De Camargo erlöst Borussia

Gladbachs Stürmer schießt seine Mannschaft näher an den Relegationsplatz.

Frankfurt. Einige Stunden vor dem Anpfiff in der Frankfurter WM-Arena hatte Igor de Camargo große Sehnsucht nach seiner Familie, telefonierte daher noch lange mit seiner Frau Giovana, schickte auch noch einen Liebesgruß an seinen einjährigen Sohn Enzo. „Ich mache heute ein Tor für dich“, versprach der Stürmer von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach seinem Sprössling. Und de Camargo hielt Wort — der Brasilianer schoss beim 1:0 (0:0)-Triumph des VfL am Sonntagabend in Frankfurt den entscheidenden Treffer.

In der 84. Minute schloss er nach einer tollen Kombination über Idrissou und dem eingewechselten Matmour den besten Angriff der Gladbacher gekonnt ab. Der Brasilianer bugsierte die Kugel durch die Beine des Eintracht-Schlussmannes Oka Nikolov, der Ball trudelte noch gerade so über die Torlinie — die Entscheidung in einem insgesamt schwachen Bundesliga-Spiel war perfekt.

„Ich sollte wohl öfters mit meiner Familie vor dem Spiel telefonieren. Das bringt uns offensichtlich Glück“, sagte de Camargo, der gefeierte Match-Winner, wenige Minuten nach dem Schlusspfiff. De Camargos Genie-Streich sorgte dafür, dass die Borussia im Abstiegskampf den Rückstand zu Relegationsplatz 16 auf drei Punkte verkürzen konnte, das rettende Ufer ist noch sechs Zähler entfernt.

„Wir müssen jetzt als Gruppe weiter hart arbeiten, dürfen nicht nachlassen und müssen schauen, dass wir im Heimspiel gegen Stuttgart nachlegen können“, richtete de Camargo schon gleich den Blick auf die nächste Aufgabe. Dass der 27-Jährige in Frankfurt überhaupt zum Helden avancieren konnte, daran hatte noch wenige Tage zuvor kaum jemand beim VfL zu denken gewagt.

Denn de Camargo musste im Training auf die Zähne beißen, die Knöchelverletzung aus dem Duell mit Bayer Leverkusen schmerzte noch gewaltig. „Meine Frau hat mich gut behandelt“, scherzte der Angreifer zunächst, machte dann aber klar: „Die Physios und der Arzt haben das super hingekriegt, ich hatte während des Spiels keine Probleme mehr.“

Bereits in der 70. Minute hatte de Camargo die Fohlen eigentlich in Führung gebracht — doch Schiedsrichter Peter Gagelmann entschied anders. „Der Schiri hatte eine andere Position als ich. Es war eine schwierige Entscheidung. Ich weiß nicht, ob der Ball komplett hinter der Linie war oder nicht.

Ich denke aber, er war drin. Aber das ist nun egal, wichtig ist, dass wir die drei Punkte mit nach Hause nehmen“, sagte de Camargo später mit der Gelassenheit des Siegers.