Ein Lebenszeichen der Borussia
Köln verliert, Stuttgart auch, da war Borussia Mönchengladbach in Frankfurt gefordert, Boden im Abstiegskampf gut zu machen. Und sie packten diese Chance beim Schopfe, siegten 1:0 durch das Tor von Igor de Camargo (84.).
Bei der Eintracht, die bis dahin das schlechteste Bundesligateam des Jahres 2011 war. Kein Punkt, kein Tor in zwei Spielen: 0:3 gegen Hannover, 0:1 gegen Hamburg.
Aber gegen keine Mannschaft in der Liga feierte Frankfurt so viele Siege wie gegen die Gladbacher. Das 4:0 aus dem Hinspiel war der höchste Eintracht-Erfolg seit 16 Jahren in der Bundesliga. Am Sonntag aber hatten die Gladbacher die glücklicheren Momente auf ihrer Seite.
Am kommenden Samstag steigt nun der Abstiegsgipfel im Borussia-Park (18.30 Uhr) gegen die punktgleichen Stuttgarter.
Es war die Blitzheilung der Woche mit dem krönenden Tor zum Sieg. Igor de Camargos Augen leuchteten. „Ich bin überglücklich“, stammelte er nach den kampfbetonten 90 Minuten in Frankfurt. Sechs Minuten vor dem Ende tunnelte er Torhüter Oka Nikolov und grinste beim Jubel zufrieden in die Kamera verbunden mit einem Gruß an seinen Sohn Enzo.
Vorausgegangen war ein toller Pass von Idrissou auf Matmour, der den Belgien-Brasilaner im Strafraum perfekt in Szene setzte. Vor einer Woche gegen Leverkusen hatte er eine Bänder- und Kapselverletzung im linken Sprunggelenk erlitten, drohte zwei bis drei Wochen auszufallen. Am Sonntag hielt er 90 Minuten wacker durch und wirkte mit den drei Punkten putzmunter beim Jubel vor der Fankurve. „Meine Frau hat mich gut behandelt“, meinte er nachher glückselig, angesprochen auf seine schnelle Genesung.
War aus Gladbacher Sicht der Schlusspfpiff von Schiedsrichter Gaggelmann. Trainer Frontzeck herzte am Spielfeldrand Tony Jantschke, den er noch einwechseln wollte und daher in seiner nächsten Nähe stand. Danach brach sich die ungezügelte Freude Bann bei den Ersatzspielern, Betreuen und denen, die diesen vierten Saisonsieg — alle auswärts — mit einer erstaunlichen Leistungssteigerung nach der Pause verdient erkämpft hatten.
Nach 62. Minuten liegt der Ball im Gladbacher Tor vor der Frankfurter Fankurve, deren Jubel aber schnell verstummt. Martin Fenin schob ein, stand aber im Abseits beim Pass von Alexander Meier. Vorausgegangen war ein kapitaler Abwehrfehler von Martin Stranzl, der den Gladbachern kurz den Atem stocken und Torhüter Christopher Heimeroth in Leere laufen ließ.
In der auf Minusgraden tiefgekühlten Frankfurter Arena waren die Gastgeber Punktsieger in der Aufwärmphase des Spiels. Ohne Torjäger Theofanis Gekas, aber mit Spielmacher Caio, dessen Wechsel nach Moskau geplatzt war, dominierten die Frankfurter Raum, Ball und Gegner. Gladbach stand ihnen dabei hilfreich zur Seite, weil die Mannschaft keine Ballkontrolle ausübte und somit zumeist im Rückwärtsgang die Fehler im Aufbauspiel ausbügeln muste.
Trainer Michael Frontzeck hatte die Zentrale im defensiven Mittelfeld völlig neu geordnet mit Havard Nordtveit und Roman Neustädter. Hinrunden-Stammkraft Thorben Marx saß auf der Bank, Michael Bradley war gar nicht mehr im Kader, weil er vor einem Wechsel zu Aston Villa steht.
Frankfurts Spielüberlegenheit drückte sich auch in einem Chamcenvorteil aus. Ein Kopfball von Fenin (12.) Ein Freistoß von Caio (21.) und ein Pfostenschuss des Brasilianers (33.) schreckte die Gladbacher Abwehr auf. Das Offensivspiel der Borussen blieb unpräzise und fahrig. Mohamadou Idrissou lief 20 Minuten wie mit verbundenen Augen über den Rasen, Marco Reus und Mike Hanke blieben wirkungslos in ihren Aktionen.
Die einzige Chance zur Führung vergab Igor de Camargo. Sein Kopfballversuch (40.) am langen Pfosten frei vor dem Tor missglückte allerdings, behindert noch von Mitspieler Roman Neustädter.
Gladbach kam wie verandelt aus der Pause, attackierte frühzeitiger den Spielaufbau der Frankfurter, spielte weniger driekt und damit hektisch und bekam dadurch mehr Ruhe ins Spiel, selbst wenn Reus bei zwei kontern zu unpräzise in die Spitze spielte. Die größte Gladbaxcher Chance vor der Führung entschärfte Frankfurts Torhüter Nikolov, der einen Kopfball de Camargos aufd er Linie festhielt. Frankfurt verließ mit zunehmender Spieldauer der Glaube an einen Sieg.
Dadaurch fehlte den Aktion die letzte Überzeugung. So vergab Meier die größte Chance der Eintracht mit einem Schuss aus zehn metern, der ihm über den Spann rutschte.