunde.
Die Hinrunde endete für Borussia Mönchengladbach wie sie begann, mit einem 0:0. Es waren die einzigen beiden Unentschieden der "Fohlen" in der bisherigen Bundesliga-Saison, ihre zwei Zähler aber trugen mit zur Rekord-Halbserie bei. Es gab also viel Licht, aber bei aller Begeisterung durchaus auch Schatten. Wie also fällt die Bilanz des ersten Halbjahres unter Trainer Marco Rose aus? Was waren die Tops, was die Flops? Wo liegen in der Rückrunde Chancen und Risiko?
ALLGEMEIN: Mit 35 Punkten erzielte Gladbach in seiner 52. Spielzeit im deutschen Fußball-Oberhaus sein drittbestes Ergebnis. Nur in den Meister-Saisons 1969/70 und 1976/77 gab es umgerechnet auf die Drei-Punkte-Wertung mit jeweils 39 Zählern mehr. In der jüngeren Vergangenheit ist eine derartige Ausbeute jedoch keine Seltenheit. So holte Lucien Favre 2011/12 und 2013/14 ebenso 33 Punkte wie in der vergangenen Spielzeit auch Dieter Hecking. Beide Trainer wählten dabei allerdings einen auf viel Ballbesitz angelegten Spielstil. Den vom Verein gewünschten neuen Ansatz mit mehr Tempo und Dynamik konnte Marco Rose der Mannschaft überraschend schnell implementieren.
TOPS: Dazu trugen natürlich die Zugänge bei. Marcus Thuram benötigte kaum Eingewöhnung und kam auf sechs Treffer sowie fünf Tor-Vorlagen, der bei Schalke oft von Verletzungen geplagte Breel Embolo deutete mit sechs Treffern und zwei Tor-Vorlagen sein Potenzial an. Für diese Transfers verdient sich Manager Max Eberl ebenso ein Sternchen wie für die Vertragsverlängerungen mit Yann Sommer, Christoph Kramer, Laszlo Bénes und Florian Neuhaus. Ein Gewinner ist zudem Patrick Herrmann. Der neue Stil kommt dem flinken Stürmer ganz offenbar entgegen. Fünf Treffer und vier Tor-Vorlagen belegen seine wiedergewonnene Spielfreude. Bei der Angriffskraft geht fast unter, dass Gladbach mit 18 Gegentoren zusammen mit dem VfL Wolfsburg die wenigsten aller 18 Teams kassiert hat. Für diese Balance zwischen Offensive und Defensive war neben Torhüter Sommer sowie der stabilen Viererkette um Ginter und Elvedi besonders Abräumer Denis Zakaria maßgeblich.
FLOPS: Dies alles hat freilich nicht immer funktioniert. So groß die Euphorie in der Bundesliga auch ist, das frühe Aus in den beiden Pokal-Wettbewerben ist ein Makel. Dass im DFB-Pokal schon in der zweiten Runde Schluss war, mag auf Grund des unglücklichen Loses mit einem Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund noch erklärbar sein. Dass allerdings in der Europa League bereits nach der Gruppenphase das Stopzeichen kam, ist schwer verständlich. Bei einigermaßen seriöser Vergleichseinschätzung der drei Gegner bedeutet es, dass die Borussia in einer Gruppe mit Bayer Leverkusen, Erzgebirge Aue und Jahn Regensburg ausgeschieden ist.
AUSBLICK: So bleiben also nur noch 17 Bundesliga-Spiele, sie sind Chance und Risiko zugleich. Ohne Zusatz-Belastung sollte genug Kraft vorhanden sein, um den aufwendigen Spiel-Stil durchzuhalten. Es könnte allerdings auch sein, dass Trainer Rose nun weniger rotiert, um die Automatismen im Spiel-Ablauf weiter zu verbessern. Dann ist die Frage, ob die bislang gute Stimmung im Kader leidet. Schon jetzt hat Rose großes Vertrauen in eine Stamm-Besetzung. So spielten Sommer, Elvedi, Thuram (je 17 Einsätze), Zakaria (16), Lainer und Pléa (je 15) sowie Ginter, Neuhaus, Herrmann und Embolo (je 14) stets oder fast immer. Insgesamt setzte Rose 22 Spieler ein, die übrigen sieben Akteure im mit 29 Profis üppig ausgestatteten Gladbacher Kader spielten keine Rolle.
FAZIT: Winter-Zugänge sind demnach nicht zu erwarten, vielmehr könnte es zumindest auf Basis einer Ausleihe Abgänge wie den von Linksverteidiger Andreas Poulsen geben. Der junge Däne wäre bei einem Sommer-Fortgang von Wendt der Vertreter von Bensebaini, braucht dafür jedoch Spielpraxis auf höherem Niveau als der Regionalliga. Die Rückrunde aber wird nun zeigen, ob die Idee mit Rose Früchte trägt. Hecking hat nach guter Hinserie nur die Europa League retten können, sie wäre nun kaum Fortschritt. Zwar scheint Gladbach stark genug für die Champions-League-Qualifikation - doch die Zielgerade der Hinrunde mit nur noch einem Sieg aus vier Pflichtspielen sollte ein gemütliches Zurücklehnen verbieten.